Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
Trotzdem. Er wusste nicht, wem er glauben sollte. Legion, die er liebte. Oder Olivia, nach der er sich verzehrte, die er aber nicht haben konnte.
Behutsam setzte Legion sich auf. Die Decke rutschte bis zu ihrer Taille herunter. Hastig schaute Aeron weg, jedoch nicht, ohne einen unfreiwilligen Blick auf ihre harten Brustspitzen zu erhaschen.
Am liebsten hätte er sich die Hornhaut mit Sandpapier abgeschliffen.
Würde dieser Tag denn nie zu Ende gehen?
Olivia beobachtete Legion dabei, wie sie einen Arm ausstreckte, ihn inspizierte und dann mit dem anderen dasselbe tat. Sie legte die Hände um ihre Brüste, kniff sich in die Brustspitzen und keuchte bewundernd.
„Ich bin hinreißend“, sagte sie aufgeregt. Mit jedem Mal, das sie sprach, kamen die Worte flüssiger über ihre Lippen. Offenbar gewöhnte sie sich allmählich an ihre neue Zunge. Sie hob den Blick, der sich mit Selbstgefälligkeit füllte, als sie Olivia in die Augen sah. „Ich bin tausendmal schöner als du.“
Vielleicht. Aber das kümmerte Olivia nicht. Wie Aeron wohl darüber dachte? Er war sorgfältig darauf bedacht, Legion weder anzusehen noch zu berühren.
Küss seinen Nacken … leck seine Haut… und lass Legion dabei zusehen.
Olivia hörte auf zu atmen. Da war sie wieder. Die Stimme. Die Versuchung. Seit Aeron sie zurück in diese Burg geschleift hatte, quälte sie sie und zwang sie, die unmöglichsten Dinge zu tun – die allesamt darauf abzielten, Aeron ins Bett zu locken. Streichle seinen Penis, zieh dich vor ihm aus, und tanze nackt für ihn, flirte mit seinem Freund, um ihn vor Eifersucht wahnsinnig zu machen.
Eigentlich hätte sie nichts von alledem irgendwie gestört. Nur entsprangen diese Gelüste nicht ihrem Innern. Okay, sie wollte seinen Penis streicheln, und, okay, sie wollte sich auch für ihn ausziehen. Was allein dadurch belegt war, dass sie sich erst vor Kurzem nackt vor ihn gestellt hatte. Und, okay, ihr gefiel sogar der Gedanke an seine Eifersucht. Aber wann immer die Stimme diese Sehnsüchte hervorrief, blieben dunkle Flecken auf ihrer Seele zurück. Sie konnte sie spüren.
Wie konnte das geschehen? Und was geschah da überhaupt?
Aerons Räuspern riss sie aus ihren Gedanken. „Komm, Legion, wir besorgen dir was zum Anziehen.“
„Ich bin gerne nackt“, sagte sie und zog einen Schmollmund.
„Tja, Pech gehabt.“ Den Blick immer noch abgewandt, hielt er ihr die Hand hin. „Halt dich fest, dann ziehe ich dich hoch.“
„Nein.“ Während sie Olivia ansah, stand sie auf, warf die Arme um Aerons Hals und presste sich an seinen muskulösen Körper. „Ich möchte, dass du mich trägst.“
Er verzog zwar das Gesicht, nahm sie jedoch auf den Arm. „In Ordnung. Olivia, komm mit. Bitte.“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, stapfte er die Stufen hinauf.
Natürlich hätte sie ihn keine Sekunde mit der zum Menschen gewordenen Dämonin allein gelassen, aber sie war dennoch dankbar, dass er ausdrücklich nach ihrer Gesellschaft verlangt hatte. Auf halbem Weg zu seinem Zimmer hörte sie: Streichle seinen Hintern … und ertappte sich dabei, wie sie tatsächlich die Hand nach ihm ausstreckte, bis ihre Finger nur noch wenige Zentimeter von seinem Hinterteil entfernt waren. Mit finsterem Blick zwang sie sich, den Arm fallen zu lassen, doch es war zu spät. Denn schon hatte sich ein weiterer dunkler Fleck auf ihrer Seele gebildet.
Was würde geschehen, wenn diese Dunkelheit sie verschlang?
Hör auf, schrie sie in ihrem Kopf. Wer oder was auch immer du bist, bitte hör auf.
Legion legte den Kopf an Aerons Schulter, ließ ihren Blick wieder zu Olivia schweifen und streichelte die Kontur seines Rückens. „So stark“, schnurrte sie.
Olivias Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als Wut jede Zelle ihres Körpers durchdrang. Nur ich darf ihn streicheln. Und nur ich darf ihm Komplimente machen.
Unternimm etwas. Du verdienst Aeron, nicht Legion. Also beweis es ihm. Stell dich vor ihn, sink auf die Knie, öffne seine Hose, und nimm seinen Penis in deinen Mund.
Sie stolperte über die eigenen Füße. Im Nu war die Wut verschwunden, und es blieb nur Verzweiflung. Was geschehen würde, wenn die Dunkelheit sie verschlänge, hatte sie sich gefragt. Diese jüngste Einflüsterung führte ihr die Antwort wie von selbst vor Augen. Sie wäre nicht länger in der Lage, zwischen ihren eigenen Wünschen und Gefühlen und denen der Stimme zu unterscheiden. Was die Stimme gesagt hatte, würde auch sie wollen. Unbedingt.
Bleib stark. Das
Weitere Kostenlose Bücher