Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
nein. Ich gehe nicht ohne meine Familie“, stieß Danika panisch hervor.
Aeron ignorierte sie und zog sich das T-Shirt über den Kopf. „Bringen wir die Sache hinter uns.“ Er war braungebrannt und muskulös, und sein Körper war von so vielen Tätowierungen übersät, dass es schwerfiel, eine von der anderen abzugrenzen.
Maddox nahm nur zwei Tattoos wahr: den schwarzen Schmetterling, der an Aerons Rippen entlangflog, und den Teufel, der seine hässlichen Flügel über die Konturen seines Halses ausbreitete. Einen Mann wie Aeron wollte man gern zum Freund, aber niemals zum Feind haben.
„Halt. Es besteht kein Grund, sich auszuziehen.“ Danika schüttelte vehement den Kopf. „Zieh dir das T-Shirt wieder an. Und zwar sofort, verdammt noch mal!“
Aeron strahlte grimmige Entschlossenheit aus, als er sich ihr näherte.
Danika sah Reyes panisch an. „Lass nicht zu, dass er mich vergewaltigt. Bitte. Reyes, bitte.“
„Er wird dich nicht auf diese Art anfassen“, presste Reyes zwischen den Zähnen hervor. „Das verspreche ich dir.“
Irgendetwas stimmt nicht mit ihm, dachte Maddox. Reyes’ schwarze Augen waren am Rand scharlachrot. Genauso wie das Schmetterlingstattoo auf Maddox’ Rücken. Es schien, als steigerte sich in ihm ein Schmerz – wegen Danika? – allmählich zu einem Gewaltausbruch.
Das Mädchen war durch Reyes’ Worte nicht im Geringsten beruhigt. Dennoch ging Aeron unbeirrt Schritt für Schritt auf sie zu. Danika huschte wie eine Maus von einer Seite des Zimmers zur anderen und gab sonderbare Laute von sich. Ein leises, röchelndes Keuchen, das so verzweifelt und wild klang, dass Reyes’ Atem plötzlich schneller ging. Maddox war sich sicher, dass Schmerz jeden Moment über Zorn herfallen und ihn zerklauben würde.
„Aufhören“, forderte Ashlyn Aeron auf.
Der Krieger hatte die verzweifelte Frau in die Enge getrieben.
Schreiend trat sie wild um sich und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum, um ihn sich vom Leib zu halten. „Fass mich nicht an. Wag es ja nicht, mich anzufassen!“
„Ich werde dir nicht wehtun“, erwiderte Aeron ruhig.
Sie rammte ihm das Knie in die Weichteile. Er keuchte und krümmte sich ein bisschen. Sonst nichts.
„Fuck you“, fauchte sie wie eine Wildkatze, die sich nicht zähmen lassen wollte. „Ich werde mich bestimmt nicht von dir vergewaltigen lassen. Eher sterbe ich.“
„Ich will dich nicht vergewaltigen. Aber wenn es sein muss, schlage ich dich k.o. Und ich verspreche dir, das wird dir nicht gefallen.“
Statt sie einzuschüchtern, machte seine Drohung sie nur noch wütender. Sie wehrte sich immer heftiger und rammte Aeron den Ellbogen in den Magen. Ihr Knie landete ein weiteres Mal in seinen Lenden. Der Angriffe allmählich überdrüssig, hob Aeron die Faust.
Ashlyn verkrampfte sich und stöhnte. „Hört auf. Ich brauche die Tabletten nicht. Ehrlich.“
„Tu ihr nicht weh“, knurrte Reyes.
Aeron schlug nicht zu. Noch nicht. Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. „Es liegt allein an ihr.“
Wenn Ashlyn mit ansehen muss, wie er sie schlägt, befürchtete Maddox, wird sie wieder weg wollen und darauf bestehen, dass ich sie nach Hause bringe. „Beruhige dich“, sagte er zu Danika. „Er begleitet dich nur in die Stadt.“
„Lügner!“ Sie trat Aeron in den Magen.
Der Krieger wich keinen Millimeter zurück. Auf seiner Miene spiegelte sich Ekel, und er ballte die Faust, die er immer noch in der Luft hielt, wieder fester. „Ich habe dich gewarnt.“
„Hör auf“, rief Ashlyn heiser.
Maddox wollte gerade den Mund öffnen, um Aeron davon abzuhalten, zuzuschlagen, doch das war unnötig. Reyes kam ihm zuvor. In der einen Sekunde stand Reyes noch am anderen Ende des Zimmers, in der nächsten befand er sich unmittelbar neben Aeron und hielt sein Handgelenk fest. Einen schier unendlichen Moment lang maßen sich die beiden mit Blicken.
„Keine Schläge“, sagte Reyes. Maddox hatte noch nie einen derart bedrohlichen Tonfall gehört.
In Aerons Augen tobte ein Kampf. Dann ließ er den Arm sinken. Hatte er gelogen? Machte sich der Fluch der Götter bereits bemerkbar? Kämpfte er das Bedürfnis nieder, Danika wehzutun? „Dann sorg endlich dafür, dass sie Ruhe gibt, sonst …“
Ohne sich zu bewegen, sah Reyes zu der vollkommen verängstigten Danika hinüber. Tränen liefen ihr über die Wangen.
„Lass nicht zu, dass er das tut“, flüsterte sie mit genauso brüchiger Stimme wie Ashlyn zuvor. „Ich habe dir geholfen,
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