Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss
Gelenk knackten. Vor Schmerz schrie sie auf.
Und dann sah sie aus dem Augenwinkel, dass Reyes den Flur entlang eilte und in ihr Zimmer kam. Sie sah nur einen Wirbel aus dunklen Haaren, brauner Haut und dunklen Augen. Wütend schaute er sich die Szene an. Innerhalb von Sekundenbruchteilen hielt er Dolche in den erhobenen Händen. Er keuchte und schwitzte.
„Reyes!“, rief sie, als Aeron sich aufrichtete, während er sie gleichzeitig auf den Boden drückte, immer noch ihr Handgelenk fest im Griff. Auf der einen Seite war Danika dankbar und erleichtert, dass Reyes aufgetaucht war, auf der anderen Seite gehörte er zu den Entführern, sie durfte ihm also auch nicht vertrauen.
Du darfst dich nicht auf ihn verlassen. Er hat mitgeholfen, dich zu entführen.
Er sah sie und hielt inne. „Danika.“ Als er das sagte, klang er so überrascht, dass sie es kaum glauben wollte.
Denk an deine Mutter, an deine Schwester. Sie machte eine Kerze und trat Aeron von unten gegen das Kinn. Endlich ließ er sie los. Vor Schmerz hätte sie schreien mögen, aber sie riss sich zusammen. Ihre Finger waren taub, sie konnte sie nicht bewegen. Die Gelenke waren schon angeschwollen; die Knochen sahen nicht schön aus unter der weißen Haut.
Mit dem Handrücken schlug Aeron ihr ins Gesicht, ihr Kopf flog zur Seite, ihre Zähne schlugen aufeinander, und ihr ganzer Körper schmerzte. Nachdem sie kurz das Bewusstsein verloren hatte, war sie wieder da. Mit Kampfesgeheul griff Reyes an. Beide Männer stürzten neben ihr zu Boden. Aeron holte mit seinen Klauen aus und biss zu, Reyes wehrte sich mit seinen Dolchen. Sie röhrten und fluchten, als gäbe es kein Morgen.
Danika blinzelte und versuchte, sich im Raum zurechtzufinden, dann stand sie auf, obwohl ihr so schlecht war, dass sie sich am liebsten übergeben hätte. Sie schwankte.
„Lauf!“, rief ihr Reyes zu.
Sie stolperte vorwärts. Draußen im Flug gelang es ihr, ein wenig schneller zu laufen. Warum half ihr Reyes? Sie wusste es nicht. Würde er in ihrem Zimmer sterben?
Während sie lief, brannten die Tränen in ihren Augen.
19. KAPITEL
Die Teile von Luciens Haut, die nicht verbrannt waren, hatten eine blaue oder rote Farbe angenommen. Obwohl er starke Verbrennungen hatte, war ihm kalt, und er zitterte.
Besorgt zauberte Anya ein Feuer in den Ofen. Kaum hatte sie den Spruch aufgesagt, flammten knisternd die ersten Scheite auf. Durch den großen Raum zog die Wärme in Wellen. Dennoch wurde das Zittern immer stärker. Keine Panik. Ruhig bleiben.
Nie hatte sie sich so hilflos gefühlt – weder im Gefängnis noch mit einem wild entschlossenen Aias, der auf ihr lag.
Schnell zog sie sich aus, stellte die Schneeschuhe mit den Spikes zur Seite und legte sich auf Luciens geschundenen Körper, um ihn zu wärmen. Als sie ihre Hände über die Schusswunde gleiten ließ, musste sie schlucken. Sie wusste, dass er diese Wunde hatte, aber sie hätte schon längst verheilt sein müssen. Aber Cronus und sie selbst hatten dafür gesorgt, dass sie es nicht war.
Nachdem sie kurz aufgestanden war, sich ihre Bluse genommen und sie in schmale Streifen gerissen hatte, verband sie Luciens Schulter. „Komm schon, Zuckerschnecke. Werd wieder warm.“
Er reagierte nicht.
Lucien war wie ein schwarzer Eisklotz. Allein schon seine Nähe sorgte dafür, dass ihre Brustwarzen hart wurden und sie am ganzen Körper Gänsehaut bekam. Und das kam nicht daher, dass sie erregt war. Sie legte noch eine weitere Decke über ihn und stopfte sie gut fest, um die Wärme nicht entweichen zu lassen. Dann fing sie einfach an zu reden, um sie beide abzulenken und um Lucien zu beruhigen.
„Du musst einfach wieder gesund werden. Es wäre zu langweilig ohne dich. Und Baby, ich kriege schlechte Laune, wenn mir langweilig ist. Habe ich dir eigentlich schon mal erzählt, wie ich mich als Teenager verkleidet habe und ein paar Monate zur Schule gegangen bin? Ich hatte mich so gelangweilt, da kam mir die Idee, einmal die Schule für Menschen auszuprobieren. In der Cafeteria habe ich Essensschlachten angezettelt, mich mit den anderen Mädchen geprügelt, auf dem Abiball die Sprinkleranlage angestellt …“
Sie schwieg, um seine Reaktion abzuwarten. Er sagte nichts.
„Aber ich bin nicht die ganze Zeit unartig gewesen“, fuhr sie fort. „Du wärst stolz auf mich gewesen. In der Klasse gab es ein dummes Arschloch, der mit einem süßen kleinen Dummchen zusammen war, das er geschwängert hatte. Danach nannte er sie Nutte, Hure und
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