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Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Titel: Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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wehtun.“
    Sie hörte ein Seufzen. Ein Lachen. Ein gemurmeltes „Was ist das für eine Frau, die Paris widerstehen kann?“
    „Ich schlage vor, wir sperren sie in den Kerker.“ Das kam von dem Mann namens Aeron. „Keiner weiß, was sie sonst noch anstellt.“
    „Einverstanden“, erwiderten die anderen.
    Ashlyn bewegte sich langsam in Richtung Tür, schüttelte den Kopf und hielt das Schwert noch fester. „Ich gehe jetzt. Hört ihr? Ich gehe! Und merkt euch meine Worte: Die Gerechtigkeit wird siegen. Jeder Einzelne von euch wird eingesperrt und hingerichtet werden.“
    „Morgen früh kann Maddox entscheiden, was wir mit ihr machen sollen“, bemerkte der Mann mit den verschiedenfarbigen Augen, ohne ihren Worten Beachtung zu schenken.
    Als wenn Maddox noch irgendetwas tun könnte …
    Ihr Kinn zitterte. Mit aufgerissenen Augen sah sie Maddox’ Mörder entschlossenen Schrittes auf sich zukommen.
    Tut mir nicht weh. Bitte, tut mir nicht weh.
    Eine Pause. Ein Knacken.
    Ein qualvoller Schrei.
    Mein Arm! Laute, gequälte Schluchzer. Ihr habt mir den Arm gebrochen! Ashlyn meinte, den Schmerz am eigenen Leib spüren zu können. Ich habe … nichts … Falsches … getan.
    Die Stimmen waren in voller Lautstärke zurückgekehrt.
    Sie kauerte auf dem Boden der dunklen, feuchten Zelle und zitterte vor Kälte und Angst. „Ich wollte doch nur jemanden finden, der mir helfen kann“, flüsterte sie. Stattdessen war sie direkt in eines von Grimms Märchen gestolpert – allerdings ohne Happy End.
    Das mache ich. Sofort. Ich brauche … nur … einen Moment.
    Es schien, als wanderte die einseitige Unterhaltung nun schon seit einer Ewigkeit durch ihren Kopf. Inzwischen war sie zu einem unstimmigen Konzert aus Wut, Verzweiflung und Schmerz angeschwollen. Dennoch erhob sich darüber noch eine weitere Stimme: die von Maddox. Keine Stimme der Vergangenheit, sondern eine Erinnerung. Grausame Schreie.
    „Und dafür hast du das Institut verlassen.“ Bekümmert und angewidert schüttelte sie den Kopf. Wie gern hätte sie geglaubt, dass dieser Tag nicht mehr als ein Albtraum gewesen war. Dass vor ihren Augen kein Mann ermordet worden war. Erstochen. Mit so vielen Hieben. Doch sie wusste es besser. Seine Schreie … Gott, seine Schreie. Wie sehr es ihn erbost hatte, dass er in Ketten lag und geschlagen wurde. Wie gequält er geschrien hatte … Diese Schreie waren schlimmer als alles, was sie je von einem Menschen gehört hatte.
    Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie bekam sein Bild einfach nicht aus dem Kopf – weder das Bild vor seinem Tod noch das Bild danach. Das raue, hübsche Gesicht, so ausdrucksstark, dass es fast schon wild wirkte. Das eingefallene, ausdruckslose Gesicht. Violette, strahlende Augen. Violette, geschlossene Augen. Der große, gebräunte, muskulöse Körper. Der gebrochene, blutüberströmte, leblose Körper.
    Sie wimmerte.
    Nachdem Maddox’ Mörder sie in den Kerker geworfen hatten, hatten sie ihr versprochen, ihr Decken und etwas zu essen zu bringen. Das schien schon Jahre her zu sein, aber bislang war niemand zurückgekehrt. Sie war froh darüber. Sie wollte sie nicht wiedersehen. Wollte sie weder hören, noch mit ihnen reden. Lieber hielt sie die Kälte und den Hunger aus.
    Schlotternd zog sie den Kragen ihrer Jacke fester. Sie war dankbar, dass sie sie noch besaß und die Männer, diese barbarischen Ungeheuer, sie ihr auf dem schier endlosen Weg in den düsteren Keller nicht weggenommen hatten.
    In dem Moment huschte irgendetwas fiepend über ihre Hand. Sie zuckte zusammen. Oh Gott, oh Gott, oh Gott. Eine Maus. Oder eine Ratte. Und wo eine war …
    Ihr drehte sich der Magen um, und sie suchte die Zelle mit hastigen Blicken ab. Nicht, dass das etwas gebracht hätte. Das Verlies war so dunkel, dass sie kaum die Hand – geschweige denn ein Ungeheuer – vor Augen sah.
    Bleib ruhig. Tief einatmen. Ganz ruhig. Langsam ausatmen.
    Ich sage euch alles, was ihr wissen wollt, aber bitte tut mir nicht noch mal weh, flehte der Mensch mit dem gebrochenen Arm, der schluchzend in ihren Kopf zurückkehrte. Ich wollte mich nicht hereinschleichen. Eine lange Pause. Na gut, okay, ich wollte es. Aber ich wollte nur sehen, wer hier lebt. Ich bin kein Jäger, das schwöre ich.
    Ashlyns Ohren zwickten, und sie drückte sich fester an die Felswand. Jäger, hatte der Mann gesagt. Maddox’ Mörder hatten sie einen Jäger genannt. Was meinten sie nur damit? Kopfjäger? Sie runzelte die Stirn und rieb sich den geschwollenen,

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