Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
Vortag. „Es war ein Fehler herzukommen. Das weiß ich jetzt. Ich verspreche euch, niemandem auch nur ein Wort zu erzählen.“
„Ich weiß, dass ich für Ärger gesorgt habe“, wandte er sich an Aeron.
Sein Freund zog frech die Augenbraue hoch. Maddox hasste das. „Willst du dich nicht dafür entschuldigen?“
Nein, das Ganze tat ihm nach wie vor kein bisschen leid, und das war das Schlimmste an der Sache.
„Jetzt vergesst die Frau mal für einen Moment“, mischte sich Lucien ein und machte eine entschlossene Geste mit der Hand. „Du hast sie gesehen. Es geht ihr gut. Und anscheinend hat sie keine Jäger hereingelassen – zumindest noch nicht. Jetzt müssen wir uns um eine dringendere Angelegenheit kümmern. Was ich vorhin versucht habe, dir zu sagen, ist: Die Götter sind nicht die, für die du sie hältst.“
„Maddox, wir müssen mit dir reden“, ertönte eine raue Stimme, die Maddox die Gelegenheit nahm, etwas auf Luciens Bemerkung zu erwidern.
Lucien warf frustriert die Hände in die Luft, und Maddox drehte sich um. Er erblickte Reyes, der von Paris und Torin flankiert wurde. Promiskuität und Krankheit sahen finster drein, während Schmerz wie ein Irrer grinste.
„Deine Frau muss gehen“, knurrte Reyes. „Ich habe sie die ganze Nacht lang gerochen und ertrage diesen Gewittergeruch keine Sekunde länger.“
Gewitter? Ashlyn roch nach Honig. Dennoch musste er bei dem Gedanken, dass sich ein anderer Mann ihrer Gegenwart so sehr bewusst war, fest die Zähne zusammenbeißen. „Sie bleibt“, erwiderte er knapp.
„Wer ist sie, warum ist sie immer noch hier, und wann kann ich sie endlich nackt sehen?“, fragte Paris und zog dabei neckisch die Augenbraue hoch.
„Jemand sollte sie töten“, meinte Reyes.
„Niemand wird sie anfassen!“
Aeron schloss die Augen und schüttelte resigniert den Kopf. „Es geht schon wieder los.“
„Im Gegensatz zu Reyes stört mich ihre Anwesenheit nicht“, bemerkte Paris und rieb dabei die Handflächen aneinander. „Es stört mich nur, dass du nicht teilen willst. Ich würde sie gerne …“
Noch ehe Paris den Satz beenden konnte, schubste Maddox ihn zur Seite. „Kein weiteres Wort. Ich weiß genau, was du gern mit ihr tun würdest. Aber ich sage dir eins: Nur über meine Leiche.“
Paris runzelte die Stirn, und sein blasser Teint verfärbte sich vor Wut rot. „Mach dich mal locker, Arschloch. Ich hatte heute noch keine Frau und bin echt nicht in der Stimmung für so einen Mist.“
Torin blieb in der Ecke stehen und beobachtete die Szene amüsiert. „Findet ihr das auch so unterhaltsam wie ich? Das ist ja noch besser, als sich die Broker bei einem Börsencrash anzuhören.“
Maddox zwang sich, seine Wut zu kontrollieren und Ashlyn in die hinterste Ecke seines Kopfes zu verbannen – wo sie auch hingehörte. Als Frau, als Mensch oder als möglicher Köder war sie die letzte Person, die bei ihm einen Beschützerinstinkt auslösen sollte.
Sollte, sollte, sollte. Argh! Schluss damit. Endlich. Bald. Sofort.
„Genug jetzt!“, schrie Lucien.
Alle verstummten und starrten Lucien überrascht an. Es war gänzlich untypisch für ihn, die Stimme zu erheben.
„Waren in der Stadt Jäger?“, wandte er sich an Paris und Reyes.
Reyes schüttelte den Kopf. „Wir haben keine gefunden.“
„Gut. Das ist gut. Vielleicht hat Maddox tatsächlich alle getötet.“ Lucien nickte zufrieden. „Aber Maddox kennt die Neuigkeiten über die Götter noch nicht. Wir müssen es ihm erzählen. Außerdem haben Aeron und ich … letzte Nacht etwas getan.“
Aeron versteinerte. „Wir haben ausgemacht, es ihnen nicht zu sagen.“
„Ich weiß.“ Lucien seufzte. Nicht mehr lange, und ihm würde der Geduldsfaden reißen. „Ich habe es mir eben anders überlegt.“
„Du kannst es dir aber nicht einfach so anders überlegen!“, brüllte Aeron und sprang mit einem Satz auf Lucien zu.
„Doch, das kann ich, und ich habe es getan“, war die Antwort. Nicht vollkommen ruhig, aber fast – wenn auch kalt wie Stahl.
„Was ist hier los?“ Maddox ging dazwischen und brachte die Männer auseinander. Ausnahmsweise war er mal nicht derjenige, der Beschuldigungen und Schläge austeilte. „Ich bin jetzt bereit zuzuhören. Du hast die Götter erwähnt. Ich weiß, dass Aeron zu ihnen gerufen wurde, aber ich war bisher zu abgelenkt, um nach den Details zu fragen. Was wollten sie von ihm?“
„Später“, vertröstete Torin ihn, ohne Lucien aus den Augen zu lassen. „Was hast
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