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Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Titel: Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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ist nur eine Frau. Sie ist nicht mehr für mich als ein vorübergehender Zeitvertreib. Die Schatten und der Schmerz, die er in ihren Augen gesehen hatte, bedeuteten nichts. Sie würden ihn nicht erweichen und erst recht nicht verzaubern. Jetzt nicht mehr. Er hatte angefangen, wie die anderen über sie zu denken.
    Noch mehr von diesen absurden Kämpfen, und er könnte nie wieder in den Spiegel blicken.
    Zur Hölle! Womöglich hatten die Götter nun doch beschlossen, ihn zu züchtigen, und Ashlyn geschickt, damit sie ihn in den Wahnsinn trieb und ihm noch mehr Schmerz zufügte. Vielleicht sollte sie ihn bestrafen. Vielleicht müsste er sich nachts nicht mehr nach dem ewigen Tod sehnen. Vielleicht müsste er sich von nun an den ganzen Tag lang nach dem ewigen Tod sehnen.
    „Wieder gut?“, fragte Lucien.
    Bei Weitem nicht. Er mochte sich zwar beruhigt haben, aber ihm war elender zumute als je zuvor. Dennoch nickte er und trottete ohne ein weiteres Wort den Flur entlang, die Treppe hinauf und weiter bis zu seinem Flügel der Burg. Am besten brachte er die Sache schnell hinter sich.
    Als Lucien und Aeron sich wieder an seine Seiten gesellten, sagte Aeron: „Mein Messer.“
    „Ist hübsch“, erwiderte Maddox. Er verstand ihn absichtlich falsch und machte keine Anstalten, es ihm zurückzugeben.
    Aeron schnaubte. „Ich wusste gar nicht, dass du so dringend eine Waffe brauchst.“
    „Wenn du es behalten willst, pass halt besser darauf auf.“
    „Das Gleiche gilt für deinen Kopf.“
    Maddox erwiderte nichts. Je näher sie seinem Schlafzimmer kamen, desto stärker konnte er Ashlyns Honigduft riechen. Ihren Eigenduft. Er stammte weder von einer Seife noch von einem Parfum, sondern einzig von ihr. Seine Muskeln verkrampften sich schmerzhaft, und sein Geschlecht pochte vor Hitze und Verlangen. Es kam ihm so vor, als hätte er schon seit einer Ewigkeit darauf gewartet, einen Schluck von diesem Honig zu probieren. Sie ist genauso wie jede andere Frau, denk daran. Nichts Besonderes.
    Er warf seinen Freunden verstohlene Blicke zu. Offenbar nahmen sie ihren Duft nicht wahr. Gut so. Er wollte Ashlyn ganz für sich alleine. Nichts Besonderes, verdammt noch mal.
    An der Türschwelle angekommen, blieben sie stehen. Aeron straffte die Schultern und hielt das verbliebene Messer im Anschlag. Eine harte Maske hatte sich über sein Gesicht gelegt, als wäre er bereit, alles zu tun, was notwendig war. Auch Lucien hatte nun eine Waffe in der Hand – eine entsicherte Pistole mit 11-Millimeter-Kaliber.
    „Seht genau hin, bevor ihr angreift“, forderte Maddox sie eindringlich auf.
    Sie nickten, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    „Auf drei. Eins.“ Er horchte angestrengt. Von drinnen drang kein Laut heraus. Er hörte weder Badewasser plätschern noch Teller auf dem Tablett klappern. War Ashlyn tatsächlich geflohen? Falls ja …
    „Zwei.“ Sein Magen zog sich vor Wut und Angst zusammen, wodurch die Stichverletzungen zu brennen begannen. Er umklammerte den Messergriff. Er würde einfach die Burg verlassen und jeden Winkel der Welt nach ihr absuchen.
    Nichts Besonderes, natürlich.
    „Drei.“ Er drehte den Schlüssel um und öffnete die Tür. Die Scharniere quietschten. Die drei Männer stürmten leise ins Zimmer. Sie waren auf alles vorbereitet. Maddox sah sich im Raum um und registrierte jedes Detail. Der Boden – ohne Fußspuren. Die Fenster – immer noch geschlossen. Das Essenstablett – unberührt. Einige seiner Kleidungsstücke waren aus dem Schrank gezogen worden und lagen nun auf dem Fußboden verteilt.
    Wo war sie?
    Aeron und Lucien schwärmten aus, während er sich wachsam zentimeterweise an der Schrankwand entlangbewegte. Er sprang mit erhobenem Messer in den kleinen Zwischenraum. Nichts.
    Die Decke auf seinem Bett raschelte, und ein leises Stöhnen drang zu ihm herüber.
    „Waffen runter“, befahl Maddox mit einem scharfen Flüstern. Das Seufzen der Frau brachte sein Blut in Wallung.
    Erst nach einigen Sekunden gehorchten die beiden Männer ihm. Langsam und schwitzend näherte sich Maddox dem Bett. Aus irgendeinem Grund zitterte er wie Espenlaub. Er befürchtete, dass er dem Anblick, der sich ihm in wenigen Sekunden böte, nicht gewachsen war.
    Er hatte recht.
    Er erblickte eine schlafende Schönheit. Ashlyn. Engel. Zerstörung.
    Ihr hellbraunes Haar lag aufgefächert auf seinem schneeweißen Kissen. Ihre Wimpern, die zwei Nuancen dunkler waren als die Haare, warfen spitze Schatten auf ihre verschmutzten Wangen.

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