Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
Suche nach der Büchse der Pandora und würde alles zerstören, was sie als Bedrohung betrachtete. Wie zum Beispiel einen Engel.
Gwen, die jüngste Skyhawk, lebte hier mit Sabin. Allerdings befand sich das Paar momentan zusammen mit einigen anderen in Rom, wo sie in einem kürzlich aus dem Meer aufgestiegenen Tempel der Titanen nach Artefakten suchten, die einst Cronus gehört hatten.
Dem törichten Cronus, den die Herren für allmächtig hielten. Wenn sie nur wüssten …
„An deiner Stelle würde ich den Schnabel halten“, ermahnte der Krieger namens Paris die Harpyie.
Olivia lugte hinter Aerons Schulter hervor.
„Warum?“, fragte Kaia unbekümmert. „Meinst du, Aeron könnte mich angreifen? Du solltest inzwischen wissen, dass ich es liebe zu catchen. In Öl.“
Bei dieser unerfreulichen Erinnerung an seine eigene Erfahrung mit dem Öl-Catchen schürzte Paris die Lippen. Er hatte mit Lysander gerungen. Das hätte Olivia nur zu gern gesehen. „Nein, ich sage nicht wegen Aeron, dass du still sein sollst. Ich denke, du solltest still sein, weil du dann hübscher bist.“
Olivia hörte, wie die Frau verächtlich schnaubte, und musste lächeln. Nun, da sie nicht mehr unter Schmerzen litt und ihre schrecklichen Erinnerungen etwas verblassten, stellte sie zu ihrer eigenen Überraschung fest, dass ihre Angst vor dem Dämonen abnahm. Vielleicht konnte sie das hier tatsächlich durchstehen.
„Nun, Olivia“, wandte Paris sich an sie, „wie geht es dir? Fühlst du dich besser?“
Ohne aus ihrer Deckung hervorzukommen, antwortete sie: „Ja, danke.“
„Mmmh. Ich würde dir so gerne etwas geben, wofür du wirklich dankbar sein könntest.“ Die Worte kamen von William. Er sah unverschämt gut aus mit seinen schwarzen Haaren und den blauen Augen. Aber er war auch ein unbezähmbarer Schelm mit einem seltsamen Sinn für Humor, den Olivia nicht immer verstand.
„Irgendjemand sollte dein Etwas zum Wohle der Frauenwelt abschneiden.“ Das kam von Cameo, der einzigen weiblichen Herrin der Unterwelt. Zumindest der einzigen, von der die Herren wussten. Sie war besessen von Elend, und aus ihrer Stimme sickerte der Kummer der gesamten Welt.
Olivia hätte die Frau am liebsten auf der Stelle umarmt. Denn – was niemand hier wusste – Cameo weinte sich jeden Abend in den Schlaf. Und das war einfach herzzerreißend. Vielleicht … vielleicht können wir jetzt ja Freundinnen werden, dachte sie, wieder einmal überrascht von der immer schwächer werdenden Angst.
„Dann wäre das ja geklärt“, meinte Aeron, nahm wieder Olivias Hand und zog sie mit sich nach vorn. Als er den Tisch erreichte, zog er einen Stuhl für sie hervor.
Mit gesenktem Blick schüttelte sie den Kopf. „Nein, danke.“
„Warum nicht?“
„Ich möchte nicht alleine sitzen.“ Nicht nachdem sie in den Genuss gekommen war, ihn zuerst als Matratze und dann als Gehstock benutzen zu dürfen.
Seufzend ließ er sich selbst auf den Stuhl fallen. Olivia verkniff sich mit aller Mühe ein triumphierendes Grinsen, als sie sich auf seinen Schoß setzte – oder besser gesagt: ungeschickt auf seinen Schoß plumpste. Da sie ihn nicht länger als Krückstock benutzen konnte, fehlte ihr der Halt. Er versteifte sich zwar, erteilte ihr jedoch keinen Rüffel.
Olivia hatte keine Ahnung, wie die anderen auf ihren Auftritt reagierten, da sie unverwandt auf den Boden starrte. Für den Moment war sie ruhig, und das wollte sie auch bleiben.
„Wo sind die anderen?“, erkundigte Aeron sich, als wäre das Gespräch nie abgerissen.
„Luden und Anya sind in der Stadt und suchen immer noch nach dem Schattenmädchen“, erwiderte Paris. „Torin ist natürlich in seinem Zimmer, beobachtet die Welt und sorgt für unsere Sicherheit. Danika …“ Aeron zuckte bei der Erwähnung des Namens zusammen, und Olivia tätschelte tröstend seine Hand. Offensichtlich fühlte er sich immer noch schuldig, weil er sie um ein Haar ermordet hätte. „Danika malt irgendwas, aber sie verrät noch nicht, was. Und Ashlyn sieht sich die Schriftrollen an, die Cronus uns gegeben hat, und versucht sich zu erinnern, ob sie je ein Gespräch über irgendjemanden mit angehört hat, der dort aufgelistet ist.“
Olivia wusste, dass in den betreffenden Schriftrollen fast jeder dokumentiert war, in dessen Körper einer der Dämonen lebte, die aus der Büchse der Pandora entkommen waren. Da die Engel diese Personen über all die Jahrhunderte beobachtet hatten, wusste sie außerdem, wo einige von
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