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Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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spürbar schmiegte sie sich an. Dann schlang sie die Arme um seinen Hals, hielt ihn fest, zog ihn näher an sich. Vollkommen unvermittelt wurden ihre Pupillen kleiner. Ihr Atem war nicht mehr so flach, ihre Muskeln waren weniger angespannt.
    Seine Worte hatten sie nicht erreicht, sondern seine Berührung. Die Harpyie beruhigte sich offenbar durch Körperkontakt. Das musste er sich merken.
    Doch sobald ihm diese Erkenntnis gekommen war, stieg heiße und vernichtende Wut in ihm auf. Ein Jahr, ein ganzes Jahr ohne Körperkontakt musste die Hölle für dieses Mädchen gewesen sein, das seine dunkle Seite so sehr hasste. Die Harpyie musste eine schreiende Stimme in ihrem Kopf gewesen sein, ein permanenter verhasster Begleiter.
    Das war in gewisser Hinsicht eine weitere Gemeinsamkeit. Obwohl Sabin seinen Dämon nicht hasste. Nicht andauernd. Auf jeden Fall genoss er es, welche Qualen er den Jägern zufügen konnte. Aber im Augenblick konnte er den Hass nicht leugnen, zumindest wenn er ehrlich war, und das musste er schließlich sein. Der Bastard weigerte sich, Gwen in Ruhe zu lassen, und provozierte sie in Situationen, in denen sie einfach nur ihren Frieden brauchte.
    „Wieder gut?“, fragte er.
    Sie atmete zittrig ein. Abrupt ließ sie ihn los, und ihre Wangen wurden rot. „Kommt darauf an. Hast du deinem Freund einen Maulkorb verpasst?“
    „Ich arbeite dran. Und wie gesagt: Der Dämon ist nicht mein Freund.“
    „Dann geht es mir wieder gut, ja.“
    Er hatte ihren verbitterten Tonfall gehört. „Sicher?“ Er zeichnete mit dem Daumen ihren Haaransatz nach.
    „Sicher. Du kannst mich jetzt wieder loslassen.“
    Aber das wollte er gar nicht. Er wollte sie bis in alle Ewigkeit festhalten. Und genau deshalb ließ er sie los und machte ein paar Schritte von ihr weg. Er hatte sie bereits gekennzeichnet. Alles, was darüber hinausging, wäre zu viel des Guten. Es wäre unnötig und würde nur seinen eigentlichen Plan gefährden.
    Zweifel wimmerte enttäuscht und zog sich in die hinterste Ecke zurück, um über seinen nächsten Angriff nachzudenken.
    Nachdem sie eine Schicht Make-up aufgetragen hatte, um ihre Haut überzuschminken – das Make-up hatte Sabin sich von einer der Burgbewohnerinnen ausgeborgt –, verließen Gwen und er die Burg.
    Er berührte sie andauernd. Eine flüchtige Berührung mit dem Arm hier. Eine Liebkosung seiner Finger da. Sie dachte gar nicht daran, ihn davon abzuhalten. Schließlich wusste sie, welchen Zauber er bewirken konnte.
    Sie zitterte. Die Berührungen und Erinnerungen reichten beinah – beinah – aus, um sie von der Schönheit Budapests abzulenken. Hier gab es burgähnliche Häuser, moderne Gebäude, grüne Bäume, Kopfsteinpflasterstraßen und Vögel, die davon kleine Krümel aufpickten. Über einen trüben Fluss führte eine Brücke mit Eisengeländer, und eine Kapelle ragte spitz in den Himmel. In der Stadt standen Säulen und Statuen, und es funkelten mehrfarbige Lichter.
    Sabin schaffte es fast, sie auch von den Stadtbewohnern abzulenken. Sie begegneten ihm mit Ehrfurcht, machten ihm Platz, versuchten aber trotzdem, irgendwie Kontakt zu ihm herzustellen. Irgendwer flüsterte sogar „Engel“, als er vorbeiging.
    Ihre Shoppingtour dauerte mehrere Stunden, und kein einziges Mal schien es ihn zu stören, dass sie alles anprobieren, jeden Stoff mit der Wange berühren und sich vor bodentiefen Spiegeln hin und her drehen wollte. Oft ertappte sie ihn dabei, wie er lächelte.
    Nachdem sie sich für einige Jeans, eine Handvoll bunter T-Shirts und glitzernde pinkfarbene Flip-Flops entschieden und sich ihre eigenes Make-up zugelegt hatte, ging es weiter zum Essen. Aber wer dachte schon daran, jemals wieder etwas zu essen? Schließlich trug sie ihre neuen Sachen! Eine bequeme Jeans und ein süßes pinkfarbenes T-Shirt.
    Noch nie war sie mit ihrem Aussehen so zufrieden gewesen. Nach einem Jahr in diesem knappen Top und dem kurzen Röckchen fühlte Gwen sich jetzt schön, wohl und, na ja, normal. Wie ein Mensch. Als sie das Lebensmittelgeschäft mit ihren Einkäufen verließen, schaute Sabin sie an, als wäre sie sein Lieblingseis.
    Natürlich begann in dem Augenblick das Flüstern.
    Bist du sicher, dass du gut aussiehst? Ich frage mich, ob du Mundgeruch hast. Mit wie vielen Frauen ist Sabin schon zusammen gewesen? Wie viele waren hübscher, klüger und mutiger als du?
    Gwens gute Laune verflog im Nu, und ihre Nervosität stieg. Das Flüstern ging weiter, und schon bald stellten sich sogar

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