Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
gezogen.
Menschen, egal wie clever, waren der Stärke und Schnelligkeit eines Unsterblichen einfach nicht gewachsen.
Bevor sie ihm mehr als ein paar kleine Schnittwunden zufügen konnten, hatte Sabin ihnen das Genick gebrochen. Keuchend und strauchelnd kam er auf die Füße. Er fühlte sich benommen und schwindelig. Wenn das so weiterging, würde er Stefano nicht mehr lebend gegenübertreten und bekämpfen können. Und Galen noch weniger, falls der Feigling sich überhaupt blicken ließ.
Müde und geschwächt schloss Sabin die Augen, nur einen kurzen Moment.
Doch er musste ein regelrechtes Blackout gehabt haben, denn als er die Augen wieder öffnete, stand ein Mensch vor ihm, gerade noch außerhalb seiner Reichweite. Und nicht irgendein Mensch: Stefano.
Hass brandete in ihm auf, aber er hatte nicht die Kraft, aufzustehen.
„Mit dir hab ich gerechnet“, sagte Sabin. Sein Hals fühlte sich kratzig an, als hätten sich Wasser und Säure in seinem Kehlkopf vermengt.
Stefano schnalzte mit der Zunge. „Schau dich doch an, Zweifel. Du musst ziemliche Schmerzen haben. Wie bedauerlich.“
Ganz langsam bewegte Sabin seinen unverletzten Arm hinter den Rücken, wo ein Dolch an einer Kette befestigt war. Er spürte das kalte Metall auf seiner Haut.
„Oh, das würde ich an deiner Stelle nicht tun“, sagte Stefano, hob seinerseits den Arm und zielte mit seiner Waffe auf Sabins Gesicht.
Sabin hielt in seiner Bewegung inne. „Wir wissen beide, dass du mich nicht töten wirst.“
„Mag sein. Aber ich hab kein Problem damit, dich zu verletzen und an die Schwelle des Todes zu bringen. In meinem Team gibt es Ärzte, die wissen, wie man Leute rettet, die nur noch einen Herzschlag vom Tod entfernt sind.“
„Was bist du doch für ein Schlaumeier!“ Verdammt, sein Kopf war mit einem scheußlichen Nebel gefüllt. Ein Nebel, der nichts mit körperlicher Schwäche zu tun hatte, sondern mit … Drogen? Hatte Stefano ihm irgendetwas gespritzt, während er bewusstlos war? Zuzutrauen wäre es ihm, diesem Arschloch.
„Ja. Ja, das bin ich tatsächlich. Sonst hätte ich dir wohl die Glieder einzeln abgeschnitten, wie ich es eigentlich vorhatte. Und Darlas Namen hätte ich dir auch längst in die Brust eingebrannt.“
Den Namen seiner Geliebten aus dem Munde dieses Mannes zu hören war wie eine Besudelung. „Sie hat dich gehasst, wusstest du das? Du denkst, ich hätte sie von dir weggelockt, sie dir ausgespannt, aber nein, ganz im Gegenteil: Sie ist geradezu in meine Arme geflogen. Freiwillig.“
Stefanos Nasenflügel bebten. „Du Lügner! Sie hat mich geliebt! Sie hätte mich niemals betrogen. Aber du und dein Dämon, ihr habt Chaos in ihren Kopf gebracht, habt sie völlig umgekrempelt.“ Er atmete erregt ein und aus, mit der ganzen Heftigkeit seiner Wut. „Die ganzen letzten elf Jahre hab ich gebetet, dass du dir eine Geliebte zulegen würdest, die ich dir wegnehmen könnte, aber das hast du nie getan. Und ich bin es leid zu warten. Ich werde dir stattdessen deine Freunde und deine Würde nehmen. Und dann, ganz zum Schluss, dein Leben.“
„Und mit einer solchen Gewalt willst du aus der Welt einen besseren Ort machen?“, fragte Sabin trocken. „Wie steht’s mit Frieden und Harmonie?“
Stefano fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. Sein Ausdruck veränderte sich, der Zorn wich einer Art Gefasstheit, als ob Sabins Frage ihn an seine Lebensaufgabe erinnerte. „Wo ist das Mädchen?“
„Vielleicht haben wir sie verkauft?“ Sabin streckte einen Finger aus und tippte auf die Spitze seines Messers. „Oder womöglich in Stücke geschnitten und zum Frühstück verspeist?“ In diesem Moment beneidete Sabin Gideon. Er hasste es, dass er selbst immer so eine schlechte Figur machte, wenn er sich im Lügen versuchte. Er hasste es, sich immer mit diesen linkischen „Vielleichts“ und „Womöglichs“ zu behelfen. Denn jeder, der ihn kannte, kannte auch seine Tricks.
Und Stefano kannte ihn. „Wo ist sie, Dämon? Sie muss hier ganz in der Nähe sein. Ihr wusstet, dass sie bei uns war, und hättet nie zugelassen, dass sie euch mehr als drei Schritte von der Seite weicht.“
Wieder wogte ein Nebelschwall durch seinen Geist und Sabin wurde schwindelig. Verlier nicht die Kontrolle. Lass Stefano nicht die Oberhand gewinnen.
Du bist verletzt. Er hat bereits die Oberhand.
Sabin biss die Zähne zusammen. Wie oft haben wir eigentlich schon darüber gesprochen? Wenn du leben willst, dann bringe die Jäger zum Zweifeln,
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