Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
flogen ihm um die breiten Schultern. „Vier Minuten. Vielleicht auch nur drei. Hängt davon ab, wie clever sie sind. Einige von ihnen sind bereits in unseren Fallgruben verschwunden, andere von den verborgenen Pfeilen getroffen worden.“
Solange ich noch welche abkriege, bin ich glücklich, dachte Sabin. „Sie werden nicht alle auf einen Schwung durch die Vordertür stürmen. Sie werden sich aufteilen. Da sie wissen, dass wir wissen, dass sie da draußen sind, werden sie sich keine Mühe mehr geben, leise zu sein. Einige werden auf Höhe des Erdgeschosses bleiben, andere durch die Fenster reinklettern. Wieder andere werden sich wahrscheinlich aus Hubschraubern herunterlassen, in der Hoffnung, dass Danika ihnen doch gehorcht und auf dem Dach wartet.“
„Dann teilen wir uns also auch auf“, sagte Lucien. „Meine Männer und William übernehmen den Berg. Deine Leute können die Jäger haben, die übrig bleiben.“
Sabin grinste. „Du willst also sagen, dass meine Männer und ich gegen den Großteil der Jäger kämpfen. Ich weiß schon, warum ich dich so liebe.“
Nach allgemeinem Gelächter zogen Lucien und seine Kämpfer, immer noch grinsend, nach draußen ab. Sie lebten hier seit Jahrhunderten. Sie kannten die besten Verstecke, um einem Feind aufzulauern, und jeden Durchschlupf, um sich selbst in Sicherheit zu bringen.
Sabin kannte sich leider nicht aus. „Sollen wir Aeron rauslassen? Ihn an der Schlacht teilnehmen lassen? Einen Kerl wie ihn kann man immer gut an seiner Seite gebrauchen.“
„Um Himmels willen, nein“, sagte Torin. „Er wird uns genauso niedermetzeln wie die Jäger. Was ist los? Hast du Angst? Brauchst du nicht. Ich hab das Überwachungsgerät für alle Stockwerke der Burg scharf gestellt. Stellt eure Handys auf Vibrationsalarm, dann informiere ich euch, sobald die Jäger eindringen, und teile euch mit, wo sie sich aufhalten.“
„Wie konnte ich dich bloß jemals ziehen lassen?“, fragte Sabin.
„Du hast mich nicht ziehen lassen“, erwiderte Torin trocken. „Ich hab dich verlassen, um Lucien zu folgen.“
„Das ist reine Auslegungssache.“ Sabin wandte sich seinen Kriegern zu und deutete mit einer Bewegung des Kinns in Richtung Eingangshalle. „Lasst uns loslegen.“
Alle nickten und marschierten mit gezückten Handys aus Torins Zimmer. Sabin bildete zunächst das Schlusslicht, setzte sich aber mit langen, entschlossenen Schritten schnell an die Spitze der Gruppe.
„Ein guter Tag, um zu sterben“, meinte Kane.
Für die Jäger war es das wohl tatsächlich. Sabin steckte sein Handy zurück in die Hosentasche und griff stattdessen zu seiner 9-mm-Pistole. Er spreizte die Finger seiner freien Hand und ließ nacheinander die Gelenke knacken.
„Was glaubst du, mit was für einer Splittergruppe wir es zu tun bekommen?“, fragte Strider. „Immer noch mit Stefanos Leuten?“
„Das ist absolut entscheidend zu wissen“, sagte Gideon, während Kane gleichzeitig erwiderte: „Mit allen, ist doch völlig egal.“
„Stefano, ohne jeden Zweifel. Wenn ich an die Attacke von gestern Abend denke: übereifrige Soldaten, halb automatische Gewehre. Außerdem ist er derjenige, der Danika gekidnappt hat. Allerdings wusste er da noch nicht, dass sie das Allsehende Auge ist, sonst hätte er sie nicht laufen lassen“, sagte Sabin und fügte unmissverständlich hinzu: „Der gehört übrigens mir. Wenn ihr ihn seht, lasst ihr ihn am Leben, verstanden?“
Stefano trachtete danach, Sabin für dessen Schuld am Selbstmord seiner Frau zu bestrafen. Das war okay, sogar nachvollziehbar. Aber dass er deshalb auch Sabins Männern auf erbittertste Weise nachstellte, das war weniger okay. Wenn Sabin auch der Liebe zu Frauen ein für alle Mal abgeschworen hatte, so liebte er doch seine Kämpfer über alles und hätte sein Leben für sie gegeben. Deshalb konnte er nicht zulassen, dass ihnen derart nachgestellt wurde. „Gideon, Freizeitsalon. Du weißt, was zu tun ist.“
„Nein, weiß ich nicht.“ Mit diesen Worten trennte sich Gideon von der Gruppe.
„Kane, nördlicher Flur.“
Mit einem Nicken bog Kane an der nächsten Ecke ab. Die Glühbirnen im Kronleuchter zersplitterten, als er vorbeiging, Glasscherben flogen in alle Richtungen. Man hörte ein unwirsches Zischen und dann einen Fluch. Und natürlich zerbarst in dem Moment eine weitere Glühbirne.
Katastrophe. Nirgendwo konnte man ihn mit hinnehmen, überall ging alles zu Bruch. Armer Lucien.
„Cameo …“ Sabin warf einen Blick
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