Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
deine Eifersucht.“
Die Bemerkung war so lächerlich, dass sie keinerlei Beachtung verdiente. Er hatte noch nie Eifersucht verspürt und würde mit Sicherheit nicht ausgerechnet jetzt damit anfangen. „Und warum hast du dann angeboten, sie mit in dein Zimmer zu nehmen?“
„Damit ich ihre Wunden versorgen kann. Und, wer von uns ist jetzt der Tyrann?“
„Ich kümmere mich um sie.“ Vielleicht. Vertrugen Engel die Medizin der Menschen überhaupt? Oder schadete sie ihnen? Er wusste nur zu gut, welche Gefahren es barg, einer Spezies ein Mittelchen zu verabreichen, das für eine andere entwickelt worden war. Ashlyn wäre fast gestorben, als sie Wein getrunken hatte, der für Unsterbliche bestimmt war.
Er hätte gern Lysander geholt, doch der Elite-Kriegerengel lebte momentan mit Bianka im Himmel, und falls es eine Möglichkeit gab, ihn zu erreichen, hatte niemand Aeron verraten, wie diese aussah. Außerdem mochte Lysander ihn nicht, und er war auch nicht der Typ, der bereitwillig Informationen über seine Art preisgab.
„Du willst der Verantwortliche sein, na schön. Aber gib es wenigstens zu.“ Paris schenkte ihm noch ein Grinsen. „Du erhebst offiziell Anspruch auf sie.“
„Nein. Tue ich nicht.“ Danach verspürte er nicht das geringste Verlangen. Es war nur so, dass sie verletzt war, nicht alleine zurechtkam und deshalb nicht in der Lage war, jemandes Betthäschen zu sein. Und Paris wollte sie für nichts anderes als für Sex. Ganz gleich, was er behauptete.
Außerdem hatte sie ihn gerufen. Sie hatte seinen Namen geschrien.
Unbeirrt fuhr Paris fort: „Technisch gesehen ist ein Engel kein Mensch. Ein Engel ist mehr.“
Aeron knackte mit dem Kiefergelenk. Musste der Mann sich ausgerechnet an diesen Teil ihrer Unterhaltung erinnern? „Ich habe doch gesagt, ich erhebe keinen Anspruch auf sie.“
Paris lachte. „Wie du meinst, Kumpel. Viel Spaß mit deiner Frau.“
Aeron fand das Gelächter seines Freundes mehr als unangebracht und ballte die Fäuste. „Geh, und erzähl Lucien, worüber wir gesprochen haben! Aber sag den Frauen auf keinen Fall, dass wir einen verletzten Engel hier haben! Die fallen sonst nur in mein Zimmer ein, um ihn zu sehen, und dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.“
„Warum nicht? Willst du mit dem Engel rummachen?“
Er biss die Zähne so fest aufeinander, dass er Angst hatte, sie wären bald nicht mehr als eine schöne Erinnerung. „Ich will ihn verhören.“
„Aha. So nennt man das heute also. Tja dann, viel Spaß!“ Mit diesen Worten schritt Paris, immer noch grinsend, aus dem Raum.
Als Aeron wieder mit seiner Beute allein war, blickte er auf sie hinab. Ihr leises Schluchzen versiegte, endlich, und sie sah ihn wieder an.
„Was machst du hier, Olivia?“ Eigentlich hätte es ihn nicht berühren dürfen, ihren Namen auszusprechen – schließlich hatte er ihn vorher auch schon ausgesprochen –, aber das tat es. Sein Blut erhitzte sich um ein weiteres Grad. Das musste an ihrem Blick liegen … der ihn durchbohrte …
Zittrig atmete sie aus. „Ich war mir der Konsequenzen bewusst. Ich wusste, ich müsste meine Flügel, meine Fähigkeiten und meine Unsterblichkeit opfern, aber ich habe es trotzdem getan. Es ist nur … Mein Job hat sich verändert. Ich durfte nicht mehr Freude bringen. Sondern nur noch den Tod. Und ich habe gehasst, was sie von mir verlangten. Ich konnte es nicht, Aeron. Ich konnte es einfach nicht.“
Als sie seinen Namen mit derartiger Vertrautheit aussprach, berührte ihn das ebenfalls, und er atmete tief ein. Was war nur mit ihm los? Sei stark. Sei der kalte, harte Krieger, der du immer bist!
„Ich habe dich beobachtet“, fuhr sie fort, „und auch deine Freunde, und ich … bekam Sehnsucht. Ich wollte dich, und ich wollte das, was sie hatten – Freiheit und Liebe und Spaß. Ich wollte küssen und berühren. Ich wollte meine eigene Freude.“ Ihr niedergeschlagener, gebrochener Blick kreuzte seinen. „Am Ende hatte ich die Wahl. Fallen … oder dich töten. Ich entschied mich fürs Fallen. Und da bin ich. Nur für dich.“
3. KAPITEL
Nur für dich. Das hätte sie nicht sagen sollen.
Olivia war starr vor Schreck, als nur noch ein einziger Gedanke ihren Kopf beherrschte: Soeben hatte sie alles kaputt gemacht.
Sie hätte Aeron die Wahrheit schonend beibringen müssen. Immerhin hatte er ihr jedes Mal, wenn sie sich ihm in den vergangenen Wochen genähert hatte, mit Folter und Tod gedroht. Dass sie unsichtbar war, hatte keine
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