Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
„es heißt nicht, dass sie nicht mit unserem Feind unter einer Decke steckt. Muss ich dich wirklich daran erinnern, dass Galen, der größte Schwachkopf aller Zeiten, auch behauptet, ein Engel zu sein?“
„Stimmt, aber er lügt.“
„Und sie könnte das nicht?“
Aeron rieb sich über sein plötzlich müdes Gesicht. „Olivia. Arbeitest du mit Galen zusammen, um uns zu schaden?“
„Nein“, murmelte sie, und Paris stolperte genauso zurück wie Aeron vor wenigen Augenblicken. Er griff sich an die Brust. „Bei den Göttern“, stammelte er. „Diese Stimme …“
„Ich weiß.“
„Sie ist weder ein Köder, noch hilft sie Galen.“ Eine unumstößliche Feststellung, die nun von Paris kam.
„Ich weiß“, wiederholte Aeron.
Paris schüttelte den Kopf, wie um seine Gedanken zu sortieren. „Trotzdem. Lucien will den Hügel nach Jägern absuchen. Nur zur Sicherheit.“
Einer der vielen Gründe, aus denen Aeron Lucien immer gefolgt war. Der Krieger war klug und umsichtig. „Wenn er fertig ist, ruf bitte alle, die noch hier sind, zu einem Treffen zusammen, und berichte ihnen von der anderen Frau. Die aus der Gasse.“
Paris nickte, und auf einmal trat ein Glänzen in seine blauen Augen. „War bis jetzt ja ein ziemlich aufregender Abend für dich, hm? Bin schon gespannt, wen du heute noch so alles triffst.“
„Mögen die Götter mir helfen, wenn noch jemand auf mich wartet“, murmelte er.
„Du hättest Cronus nicht herausfordern sollen, mein Freund.“
Aerons Magen zog sich zusammen, als sein Blick zurück zu dem Engel wanderte. Hatte der Götterkönig seine Herausforderung tatsächlich angenommen? War Olivia diejenige, der er vergebens nachjagen sollte? Wie er feststellen musste, raste sein Herz in der Tat, und sein Blut erhitzte sich.
Er biss die Zähne zusammen. Es spielte keine Rolle, ob sie es war oder nicht. Sollte sie sich doch bemühen, ihn in Versuchung zu führen, aber selbst sie mit ihrer schokoladenbraunen Mähne, ihren babyblauen Augen und ihrem herzförmigen Mund würde es nicht schaffen.
„Ich bereue nicht, was ich gesagt habe.“ Wahrheit oder Lüge, er wusste es nicht. Eigentlich hatte er immer geglaubt, Cronus könnte keine Macht über die Engel ausüben. Wie also hätte der Götterkönig sie herschicken sollen? Oder war er dafür gar nicht verantwortlich? Vielleicht lag Aeron mit seinem Verdacht ja falsch, und Cronus hatte nichts mit der Sache zu tun.
Aber auch das spielte keine Rolle. Die Engelsfrau würde nicht nur bei dem Versuch scheitern, ihn zu verführen. Er würde auch dafür sorgen, dass sie ging, bevor sie Zeit hätte, seine Entschlossenheit auch nur für einen einzigen Moment ins Wanken zu bringen.
„Nur zu deiner Information“, begann Paris, „Torin hat diese Frau über seine versteckten Kameras auf dem Hügel gesehen. Er meinte, sie habe sich aus dem Boden gewühlt.“
Aus dem Boden. Hieß das, sie war tatsächlich in die Hölle gestoßen worden und hatte sich den Weg in die Freiheit eigenhändig graben müssen? Er konnte sich nicht vorstellen, dass diese zerbrechlich aussehende Frau so etwas tat – und es auch noch überlebte. Doch dann rief er sich ins Gedächtnis, welche Entschlossenheit sie an den Tag gelegt hatte, als sie auf die Burg zugelaufen war.
„Ist das wahr?“ Er betrachtete sie mit neuen Augen. Gewiss, unter ihren Fingernägeln war Dreck, und auch ihre Arme waren schmutzig. Doch ihre Robe war, abgesehen von dem Blut, vollkommen sauber.
Während er sie ansah, geschah etwas Außergewöhnliches. Dort, wo er die Robe zerrissen hatte, wob sich der Stoff ganz von alleine wieder zusammen. Genau wie seine Haut, wenn sie verletzt war. Ein Stück Stoff mit Selbstheilungskräften. Hörten die Wunder denn niemals auf?
„Olivia. Antworte jetzt!“
Sie nickte, ohne aufzublicken. Er hörte ein Schniefen. Sie schluchzte.
Ein heftiger Schmerz erfüllte seine Brust, doch er ignorierte ihn. Es spielt keine Rolle, wer sie ist oder was sie ertragen musste. Du wirst nicht weich werden, verdammt noch mal! Sie verängstigt und verletzt Legion und muss gehen.
„Ein echter, lebendiger Engel“, sagte Paris offensichtlich eingeschüchtert. „Ich nehme sie mit in mein Zimmer, wenn es dir recht ist, und …“
„Ihre Verletzungen sind zu schwer für Matratzensport“, unterbrach Aeron ihn bissig.
Paris warf ihm einen kurzen, seltsamen Blick zu, dann grinste er und schüttelte den Kopf. „Ich hatte nicht vor, mit ihr ins Bett zu steigen, also spar dir
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