Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
miteinander.“ Stefano, der plötzlich wieder stand, spuckte ihm den Satz fast vor die Füße. Doch dann schaute er den Flur entlang und wurde bleich.
Den Göttern sei Dank! Das bedeutete, dass Sabins Freunde den Gang entlangkamen. Oder zumindest einer von ihnen. Aus dem Augenwinkel sah Sabin Gideon, der gerade seine Waffe hob.
„Sabin“, schrie Gideon. „Shit! Ich bin nicht wegen dir hier, Mann!“
Weil er offenbar keinen anderen Ausweg wusste, raste Stefano zum Fenster und warf sich hinaus. Ein Sprung in den sicheren Tod – wenn ihn nicht ein Sprungtuch unten erwartete. Warum hatte er so schnell aufgegeben?
Gideon blieb nicht bei Sabin stehen, um seinen Freund zu untersuchen, sondern stürzte direkt zum Fenster. Sabin grinste schwach. Ich habe ihn gut trainiert, dachte er, bevor ihm schwarz vor Augen wurde. Dann gaben seine Knie nach, und er sackte zu Boden.
„Ich glaube voll und ganz, was ich sehe! Das Arschloch wurde nicht von unserem speziellen Freund und seinen Federflügeln gefangen.“ Dann ballerte Gideon mit seiner Pistole drauflos, bis sich der Abzug nicht mehr ziehen ließ und man nur noch ein Klicken hörte. „Großartig! Hab ihn erledigt.“
Sabin blinzelte, bis sein Blick wieder etwas klarer wurde, und plötzlich sah er den Unsterblichen vor sich, der für all seine Qualen verantwortlich war: Galen schwebte mit ausgebreiteten weißen Flügeln vor dem Fenster entlang, groß, stark und gut aussehend wie immer – als wären in der Zwischenzeit nicht zigtausend Jahre vergangen.
Er grinste.
Sabin hätte gedacht, besser auf diese Begegnung vorbereitet zu sein. Oder zumindest so gut vorbereitet zu sein, wie man es nach dem Schock von Luciens Enthüllung vor ein paar Stunden überhaupt sein konnte. Aber das war er nicht.
„Jetzt weißt du’s“, rief Galen mit derselben kraftvollen, charismatischen Stimme, die Sabin in Erinnerung hatte. „Jetzt beginnt der eigentliche Spaß.“
Es waren die letzten Worte, die Sabin hörte, bevor er das Bewusstsein verlor.
22. KAPITEL
Drei Tage. Drei verdammte Tage war es her, seit Danika und Reyes die Festung verlassen hatten. Sie waren in Etappen gereist, mal mit dem Flugzeug, dann wieder mit einem gestohlenen Auto, waren aber sicherheitshalber nie lange an einem Ort geblieben. Sie wollten auf jeden Fall vermeiden, die Jäger zu Danikas Familie zu führen. Und auch wenn es Danika extrem auf die Nerven ging, wieder auf der Flucht zu sein, so fand sie es mit Reyes an ihrer Seite doch tausendmal angenehmer, auch wenn dieser chronisch mürrisch war.
Entsprechend kümmerlich war ihr Austausch. Im Grunde beschränkten sich ihre Gespräche auf sporadische Anweisungen, die Reyes bellte – duck dich, lauf, sei still. Bislang hatten sie noch keine Jäger gesehen, aber Danika wusste, dass das nichts zu bedeuten hatte, und lebte in ständiger Angst. Wie sie es gewohnt war.
Sie schliefen in billigen Motels, teilten stets das Zimmer, aber nie das Bett. Manchmal, nachdem Reyes jeden Ausgang und jedes Fenster ihres Zimmers mit Spezialschlössern zugesperrt hatte, schloss er sich im Badezimmer ein. So auch jetzt gerade.
Von ihrem Bett aus starrte Danika mit zusammengekniffenen Augen auf die geschlossene Tür. Das kleine, schäbige Zimmer lag im Dunkeln, nur hin und wieder fielen die Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos durch die roten Gardinen. Sie strampelte die gestärkte, steife Daunendecke beiseite, lehnte sich gegen das Kopfende des Bettes und wartete. Reyes war schon seit einer halben Stunde im Bad.
Oh, sie wusste genau, womit er beschäftigt war. Aber dieses Wissen ekelte sie nicht an, sondern machte sie vielmehr traurig. Warum begehrte er sie nicht mehr? Warum kam er nicht zu ihr, damitsie ihn von seinem Dämon erlöste?
Weil er in ihr nur noch ein dämliches Artefakt sah?
„Idiot“, murmelte sie.
Reyes stand in engem Kontakt mit seinen Freunden. Aus dem, was er in sein Handy flüsterte und was sie „zufällig“ mitbekam – wie gern hätte sie Ashlyns Fähigkeit besessen, Gespräche aufzufangen –, wusste sie, dass die Jäger die Burg tatsächlich angegriffen hatten und dass Stefano unversehrt entkommen war. Ein paar Krieger waren ernsthaft verletzt worden, aber inzwischen wieder auf dem Weg der Besserung, zum Glück. Oh, yeah. Und sie alle wollten, dass sie malte. Atmen, essen und malen. Das war alles, was sie von ihr wollten.
Ein paar Monate zuvor hätte sie das vielleicht glücklich gemacht.
Reyes hatte ihr einen Skizzenblock gegeben, und
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