Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
Augen, und sein Körper spannte sich an. „Was gemacht?“ Sie verzaubert? Verführt? Plötzlich war seine Kehle wie zugeschnürt.
Jetzt schnaubte sie. „Na, sie eingesperrt. Was denn sonst?“
Die imaginäre Schnur um seinen Hals lockerte sich. „Du bist die Erste“, erwiderte er und gab sich Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen.
„Und was hast du mit mir besonderem Mädchen vor?“
„Das wird die Zeit zeigen“, gab er aufrichtig zurück.
Ein Schatten der Sorge legte sich über ihr Gesicht. „Wie viel Zeit?“
„Das sollten wir gemeinsam herausfinden.“
Sie runzelte die Stirn. „Du bist der kryptischste Mann, dem ich je begegnet bin.“
Er zuckte mit den Schultern. „Man hat mir schon gemeinere Dinge an den Kopf geworfen.“
„Das kann ich mir vorstellen“, murmelte sie.
Selbst ihre Beleidigung konnte ihn nicht vertreiben. Nur noch ein bisschen … „Ich wusste nicht, was du gerne isst, deshalb habe ich dir ein wenig von allem gebracht, was wir in der Küche hatten. Zugegeben, die Auswahl war nicht gerade groß.“
„Danke“, erwiderte sie und presste dann die Lippen aufeinander. Wut huschte über ihr Gesicht. „Ich weiß gar nicht, warum ich so höflich zu dir bin. Sieh nur, was du mir antust.“
„Ich kümmere mich um dich?“
Sie wurde rot und wandte den Blick von ihm ab.
„Gehörst du einem Mann, Ashlyn?“ Er hasste die Vorstellung.
„Ich verstehe deine Frage nicht. Ob ich verheiratet bin? Nein. Ob ich einen Freund habe? Nein. Aber ich habe Freunde und Menschen, die sich fragen werden, wo ich stecke“, fügte sie rasch hinzu, um sich bloß nicht angreifbar zu machen.
Wen hoffte sie eigentlich zu überzeugen? Ihn? Oder sich selbst?
„Sie werden nach mir suchen. Bestimmt“, bekräftigte sie, als er schwieg.
„Aber sie werden dich nicht finden“, erwiderte er zufrieden. Die vier Männer von letzter Nacht hatten es nicht auf den Hügel geschafft, und ihren anderen Freunden würde es genauso ergehen.
Wie zum Schutz legte sie sich die Hand auf den Hals, wodurch seine Aufmerksamkeit auf ihren hämmernden Puls gelenkt wurde. Warum fühlte er sich von ihrem Herzschlag nur derart angezogen? Warum fühlte er sich gezwungen, seine Hand daraufzulegen?
„Ich wollte dir keine Angst machen“, beruhigte er sie. Er war sich nicht sicher, wen von beiden seine Worte mehr überraschten – Ashlyn oder ihn.
„Ich verstehe dich nicht“, flüsterte sie.
Er verstand sich ja selbst nicht. Und je länger er hier stand und redete, umso weniger Sinn ergab sein Handeln. Er straffte die Schultern. „Jetzt bade erst mal. Ich komme später wieder.“ Bevor sie widersprechen konnte, verließ er, ohne sich noch einmal umzusehen, das Zimmer.
Es war besser so. In dem Moment, als er sie nach einem möglichen Freund oder Ehemann gefragt hatte, hatte sich der Dämon in ihm geregt. Er wollte kämpfen. Wäre er geblieben, hätte er sie angefasst. Wenn er sie anfasste, würde er sie nehmen. Aber er wollte nicht riskieren, dass sich ihr zärtliches Liebesspiel und die heißen Küsse plötzlich in Beißen, Kratzen und viel zu harten Sex verwandelten.
Das würde die zierliche Frau in seinem Zimmer nicht überleben.
„Verdammt“, fluchte er. Ashlyn war der bei Weitem niedlichste Mensch, dem er je begegnet war. Er wollte sie küssen und schmecken; sein besessener Körper sehnte sich nach ihr. Er wollte ihr nicht wehtun, auch wenn sie zugegeben hatte, dass sie von seinem Dämon wusste – und davon wussten nur Jäger oder Köder. Nein, er wollte sie nur glücklich machen.
Er drehte sich um und schloss die Tür von außen ab. Nur zur Sicherheit. Ansonsten führte nur noch ein Sprung von der Terrasse seines Schlafzimmers nach draußen, doch er bezweifelte, dass sie fünf Stockwerke tief fallen und auf zerklüfteten Felsen landen wollte. Trotzdem hatte er die zur Terrasse führenden Fenster zugeklebt – man konnte ja nie wissen.
Maddox schlenderte über den Flur und betete, dass die anderen Krieger nicht ausgeflogen waren. Nachdem er in seinem bereits verheilenden Körper erwacht war, hatte er als Erstes an Ashlyn gedacht. Er hatte sein Zimmer und etwas zu essen für sie vorbereitet und dann nach Lucien gesucht, den er im Gemeinschaftszimmer fand. Er wollte von ihm wissen, was genau geschehen war.
„Kerker“, murmelte der Mann mit einem seltsamen Glitzern in den Augen.
Wütend stob Maddox aus dem Raum. Er musste sich unbedingt davon überzeugen, dass sie in derselben Verfassung war, in der er
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