Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
widerstehen können; keine Frau konnte das. „Lass sie gehen! Sofort!“ Er versuchte so fieberhaft, sich zu befreien, dass in seiner Stirn eine Ader platzte. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.
„Schaff sie hier raus und sorg dafür, dass sie draußen bleibt.“ Reyes stach noch einmal auf Maddox ein. Der fünfte Hieb. „In ihrer Gegenwart ist er noch wilder als sonst.“
Musste sie retten. Musste zu ihr. Das Geräusch der rasselnden Ketten vermischte sich mit seinem Keuchen, als er weiter um seine Freiheit kämpfte.
„Es tut mir leid“, wiederholte Reyes.
Schließlich versetzte er ihm den sechsten Stich.
Augenblicklich schwand jegliche Kraft aus Maddox’ Körper. Der Dämon gab Ruhe und zog sich in den hintersten Winkel seiner Seele zurück.
Es war vollbracht.
Maddox lag auf dem Bett, das mit seinem eigenen Blut getränkt war, und konnte sich weder bewegen noch etwas sehen. Weder der Schmerz noch das Brennen ließen nach. Im Gegenteil, sie wurden immer stärker. Warme Flüssigkeit gluckerte in seiner Kehle.
Lucien – er wusste, dass es Lucien war, da er den trügerisch süßen Duft des Todes erkannte – kniete sich neben ihn und nahm seine Hand. Das bedeutete, dass sein Tod quälend nah war.
Doch die eigentliche Qual stand Maddox noch bevor.
Er und Gewalt würden die restliche Nacht in der Hölle schmoren, das war ein Teil des Todesfluchs. Er öffnete den Mund, um zu sprechen, doch es entwich nur ein Husten. Immer mehr Blut floss in seinen Hals und erstickte ihn langsam.
„Morgen früh hast du genug Zeit, uns alles zu erklären, mein Freund“, beschwichtigte Lucien. „Und jetzt stirb. Ich bringe deine Seele in die Hölle, so wie es sein soll – aber dieses Mal möchtest du vielleicht sogar lieber dort bleiben als dich, äh, dem Ärger zu stellen, den du uns ins Haus gebracht hast.“
„M-mädchen“, brachte Maddox endlich hervor.
„Keine Sorge“, beruhigte Lucien ihn. Die Fragen, die ihm unter den Nägeln brannten, behielt er für sich. „Wir werden ihr nichts tun. Du kannst dich morgen früh um sie kümmern.“
„Unberührt.“ Maddox wusste, wie merkwürdig diese Forderung war, da niemand von ihnen jemals Besitzansprüche auf eine Frau angemeldet hatte. Aber Ashlyn … Er war sich nicht sicher, was er am nächsten Tag mit ihr machen sollte. Hingegen wusste er genau, was er im Wald hätte tun sollen – und was er nicht hatte tun können. Doch das war in diesem Moment nicht von Belang. Das Einzige, was jetzt zählte, war, dass er sie mit niemandem teilen wollte.
„Unberührt“, wiederholte er mit kaum hörbarer Stimme, als Lucien nicht reagierte.
„Unberührt“, stimmte Lucien endlich zu.
Der Blumenduft wurde intensiver. Eine Sekunde später starb Maddox.
4. KAPITEL
W er bist du, und woher kennst du Maddox?“
„Lass mich los!“ Ashlyn wand sich in alle Richtungen und versuchte, sich aus dem eisernen Griff ihres Entführers zu befreien. In ihrem Knöchel pochte es, doch das kümmerte sie nicht. „Die bringen ihn da drin um.“ Oh Gott. Sie hatten ihn umgebracht, hatten immer wieder auf ihn eingestochen. Da waren so viel Blut … und so grausame Schreie. Bei dem Gedanken daran musste sie würgen.
Obwohl die Stimmen nach wie vor verschwunden waren, fühlte sie sich schlechter als je zuvor.
„Maddox wird es schaffen“, beruhigte der Mann sie. Maddox hatte ihm die Nase gebrochen – sie hatte es mit eigenen Augen gesehen –, aber der Knochen war fast augenblicklich wieder in seine ursprüngliche Position zurückgesprungen. Es war nicht mal ein Tröpfchen Blut zu sehen. Jetzt löste der Mann einen Arm von ihrer Taille, um ihr zärtlich eine Locke aus der Stirn zu streichen. „Du wirst schon sehen.“
„Nein, ich werde gar nichts sehen“, schluchzte sie wütend. „Lass mich los!“
„So sehr es mir auch widerstrebt, dir einen Wunsch auszuschlagen, aber ich habe keine andere Wahl. Du hast ihm übermäßige Qualen beschert.“
„ Ich habe ihm übermäßige Qualen beschert? Wer war es denn, der ihn erstochen hat? Ich ja wohl nicht! Und jetzt lass mich los!“ Da alles Strampeln und Boxen nichts half, hielt sie still und sah ihn an. „Bitte.“ Er hatte wunderschöne blaue Augen, und seine Haut war so hell wie Milch. Seine Haarfarbe war ein hinreißender Mix aus Braun und Schwarz. So einen bezaubernden Mann hatte sie noch nie zuvor gesehen. Er war zu perfekt, um echt zu sein.
Und trotzdem wollte sie nur weg von ihm.
„Entspann dich.“ Sein Mund verzog sich
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