Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern
falls irgendetwas passiert.“
„Es wird aber nichts passieren.“ Sie stolperte, fing sich jedoch. „Aber ich liebe dich auch. Von ganzem Herzen. Es gibt keinen Grund mehr, das zu leugnen. Trotzdem bin ich mir noch immer nicht ganz sicher, was ich von dir denken soll. Ich … weiß es einfach nicht. Zweifel ist inzwischen wie ein Haustier für mich, und das gefällt mir. Wirklich. Es ist nur …“
„Schon gut.“ Sie liebte ihn. Den Göttern sei Dank, sie liebte ihn. Er hielt sie fest, sodass sie stehen blieb, und zog sie in seine Arme. Er hasste ihre Worte zwar, aber er verstand sie auch. Er hätte ihr vertrauen sollen. Von Anfang an hätte er sie an erste Stelle setzen sollen. „Das werden wir alles später klären. Versprochen. Ich möchte nicht, dass jetzt irgendwelche Sorgen deinen Verstand trüben. Wenn du abgelenkt bist, kann dein Feind dich …“
„… töten“, beendete sie den Satz für ihn und lächelte. „Ich habe bei deinem Unterricht gut aufgepasst.“ Zögernd schlang sie die Arme um seine Taille und legte den Kopf an seinen Hals. Ihr Haar fühlte sich auf seiner Haut weich an. „Sei vorsichtig da drin.“
Götter, er betete diese Frau an. Ihre Stärke, ihren Mut, ihren Verstand. „Du auch. Egal, was du tust, bring dich selbst in Sicherheit. Verstehst du?“, fragte er eindringlich. „Ohne dich wäre ich verloren.“
„Versprochen.“ Sie schenkte ihm ein halb amüsiertes, halb angespanntes Lächeln. „Das gehört übrigens zum Harpyien-Code.“
Er küsste sie auf den Scheitel. Danach sah sie ihn an. Ihre Lippen waren so voll und rot, dass er nicht widerstehen konnte. Er presste seinen Mund auf ihren und küsste sie besitzergreifend. Sie hob die Hände, wühlte in seinem Haar und stöhnte.
Er verschluckte das Geräusch, genoss es, ließ sich ganz davon erfüllen. Er hielt sein Leben in den Armen. Sie war alles, was er brauchte. Dann zwang er sich, sie loszulassen. „Komm. Bringen wir die Sache hinter uns, damit wir endlich reden können. Ich schlage vor, du nimmst die Vordertür und ich die Hintertür. Wir machen sämtliche Ausgänge ausfindig und treffen uns dann in der Mitte.“
Nach einem weiteren, diesmal flüchtigen Kuss auf den Mund setzte Sabin sich wieder in Bewegung. Die Sonne schien hell und heiß auf ihn herab. Er sah auf den Boden und hoffte, nicht erkannt zu werden, falls das Gebiet von Kameras überwacht wurde.
Schaffst du das auch?
Ja.
Was ist, wenn du versagst?
Werde ich nicht.
Was ist, wenn Gwen verletzt wird?
Das wird sie nicht. Dafür würde er schon sorgen.
„Etwas mehr Tempo, du Trantüte.“ Eine sanfte Brise streichelte sein Gesicht, als Gwen an ihm vorbeiraste. Ihre Flügel verliehen ihr eine Geschwindigkeit, die er nie und nimmer erreichen würde. Aber das hielt ihn nicht davon ab, es zu versuchen. Er wollte nicht, dass sie in dem Gebäude allein war. Er beschleunigte seine Schritte und rannte zur Gebäuderückseite, wo er auf einen mit Stacheln besetzten Zaun stieß, der bis in den Himmel reichte. Jede einzelne Holzlatte war mit elektrischen Drähten umwickelt worden.
Normalerweise nahm er sich die Zeit, solche Drähte zu deaktivieren. Aber heute konnte er sich diesen Luxus nicht leisten. Er kletterte einfach drauflos. Die Stromschläge, die ihn durchzuckten, hätten einen Menschen sofort getötet. Sie waren schmerzhaft, brachten sein Herz zweimal zum Stillstand und pressten unentwegt die Luft aus seiner Lunge, aber er behielt sein Tempo bei. Höher, immer höher schob er sich hinauf, bis er auf der anderen Seite auf dem Boden landete. Seine Stiefel knallten auf den Beton und erschütterten das Gebäude, dann rannte er auch schon los und griff dabei nach seinen Pistolen.
Es dauerte nicht lange, bis er seine ersten Opfer erreicht hatte. Im Schatten eines Sonnenschirms saßen drei Jäger an einem runden Tisch. Hatte keiner von ihnen die Erschütterung bemerkt? Ihr Pech. Endlich. Die Party konnte beginnen.
„… sich in die Hose gepisst“, sagte einer lachend.
„Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen, als ich ihm die Nadeln unter die Nägel geschoben habe. Und als ich seine Hände abgeschnitten habe …“ Noch mehr Gelächter. „Ich hoffe, er schweigt auch weiterhin. Ich hatte in meinem Leben nämlich noch nie so viel Spaß.“
„Dämonen. Genau das haben sie verdient, und noch viel mehr.“
Sabin wurde es schwer ums Herz. Und das, obwohl sein Dämon in ihm tobte. Ich will spielen, sagte Zweifel hämisch.
Viel Spaß.
Das ließ sich der
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