Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
Foyer. Ihr panisches Geschrei hallte in Maddox’ Kopf, was seine dunkelsten Gelüste nur noch verstärkte. Vor seinem geistigen Auge stieg ihr blasses, liebliches Gesicht auf, wieder und wieder, bis es das Einzige war, was er sah. Sie war zu Tode erschrocken. Sie vertraute ihm, sie wollte ihn. Sie hatte die Arme nach ihm ausgestreckt.
In seinen Eingeweiden pulsierte die schiere Wut. Gleich wäre es Mitternacht, und er würde sterben – aber er würde jeden der hier Anwesenden mitnehmen. Ja, du musst sie vernichten.
„Zum Teufel“, murmelte Aeron. „Der Dämon hat vollkommen die Kontrolle übernommen. Wir müssen ihn bändigen. Lucien, komm wieder her. Schnell!“
Aeron, Reyes und Paris gingen auf ihn zu. Blitzschnell zog Maddox die Dolche aus der Scheide und warf sie ihnen entgegen. Die drei Männer, die mit dem Angriff gerechnet hatten, duckten sich, und die silbernen Klingen sausten über ihre Köpfe hinweg und blieben in der Wand hinter ihnen stecken. Zwei Sekunden später saßen die Männer auf Maddox, der flach auf dem Rücken lag. Fausthiebe trafen ihn im Gesicht, im Magen, in den Lenden. Er wehrte sich, er brüllte, knurrte und schlug um sich.
Er spürte, wie ihn Fingerknöchel im Gesicht trafen und der Kiefer ausgerenkt wurde. Ein Knie wurde ihm schmerzhaft zwischen die Beine gerammt. Er hörte nicht auf, sich zu wehren. Während des Kampfes gelang es den Männern, ihn die Treppe hinauf und in sein Schlafzimmer zu zerren. Maddox glaubte, Ashlyn schluchzen zu hören, er glaubte zu sehen, wie sie versuchte, die Männer aufzuhalten. Er stieß die Faust nach vorn und traf etwas – eine Nase. Er hörte ein Aufheulen. Spürte Befriedigung. Wollte mehr Blut.
„Verflucht! Kette ihn an, Reyes, bevor er noch jemandem die Nase bricht.“
„Er ist zu stark. Ich weiß nicht, wie lange ich ihn noch festhalten kann.“
Er kämpfte mehrere Minuten lang, vielleicht war es auch eine Ewigkeit. Dann spürte er kaltes Metall an Hand- und Fußgelenken. Maddox trat um sich und bäumte sich auf, wobei ihm die Handschellen tief ins Fleisch schnitten. „Ihr Bastarde!“ Der Schmerz in seinem Bauch war jetzt unerträglich, er trat nicht länger sporadisch auf, sondern war konstant. „Ich bringe euch um. Ich werde euch alle in die Hölle mitnehmen.“
Reyes stand über ihm. Auf seinem Gesicht spiegelten sich finstere Entschlossenheit und Bedauern. Maddox versuchte, ihn zu überwältigen, indem er das Knie hob und zutrat, doch die Ketten waren zu fest. Der andere Krieger zog ein langes, bedrohlich aussehendes Schwert aus der Scheide.
„Es tut mir leid“, flüsterte Reyes heiser, als die Uhr zwölf schlug. Dann stach er Maddox in den Bauch.
Das Metall durchbohrte sein Fleisch bis zur Wirbelsäule, ehe es wieder herausgezogen wurde. Sofort floss Blut aus der Wunde und lief über Brust und Bauch. Die Wut brannte ihm in der Kehle, in der Nase. Er fluchte; er krümmte sich.
Reyes stach noch mal zu. Und noch mal.
Der Schmerz … die Wut … Seine Haut fühlte sich verbrannt an. Nach den ersten drei Stichen waren seine Knochen und Organe bereits zertrümmert. Jede Träne, die er vergoss, war ein Bote seiner Qual. Er wehrte sich immer; er verspürte immer noch den übermächtigen Drang zu töten.
Eine Frau schrie: „Hör auf! Du bringst ihn ja um!“
Als ihre Stimme in Maddox’ Bewusstsein drang, kämpfte er umso wilder. Ashlyn. Seine Frau aus dem Wald. Seine. Zu ihr, er musste zu ihr. Er musste sie umbringen – nein! Musste sie retten. Umbringen … retten … die beiden Bedürfnisse kämpften miteinander. Er riss an den Ketten. Die Metallfesseln schnitten noch tiefer in seine Handgelenke und Knöchel. Dennoch bäumte er sich auf und trat um sich. Das Bett erzitterte unter der kraftvollen Bewegung, und Fuß- wie Kopfende neigten sich ächzend nach vorn.
„Warum tust du das?“, schrie Ashlyn. „Hör auf! Tu ihm nicht weh. Oh Gott, hör auf!“
Reyes stach erneut auf Maddox ein.
Schwarze Spinnenweben verschleierten seinen Blick, als er das Zimmer mit den Augen absuchte. Vage konnte er Paris erkennen, der die Arme um Ashlyn legte. Neben dem großen Mann wirkte sie wie ein Zwerg, der von seinem Schatten eingehüllt wurde. In ihren bernsteinfarbenen Augen und auf den viel zu blassen Wangen glitzerten Tränen.
Sie wehrte sich, aber Paris hielt sie fest und zerrte sie aus dem Zimmer.
Maddox stieß ein animalisches Brüllen aus. Paris würde sie verführen. Sie ausziehen und von ihr kosten. Sie würde ihm nicht
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