Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Titel: Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
Vom Netzwerk:
Viele waren blass, hatten lichtes Haar und trugen Brillen, da ihre Augen vom permanenten Blick auf die Monitore geschwächt waren. Erleichterung machte sich in ihr breit, woraufhin sie sich sofort schuldig fühlte. Vier Menschen waren letzte Nacht gestorben. Es sollte ihr nicht egal sein, ob sie sie kannte oder nicht.
    „Aber wieso musstest du das tun?“
    „Sie waren bewaffnet und wollten uns angreifen. Es gab nur zwei Möglichkeiten – sie töten mich oder ich sie.“
    Er sagte das vollkommen erbarmungslos, als sei es eine schlichte Tatsache. Diese Burg hatte sich als blutrünstig und brutal entpuppt. Und Maddox ebenfalls. Ihr Retter sprach wie ein Kriegsveteran … oder wie ein kaltblütiger Mörder, genauso wie die anderen Männer auf der Burg. Er hatte nicht gezögert, einen anderen zu ermorden, und würde es auch in Zukunft nicht tun.
    Warum also verspürte sie immer noch das Bedürfnis, in seine Arme zu sinken?
    Welche Gefühlsregung Maddox auch immer auf ihrem Gesicht erkannt haben mochte, sie schien seine Frage zu be antworten. Seine Augenbraue zuckte, und seine Lippen wurden schmal. Aus Unmut? Aber worüber? Noch ehe sie ihn weiter mustern konnte, drehte er sich um, stieg zwei Stufen höher und sagte: „Vergiss, dass ich es erwähnt habe.“
    „Warte.“ Sie machte einen Satz nach vorn, zuckte wegen des schmerzenden Knöchels zusammen und packte seinen Bizeps. Eine hilflose Geste, doch er blieb stehen.
    Seine Muskeln spannten sich, dann drehte er langsam den Kopf und knurrte beim Anblick ihrer Finger.
    Sie wich von ihm zurück. Nicht wegen seiner Reaktion, sondern weil sie schon wieder dieses seltsame Prickeln spürte. Wie gern hätte sie sich eingeredet, dass es elektrostatische Aufladung war. Irgendetwas eben, nur nicht dieses unangebrachte Verlangen.
    „Entschuldige“, murmelte sie. Nicht berühren, rief sie sich ins Gedächtnis. Das war für beide besser. Anscheinend konnte sie die Reaktionen ihres Körpers in seiner Nähe nicht kontrollieren. Eine längere Berührung, und sie würde die Kontrolle über sich verlieren. „Maddox?“
    Im Profil wirkte sein Gesicht irgendwie leer, vollkommen emotionslos. „Ja?“
    „Entschuldige, aber theoretisch gesehen ist jetzt ‚später‘, und ich würde gern auf Thema Nummer eins zurückkommen. Was bist du?“ Ehe er einfach weitergehen konnte, als hätte sie nichts gesagt, fügte sie hastig hinzu: „Ich habe deine Fragen beantwortet. Also beantworte bitte auch meine.“
    Schweigend sah er sie an.
    Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. Sein Blick folgte der Bewegung, und seine Nasenlöcher blähten sich auf. Entgegen ihres Willens begann sie wild draufloszuplappern: „Sieh mal, auf der Welt gibt es so viele ungewöhnliche Wesen. Niemand weiß das besser als ich. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich aus erster Hand weiß, dass Dämonen tatsächlich existieren? Ich möchte einfach nur wissen, mit wem ich es hier zu tun habe.“ Sei still. Halt die Klappe.
    Wenn er doch nur antworten würde. Noch nie zuvor hatte sie eine Redepause füllen müssen. Niemals hätte sie gedacht, dass Stille so unangenehm sein konnte.
    Mit präzisen Bewegungen kam er eine Stufe herunter, wodurch er den kurzen Abstand zwischen ihnen noch verringerte; sie wich ebenfalls zurück und vergrößerte die Distanz wieder.
    „Keine Fragen mehr. In einer Stunde sollst du gebadet sein, etwas gegessen haben und dich ausruhen. Du bist von oben bis unten verdreckt, taumelst vor Schwäche und hast dunkle Ringe unter den Augen. Danach können wir … reden.“
    Wieder dieses Zögern. Es beunruhigte sie, und sie schluckte schwer. „Wenn ich dich bitten würde, mich in die Stadt zurückzubringen, was würdest du sagen?“
    „Ganz eindeutig Nein.“
    Dachte ich mir schon. Sie ließ die Schultern hängen. Egal, wie sehr sie diesen Mann wollte – oder vielleicht gerade weil sie ihn so sehr wollte – sie musste anfangen, sich wie ein Mensch zu verhalten und fliehen.
    Was, wenn sie als Nächstes erstochen werden sollte? Sie würde gewiss nicht von den Toten auferstehen, so viel stand fest.
    Gestern noch hätte sie ihre Seele an den Teufel verkauft, um hierherzukommen. Wem versuchst du eigentlich, etwas vorzumachen? Du hast deine Seele an den Teufel verkauft. Vielleicht würde sie nie lernen, die Stimmen zu beherrschen, wenn Maddox nicht an ihrer Seite war, aber sie konnte einfach nicht länger bleiben. Hier war es viel zu unsicher und gefährlich.
    Aber wenn sie fliehen

Weitere Kostenlose Bücher