Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
hier ist.“
„Trotzdem, Aeron – wir werden sie nicht anrühren.“ Der Mann, zu dem diese Stimme gehörte, hatte tiefschwarzes Haar in der Form eines Heiligenscheins und verschiedenfarbige Augen – eins braun, eins blau. Sein Gesicht war völlig vernarbt. Auf den ersten Blick war er hässlich. Aber auf den zweiten Blick strahlte er etwas Hypnotisches aus, und er verströmte einen angenehmen Rosenduft. „Morgen früh wird sie in derselben Verfassung sein wie jetzt: atmend und bekleidet.“
„Du bist wie Maddox – der verdirbt uns auch immer den Spaß.“
Die ironische Stimme ertönte hinter ihrem Rücken, und mit einem spitzen Aufschrei wirbelte sie herum. Der schöne blasse Mann stand in der Tür. Er sah sie mit hungrigem Blick an, als stellte er sie sich nackt vor und als gefiele ihm, was er sah.
Ein Zittern lief ihr vom Kopf durch den ganzen Körper. Bastarde, jeder Einzelne von euch! Mit wildem Blick sah sie sich in dem Zimmer um und blieb schließlich an dem blutigen Schwert hängen, das achtlos auf den Boden geworfen worden war. Genau dieses Schwert hatte sich durch Maddox’ Körper gebohrt wie durch ein dünnes Seidentuch.
„Ich will wissen, wer sie ist“, verlangte der Kalte, der Tätowierte – Aeron. „Und ich will wissen, warum Maddox sie hergebracht hat. Er kennt die Regeln.“
„Sie muss einer von den Menschen auf dem Hügel sein“, bemerkte der Engel, „aber das erklärt immer noch nicht, warum er sie in die Burg mitgenommen hat.“
Hätte sie sich nicht gefühlt, als würde sie jeden Augenblick ohnmächtig werden, sie hätte an dieser Stelle gelacht. Ich hätte auf McIntosh hören sollen. Hier lebten tatsächlich Dämonen.
„Also?“, drängte Aeron. „Was machen wir mit ihr?“
Die Männer sahen sie wieder an, und Ashlyn bückte sich nach dem Schwert. Sie umfasste den Griff, stellte sich aufrecht und hielt die Spitze gegen den Feind gerichtet. Das Schwert war schwerer als sie gedacht hatte, und ihre Arme begannen sofort vor Anstrengung zu zittern. Doch sie hielt durch.
Die Männer beobachteten sie neugierig. Dass sie keine Angst zu haben schienen, entmutigte sie nicht im Geringsten. Obwohl sie Maddox nur kurz gekannt hatte, tobte eine wilde Trauer in ihr, die von ihr verlangte, ihn zu rächen.
Maddox. Sein Name hallte wie ein Flüstern in ihrem Kopf wider. Er war weg. Für immer. Ihr Magen verkrampfte sich schmerzhaft. „Ich sollte euch umbringen. Jeden Einzelnen von euch. Er war unschuldig.“
„Unschuldig?“, spöttelte jemand.
„Sie will uns umbringen. Haben uns die Jäger also doch gefunden“, meinte Aeron angewidert.
„Ein Jäger würde Maddox nicht als unschuldig bezeichnen. Selbst aus Spaß nicht.“
„Aber ein Köder schon. Denk daran, bisher war jedes Wort, das aus dem Mund eines Köders kam, eine Lüge, auch wenn ihre Gesichter immer arglos aussahen.“
„Ich habe am Bildschirm verfolgt, wie Maddox vier Männer erstochen hat. Das hätte er nicht getan, wenn sie unschuldig gewesen wären. Und ich hege große Zweifel daran, dass der Zufall zur selben Zeit eine unschuldige Frau in den Wald geführt hat.“
„Glaubt ihr, sie kann mit einem Schwert umgehen?“
Spöttisches Schnauben. „Natürlich nicht. Sieh doch nur, wie sie es hält.“
„Trotzdem, ein mutiges kleines Ding.“
Ashlyn sah die Männer mit offenem Mund an, kaum fähig, dem Gespräch zu folgen. „Ist es euch denn völlig egal, dass hier ein Mann ermordet wurde? Dass ihr einen Mann ermordet habt?“
Der schwarz gekleidete Engel lachte, er lachte tatsächlich, doch in seinen grünen Augen lag Schmerz. „Glaub mir. Maddox wird uns morgen dankbar dafür sein.“
„Wenn er uns nicht umbringt, weil wir alle hier waren“, entgegnete jemand.
Zu ihrem Erstaunen lachten die Männer. Alle schüttelten amüsiert den Kopf. Nur derjenige, der ihm die tödlichen Wunden zugefügt hatte, blieb still. Er betrachtete Maddox’ toten Körper mit schmerzerfülltem, reuigem Blick. Gut so. Sie wollte, dass er unter seiner Tat litt.
Der Einfühlsame, der glaubte, keine Frau könne ihm widerstehen, nahm sie ins Visier und schenkte ihr ein weiteres verführerisches Lächeln. „Leg das Schwert weg, Kleines, bevor du dich noch selbst verletzt.“
Entschlossen hielt sie es fest. „Komm doch und nimm es mir ab, du … du … Ungetüm!“ Die Worte kamen ihr unwillkürlich über die Lippen. „Ich kann vielleicht nicht mit einem Schwert umgehen, aber wenn du mir zu nahe kommst, werde ich dir
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