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Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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von Narben und wirkte ruhig, war jedoch von blutigen Kratzern übersät. „Welche Steine?“
    Sie zeigte auf eine Steingruppe in einem Kasten hinter ihm. Die Steine waren klein, etwa faustgroß, auf jeden war eine andere Art zu sterben gemalt worden. Die wichtigsten waren Enthauptung, Entfernen der Gliedmaßen, Erstechen, ein Speer durch den Bauch und ein Feuer, das am Körper eines an einen Baum genagelten Mannes emporkletterte.
    „Gut, das ist gut. Aber was mache ich damit?“
    Das Verlangen nach der Freiheit – sie war zum Greifen nah – machte sie atemlos, als sie pantomimisch erklärte, dass die Steine in Löchern platziert werden mussten, wie Schlüssel in Schlössern.
    „Spielt es eine Rolle, welcher Stein wohin kommt?“
    Sie nickte und zeigte dann auf jeden einzelnen Stein und auf die Zelle, die er öffnete. Sie hatte den Einsatz der Steine fürchten gelernt, da sie jedes Mal unfreiwillige Zeugin einer weiteren Vergewaltigung geworden war. Seufzend begann Gwen, das Wort SCHLÜSSEL ins Glas zu ritzen, als Sabin seine Faust in den Kasten rammte, um an die Steine zu gelangen. Das hätten sonst vielleicht zehn Menschen mit vereinten Kräften geschafft, aber bei ihm wirkte es völlig mühelos.
    Seine Hand war schwer verletzt, mehrere Schnitte zogen sich von den Fingerknöcheln bis zum Handgelenk. Es bildeten sich rote Perlen, die er wegwischte, als bedeuteten sie nichts. Zu dem Zeitpunkt hatten die Verletzungen bereits zu heilen begonnen, und die zerrissene Haut wuchs wieder zusammen. Oh ja. Er war irgendetwas viel Größeres als ein Mensch. Kein Elb, denn seine Ohren waren perfekt abgerundet. Kein Vampir, denn er hatte keine langen Eckzähne. Also eine männliche Sirene? Seine Stimme war voll und köstlich genug, ja. Aber vielleicht zu rau.
    „Nehmt euch einen Stein“, rief er, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
    Sofort wirbelten die Krieger herum. Aus Sorge, ein Blick auf die anderen könnte ihre Angst zu sehr schüren und die Bestie in ihr wecken, konzentrierte Gwen sich darauf, nur Sabin anzusehen. Du hast alles im Griff, du machst das gut. Sie durfte – und würde – nicht unsicher werden. Sie bereute schon viel zu viel.
    Warum konnte sie nicht so sein wie ihre Schwestern? Warum konnte sie nicht mutig und stark sein und sich so annehmen, wie sie war? Sie hätten sich sogar ein Bein oder einen Arm abgeschnitten, um zu entkommen – und zwar schon längst. Sie hätten zuerst eine Faust durch das Glas und dann durch Chris’ Brust gestoßen. Danach hätten sie vor seinen Augen sein Herz verspeist und dabei gelacht.
    Plötzlich überkam das Heimweh sie. Wenn ihr Exfreund Tyson ihren Schwestern von der Entführung berichtet hätte – was er vermutlich nicht getan hatte, denn er fürchtete sich viel zu sehr vor ihnen –, dann hätten sie nach ihr gesucht und nicht aufgegeben, ehe sie sie gefunden hätten. Denn sie liebten sie trotz ihrer Schwächen und wollten nur das Beste für sie. Wie enttäuscht sie sein würden, wenn sie von ihrer Gefangenschaft erfuhren. Gwen hatte nicht nur sich verraten, sondern ihre gesamte Art. Schon als Kind hatte sie bei Konflikten die Flucht ergriffen, was ihr den erniedrigenden Beinamen „Gwendolyn die Schüchterne“ eingebracht hatte.
    Sie merkte, dass ihre Handflächen feucht waren, und wischte sie an den Oberschenkeln ab.
    Sabin kommandierte die Männer und sagte ihnen, welche Steine in welche Löcher gehörten. In einigen Fällen irrte er sich, doch Gwen blieb unbesorgt. Sie würden es herausfinden. Bei dem Stein, der zu ihrer Zelle gehörte, lag er jedoch sofort richtig, und als ein Krieger – ein blauhaariger gepiercter Punk – ihn in die Hand nehmen wollte, legte Sabin ihm seine starken, sonnengebräunten Finger ums Handgelenk und hielt ihn zurück.
    Der Blauhaarige sah Sabin fest in die Augen. Sabin schüttelte den Kopf und sagte: „Meiner.“
    Der Punk grinste. „Wir hassen, was wir sehen, nicht wahr?“
    Sabin zog nur die Augenbrauen hoch.
    Gwen blinzelte irritiert. Sabin hasste es, sie anzusehen?
    Eine Frau nach der anderen wurde befreit. Einige weinten, andere versuchten aus der Kammer zu fliehen. Aber die Männer ließen sie nicht weit kommen, und Gwen war überrascht, wie sanft sie die wild kämpfenden Frauen in den Armen wiegten. Der hübscheste Mann der Gruppe – der mit den bunten Haaren – näherte sich jeder einzelnen Frau und murmelte leise: „Schlaf, mein Liebling.“
    Erschreckenderweise gehorchten sie ihm und sanken in die schützenden Arme

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