Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
…“
„Du hast gesehen, wie Aeron beim bloßen Klang deiner Stimme durchgedreht ist. Ich werde mit ihm sprechen. Keine Widerrede.“
Widerstrebend nickte sie. Die Informationen, die Aeron hatte, waren zu wertvoll, um die Zeit hier mit Wortklaubereien zu vertun. „Erlaubst du mir, meine Familie zu suchen, wenn Aeron uns sagt, wo die drei sich aufhalten?“
„Ich fürchte, ich werde dich niemals gehen lassen können.“ Das sagte er ihr nun schon zum zweiten Mal, aber diesmal hatte er geflüstert, und sie musste sich anstrengen, um ihn überhaupt zu verstehen. Als die Bedeutung seiner Worte endlich zu ihr durchgedrungen war, wäre sie fast aus dem Bett gesprungen und hätte sich auf ihn gestürzt. Nur der Gedanke, dass er sich darüber freuen würde, hielt sie zurück. „Na, dann versuch mal, mich aufzuhalten“, fauchte sie. „Schauen wir mal, was dann passiert.“
„Du hast mich falsch verstanden. Ich werde dir helfen, deine Familie zu finden“, sagte er. „Ich werde dich begleiten – dahin, wo auch immer sie sich verstecken.“ Wenn sie überhaupt noch leben. Dieser unausgesprochene Satz hallte wie ein Echo zwischen ihnen hin und her. „Im Gegenzug wirst du meine Freunde nicht an die Jäger verraten. Nicht einmal Aeron.“
Jedes Fünkchen Wärme verließ ihren Körper. Fröstelnd hockte sie auf dem Bett. Er wusste Bescheid. Wahrscheinlich schon die ganze Zeit. „Ich … ich …“
„Du musst mir nicht verraten, was sie dir erzählt oder von dir verlangt haben, oder was du ihnen versprochen hast. Das spielt keine Rolle. Vielleicht würde es dich sogar das Leben kosten, wenn ich davon erführe.“ Er drehte ihr jetzt den Rücken zu. „Bist du einverstanden mit diesem Deal?“
Die Jäger hatten gelobt, ihr zu helfen, ihre Familie zu finden und diese zu beschützen. Aber sie waren Menschen, sterblich wie sie selbst. Sie hassten die Herren der Unterwelt, trachteten nach Rache und würden für deren Untergang alles geben. Wahrscheinlich würden sie auch sie, Danika, niedermähen, wenn sie ihnen irgendwie in die Quere kam.
Sie hatten sie um ihre Mitarbeit gebeten und sie in die Burg eingeschleust, um Informationen zu sammeln. Bislang hatte sie ihr Versprechen, die Jäger zu unterstützen, jedoch noch nicht eingehalten. Aus Mangel an Zeit – und Lust. Reyes hatte sie von ihrem Vorhaben abgelenkt.
Und nun bat er sie, endgültig die Seiten zu wechseln und sich ihm, dem Feind, anzuvertrauen.
„Bist du einverstanden?“, hakte er nach.
„Ja, bin ich“, antwortete sie, aber sie war sich nicht sicher, ob sie das wirklich ernst meinte. Sie hatte mit Stefano einen Telefontermin für den Abend vereinbart, und sie würde alles Menschenmögliche unternehmen, um ihre Familie zu finden. Dafür würde sie jeden, wirklich jeden, der sich anbot, einspannen. Und um ihre Lieben danach in Sicherheit zu bringen, würde sie, falls nötig, jeden einzelnen von Reyes’ Freunden umbringen.
Und damit Ashlyns Leben zerstören. Und Anyas ebenso. Ihr wurde übel. Oh Gott, die Gleichung wurde mit jeder Stunde, die verstrich, komplizierter.
Es hatte sich bereits gezeigt, dass sie es nicht über sich brachte, Reyes Schaden zuzufügen. Und das war okay. Schließlich würde er ihr und ihrer Familie auch nichts antun. Oder doch? Wenn sie gegen seine Freunde vorging, war es sehr gut möglich, dass er sich vom süßen Beschützer in einen mörderischen Dämon verwandelte. Das aber bedeutete, dass er auch sterben musste.
Verdammt!
„Du wirst uns nicht verraten, selbst wenn deine Familie nicht mehr existiert?“, drängte er.
Konnte man ihr die Gedanken, die sie quälten, so leicht vom Gesicht ablesen? Sie schloss die Augen. „Ich bin mit dem Deal einverstanden, okay?“, wiederholte sie, doch sie brachte die Worte nur mit größter Anstrengung über die Lippen. Gut möglich, dass ihr die schwersten Tage ihres Lebens bevorstanden, weil sie ihre Hoffnung und ihre Familie verlieren würde … und vielleicht auch diesen Mann hier, den sie gleichermaßen begehrte und fürchtete.
Reyes nickte nur kurz: „Dann lass es uns so machen.“
12. KAPITEL
Haben wir dieses Spielchen nicht schon mal gespielt?“
„Ja, aber es hat nicht funktioniert“, erwiderte Reyes. Er stand im Inneren des Verlieses, genau wie am Vortag, hielt jedoch Sicherheitsabstand, wie Aeron bemerkte. „Deswegen sollten wir es, finde ich, noch mal probieren.“
„Ist es nicht eher so, dass du noch mehr willst?“ Aeron starrte Reyes an, der ziemlich
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