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Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft

Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft

Titel: Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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beobachteten und darauf warteten, dass auch sie ihrem Freund Lebewohl sagen konnten.
    Das kann nicht das Ende sein, dachte sie benommen. Das ging einfach nicht. Kein Unsterblicher konnte sich von einer Enthauptung erholen, und das wusste sie. Trotzdem konnte das nicht das Ende sein.
    Aeron durfte nicht allein sterben.
    Die Worte wanderten einmal durch ihren Kopf, dann ein zweites und sogar ein drittes Mal. Aeron durfte nicht allein sterben.
    Aeron durfte nicht allein sterben.
    Dieser Tod war in jeder Hinsicht falsch. Nutzlos und sinnlos.
    Aeron durfte nicht allein sterben – und das würde er auch nicht.
    Plötzlich keimte Hoffnung in der Dunkelheit ihrer Seele auf, und obwohl es sie all ihre Kraft kostete, ließ Olivia den Krieger schließlich los – nein, halt ihn fest, lass ihn niemals los – und stand auf. Oh nein. Er wird nicht alleine sterben, schwor sie sich.
    „Olivia“, sagte einer seiner wartenden Freunde, während er auf sie zukam und unendlich viel Kummer, Bedauern und Schmerz ausstrahlte.
    Ignorier ihn. Sie schloss die Augen, breitete die Arme aus und hob den Kopf der strahlenden Sonne entgegen. Tu es. „Ich bin bereit, nach Hause zurückzukehren und meinen rechtmäßigen Platz im Himmel einzunehmen. Ich bin bereit, der Engel zu sein, als der ich erschaffen wurde.“
    Im selben Moment war sie zurück im Himmel, und aus ihrem Rücken sprossen zwei prächtige Flügel. Sie schlang sie um ihren Körper und betrachtete sie aufmerksam, nur um erschrocken festzustellen, dass nicht eine goldene Feder darin zu sehen war. Dann war sie also keine Kriegerin mehr. Lustig. Ausgerechnet jetzt, da sie so entschlossen war zu kämpfen wie nie zuvor, war sie keine Kriegerin mehr.
    Aeron würde nicht allein sterben.
    Eine Sekunde später war Lysander an ihrer Seite. Sein Gesicht sah so gequält aus, als hätte er körperliche Schmerzen. „Es tut mir leid, Olivia, aber es musste getan werden. Es gab keinen Ausweg.“
    In seiner Stimme lag aufrichtige Reue, und Olivia erkannte sie mit einem Kopfnicken an. „Du hast getan, was du tun musstest, und genauso werde ich es auch machen.“ Sie gab ihm keine Zeit, Fragen zu stellen, sondern marschierte schnurstracks zum Gerichtssaal, bereit, dem Rat gegenüberzutreten.
    Langsam öffnete Aeron die Augen. Sein erster Gedanke: Wieso war er dazu in der Lage? Mit einer Hand griff er nach oben und erlebte ein Wunder: Er hatte Augen, eine Nase und einen Mund. Sein Kopf saß fest auf seinem Körper. Doch seltsamerweise hatte er keinen Schorf am Hals – noch Tätowierungen an den Armen, stellte er schockiert fest, als er stattdessen glatte gebräunte Haut entdeckte.
    Er runzelte die Stirn und setzte sich auf. Er fühlte weder Schwindel noch Schmerzen, sondern nur eine kühle Brise, die ihn umspielte, als wollte sie ihn willkommen heißen. Verwundert ließ er den Blick über seinen Körper schweifen. Intakt und unversehrt. Er saß auf einem Podium aus Marmor und trug eine weiße Robe, ganz ähnlich der von Olivia. Auch seine Beine waren frei von Tätowierungen.
    Wie war das möglich? Wie war irgendetwas von all dem möglich?
    Lysander hatte ihn nicht verfehlt. Er hatte das brennende Schwert gespürt.
    Was also war geschehen? Und wo war er? Er sah sich seine Umgebung genau an. Die Luft war dunstig, wie in einem Traum. Es gab weder Häuser noch Straßen, nur eine Alabastersäule nach der nächsten, um die sich taufeuchter Efeu rankte.
    Der Himmel? War er irgendwie zum Engel gemacht worden? Er langte nach hinten und betastete seinen Rücken. Nein. Keine Flügel. Enttäuschung machte sich breit. Als Engel hätte er Olivia suchen und mit ihr zusammen sein können.
    Olivia. Süße, bezaubernde Olivia. Seine Brust schmerzte, und seine Hände juckten vor Verlangen, sie zu berühren. Er würde sie vermissen. Und zwar jeden Tag seines … Lebens?
    Todes? Sehnsüchtig und unveränderlich. Wo war sie jetzt? Und was tat sie gerade?
    „Aeron.“
    Die tiefe Stimme erreichte seine Ohren, und ein Schauer überlief ihn.
    Obwohl viele Tausend Jahre vergangen waren, seit er diese Reibeisenstimme zuletzt gehört hatte, wusste er sofort, zu wem sie gehörte. Baden. Einst sein bester Freund, doch vor Jahrhunderten gestorben. Aeron sprang auf und drehte sich um, nicht sicher, was er erblicken würde. Wie …?
    Baden stand nur wenige Meter entfernt.
    Aeron kämpfte mit dem Schock. Sein Freund sah genauso aus wie zu Lebzeiten. Groß, muskulös, mit leuchtend roten Haaren, die zottelig um sein Gesicht hingen.

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