Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
Schulter legte.
Das war ihr egal. Sie war bei ihm, die Stimmen waren fort, und das war alles, was zählte.
Maddox setzte sich in Bewegung und wich geschickt den geisterhaften Bäumen aus. Immer wieder stöhnte er gequält und knurrte, als sei er wütend. Ashlyn bat ihn, sie abzusetzen, damit er nicht auch noch ihr Gewicht tragen musste, doch er verstärkte nur den Druck auf ihre Oberschenkel und gab ihr damit wortlos zu verstehen, dass sie verdammt noch mal die Klappe halten sollte. Schließlich entspannte sie sich und genoss einfach nur den Weg.
Er hätte ewig dauern können.
3. KAPITEL
G eh nach Hause, geh nach Hause, geh nach Hause. Maddox sagte die drei Worte wie ein Mantra auf, um sich von dem Schmerz abzulenken und um dem Drang zu widerstehen, jemandem Gewalt anzutun – einem Drang, der immer stärker wurde. Die Frau – Ashlyn – wippte auf seiner Schulter, was ihn unbarmherzig daran erinnerte, dass sein Wille jeden Moment nachgeben und er alles um sich herum töten konnte. Ganz besonders sie.
Du willst in einer Frau ertrinken? , stichelte der Dämon. Das ist deine Chance. Ertränk dich in ihrem Blut .
Er ballte die Hände zu Fäusten. Er musste nachdenken, doch die Schmerzen hinderten ihn daran. Sie hatte irgendeine Fähigkeit erwähnt und ihn um Hilfe gebeten. Oder? Einige ihrer Worte verloren sich in dem Gebrüll in seinem Kopf. Er wusste nur eines: Er hätte sie zurücklassen sollen.
Doch er hatte sie gequält schreien gehört, hatte ein verrücktes Stöhnen gehört, das auch Maddox so oft schon hatte ausstoßen wollen. Irgendetwas in ihm reagierte sofort, und er verspürte das intensive Bedürfnis, ihr zu helfen und ihre weiche Haut noch einmal zu berühren. Ein Bedürfnis, das erstaunlicherweise stärker war als sein Dämon.
Also war er zu ihr zurückgekehrt, obwohl er wusste, dass sie bei ihm in größerer Gefahr war als allein im Wald. Obwohl er wusste, dass sie höchstwahrscheinlich geschickt worden war, um ihn abzulenken und den Jägern Zutritt zur Burg zu verschaffen.
Idiot. Jetzt lag sie auf seiner Schulter, ihr weiblicher Duft reizte seine Sinne, und ihre weichen Kurven schmiegten sich an seinen gestählten Körper.
Erstich sie, heizte der Dämon ihn an.
Sie war so unglaublich schön, dass es nicht schwerfiel, zu begreifen, warum die Jäger sie geschickt hatten. Wer würde solch einem sinnlichen Wesen schon etwas antun wollen? Wer würde es schon zurückweisen? Er offensichtlich nicht.
Idiot, fluchte er wieder in sich hinein. Verfluchte Jäger! Sie waren tatsächlich in Budapest. Ihre Tätowierungen hatten die Erinnerung an die schwarzen Tage in Griechenland wachgerüttelt. Ohne Zweifel wollten sie einmal mehr ein Blutbad anrichten, das ließ sich aus den Gewehren und Schalldämpfern schlussfolgern, die Ashlyns Verfolger bei sich getragen hatten. Für Sterbliche kämpften sie ziemlich professionell.
Maddox war zwar als Sieger aus dem blutigen Tête-à-Tête hervorgegangen, doch er war nicht unversehrt geblieben. In seiner Wade klaffte eine Schnittwunde, und es fühlte sich an, als wäre eine Rippe gebrochen.
Anscheinend hatten sie sich mit der Zeit zu noch besseren Kämpfern entwickelt.
Wie Ashlyn wohl reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass sie tot waren. Würde sie weinen? Schreien? Schimpfen? Würde sie vor Kummer auf ihn losgehen?
Warteten in der Stadt noch mehr von ihnen?
Im Augenblick konnte er sich darüber keine Gedanken machen. Während er Ashlyn über der Schulter trug, beseelte ihn ein intensives Glücksgefühl. Die Hölle, in der er sein Dasein fristete, wich zurück, und was blieb, war eine Empfindung, die er nicht richtig einordnen konnte. Sehnsucht vielleicht. Nein. Er strich das Wort sofort wieder. Es wurde der Intensität, der Hitze des Gefühls nicht gerecht.
Situationsbedingte Besessenheit vielleicht.
Was auch immer es war, es gefiel ihm nicht. Das Gefühl war mächtiger als alles andere, was er je erfahren hatte, und es drohte, ihn zu beherrschen. Maddox konnte nicht noch eine unsichtbare Macht gebrauchen, die versuchte, die Kontrolle über ihn zu gewinnen.
Aber die Frau war einfach so … bezaubernd. So bezaubernd, dass es beinahe wehtat, sie anzusehen. Ihre Haut war weich und glatt, wie Zimt, den man zusammen mit Honig zu einer köstlichen Creme verrührt hatte. Ihre Augen waren ebenso honigfarben und blickten so gehetzt drein, dass es ihm die Brust zusammenschnürte. Er hatte bei einem Sterblichen noch nie einen derart gequälten Ausdruck gesehen und
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