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Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft

Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft

Titel: Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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Engeln gab es drei Kasten. Die Elite der Sieben, zu denen Lysander gehörte, stand direkt mit der einen wahren Gottheit in Kontakt. Sie waren zu Anbeginn der Zeiten auserwählt worden und zauderten niemals bei der Ausübung ihrer Pflichten, der Ausbildung anderer Engel und der Überwachung böser Ereignisse. Als Nächstes gab es die Kriegerengel. Ihre Aufgabe war es, Dämonen, denen es gelungen war, aus ihrem flammenden Gefängnis zu entkommen, zu zerstören. Ganz unten standen die Gücksboten, zu denen einst auch Olivia gehört hatte.
    Als die ersten goldenen Federn gewachsen waren, hatten viele ihrer Brüder und Schwestern augenblicklich Flügelneid verspürt – natürlich nicht von boshafter Natur –, doch zum ersten Mal in ihrem Leben war sie sich ihres Weges nicht sicher gewesen. Warum hatte man ausgerechnet sie für eine solche Aufgabe auserwählt?
    Sie hatte ihre Arbeit geliebt. Hatte es geliebt, den Menschen bestätigende Worte ins Ohr zu flüstern, die ihnen Selbstvertrauen und Freude gaben. Der Gedanke jedoch, einem anderen Lebewesen etwas zuleide zu tun, selbst wenn es die Bestrafung verdiente … Sie erschauderte.
    Das war der Zeitpunkt, als sie zum ersten Mal darüber nachgedacht hatte, zu fallen und ein neues Leben anzufangen. Allerdings war es anfangs nicht mehr als eine naive Gedankenspielerei gewesen. Was wäre, wenn … Erst als sie Aeron ausspioniert hatte, waren diese Gedanken konkreter und ernsthafter geworden. Was, wenn sie zusammen sein könnten? Vielleicht könnten sie bis in alle Ewigkeit miteinander glücklich sein.
    Wie wäre es, menschlich zu sein?
    Der himmlische hohe Rat war ein Respekt einflößendes Gremium, das sich aus Engeln aus allen drei Kasten zusammensetzte. Als man sie schließlich in seinen Gerichtssaal gerufen hatte, war sie davon ausgegangen, dafür bestraft zu werden, dass sie Aeron nicht vernichtet hatte. Stattdessen hatte der Rat ihr ein Ultimatum gestellt.
    Sie hatte in der Mitte eines weitläufigen weißen Raumes gestanden, dessen Decken gewölbt waren und dessen Wände einen perfekten Kreis formten. Säulen erhoben sich ringsherum, und sogar der Efeu, der an ihnen emporrankte, war von einem reinen, unberührten Weiß. Zwischen den Säulen standen Throne, und auf jedem einzelnen saß eine majestätische Gestalt.
    Weißt du, weshalb du hier bist, Olivia?, fragte eine volle Stimme.
    Ja. Obwohl sie am ganzen Körper zitterte, stockten ihre Flügel nicht in ihrem anmutigen Schlag. Sie waren lang und majestätisch, und ihre weißen Federn waren jetzt mit einem mondhellen Gold durchsetzt. Um über Aeron aus der Unterwelt zu sprechen.
    Wir haben uns wochenlang in Geduld geübt, Olivia. Die ausdruckslose Stimme dröhnte wie eine Kriegstrommel in ihrem Kopf. Wir haben dir unzählige Gelegenheiten gegeben, dich zu beweisen. Aber du hast jedes Mal versagt.
    Ich bin nicht für diese Arbeit bestimmt, erwiderte sie mit zitternder Stimme.
    Doch, das warst du. Das bist du. Es gibt keinen besseren Weg, Freude zu verbreiten, als Menschen vor dem Bösen zu beschützen. Und genau das wirst du tun, wenn du deine Aufgabe erfüllst. Dies ist deine letzte Chance. Entweder du beendest Aerons Leben, oder wir beenden deines.
    Die Drohung des Ratsmitglieds war nicht grausam gemeint, das wusste sie. So funktionierte der Himmel eben. Ein einziger Tropfen Gift konnte einen ganzen Ozean verseuchen, und deshalb musste jeder ätzende Tropfen ausgelöscht werden, bevor er mit den Wellen in Berührung kam. Aber sie protestierte trotzdem.
    Ihr könnt mich nicht ohne den Segen der wahren Gottheit töten. Und er würde seinen Segen nicht geben. Er war durch und durch zärtlich und freundlich. Ihm lagen seine Diener am Herzen, jeder einzelne. Selbst eigensinnige Engel. Kurz gesagt: Er war die Liebe.
    Aber wir können dich fortschicken und dein Leben, wie du es kennst, beenden. Jetzt sprach eine Frau, doch ihre Stimme klang genauso hohl wie die ihres Vorredners.
    Einen Moment lang hatte Olivia Schwierigkeiten zu atmen, und grelle Punkte tanzten vor ihren Augen. Ihr Zuhause verlieren? Das Leben in ihrer wundervollen Wolke? Die gemeinsame Arbeit mit ihren Freunden und Kollegen? Doch trotzdem gab sie Widerworte. Aeron ist nicht böse. Er verdient es nicht, zu sterben.
    Das zu entscheiden steht dir nicht zu. Er hat ein uraltes Gesetz ignoriert und muss dafür bestraft werden. Bevor andere auf den Gedanken kommen, sie könnten das Gleiche tun, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.
    Ich bezweifle, dass er

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