Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
ihnen lebten. Würden ihre ehemaligen Brüder und Schwestern sie zum Tode verurteilen, wenn sie es verriete? Bräche das auch irgendein uraltes Gesetz?
„Bei den Göttern, Sex. Wir sollten dich in Langeweile umtaufen. Lasst uns über etwas Angenehmeres sprechen. Ich finde, wir sollten uns erst mal vorstellen“, brach es aus William heraus. „Das wäre nur höflich.“
„Seit wann scherst du dich denn plötzlich um Höflichkeit?“, knurrte Aeron ihn an.
„Seit jetzt.“
Hinter sich hörte sie die Zähne des Kriegers knirschen. „Das ist Olivia. Sie ist ein Engel“, sagte er zu niemand Bestimmtem, und sein harscher Ton lud nicht gerade zu weiteren Nachfragen ein.
„Ein gefallener Engel“, verbesserte sie ihn dennoch. Sie erspähte eine Schüssel Weintrauben und konnte ein freudiges Quieken nicht unterdrücken. Die drei Tage ohne Nahrung machten sich allmählich bemerkbar.
Teilen und Maßhalten, Prinzipien, die sie ihr gesamtes Leben lang gewahrt hatte, waren vergessen, als sie sich die Schüssel schnappte und an ihre Brust drückte. Eine (Handvoll) nach der anderen warf sie sich die köstlichen Früchte in den Rachen und stöhnte genüsslich. Doch viel zu schnell war die Schale leer, und sie runzelte die Stirn – bis sie einen Teller mit Apfelspalten entdeckte.
„Lecker.“ Olivia beugte sich vor und wäre fast zur Seite gefallen, hätte Aeron sie nicht an der Hüfte festgehalten. Ein wohliger Schauer lief ihr über den Rücken. „Danke.“
„Keine Ursache“, sagte er heiser.
Lächelnd nahm sie sich den Teller und setzte sich wieder auf seinen Schoß. Die Erektion, die er dabei bekam, drückte ein wenig gegen ihren unteren Rücken, doch sie bemerkte es kaum. Auch die Apfelstücke verschwanden unter glücklichem Seufzen. Essen schmeckte ja als Mensch noch besser. Süßer. Aromatischer. Unverzichtbar.
Als sie endlich satt war, blickte sie auf, um irgendwem das einzige verbliebene Stück anzubieten. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, und plötzlich lag das Essen in ihrem Bauch wie Blei. „Tut mir leid“, stammelte sie automatisch. Was hatte sie falsch gemacht?
„Wofür entschuldigst du dich denn?“, fragte Kaia. In ihrem Ton schwang keine Boshaftigkeit mit, sondern einfach nur Neugier.
„Alle starren mich an, und deshalb dachte ich …“ Außerdem war Aerons Erektion jetzt noch härter.
„Ich stimme der Harpyie zu“, fiel William ein und wackelte dabei mit den Augenbrauen. „Ich liebe Frauen, die es ihrem Frühstück so richtig geben.“
Aber das hatte sie doch gar nicht getan. Oder?
Kaia gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Klappe, Playboy. Deine Meinung interessiert hier niemanden.“ An Olivia gewandt, fügte sie hinzu: „Falls du Schwierigkeiten hattest, meinen Blick zu interpretieren: Ich starre dich nur an, weil ich neugierig bin.“
Das beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit. Harpyien konnten nur essen, was sie stahlen, logen ungeniert und töteten hemmungslos. Kurz gesagt: Sie waren das absolute Gegenteil von Engeln, und trotzdem genossen sie ihr Leben in vollen Zügen – was der Grund dafür war, dass Lysander sich für ein Leben mit einer Harpyie entschieden hatte.
Schon bald werde auch ich das Leben in vollen Zügen genießen.
„Kennst du Lysander, den Gemahl meiner Zwillingsschwester?“, fragte Kaia.
„Ja. Sehr gut sogar.“
Die Harpyie stützte die Ellbogen auf den Tisch, sodass das Geschirr klapperte. „Steckt sein Stock im Arsch so tief, wie ich denke?“ Abscheu schwang in ihrer Stimme mit.
„Vermutlich noch tiefer.“
„Ich wusste es! Arme B.“ Mitleid verdunkelte ihre Gesichtszüge. Aber nur für einen kurzen Moment. „Ich hab eine Idee. Du und ich könnten uns zusammentun, zwei hübsche Köpfe sind immer besser als einer, und einen Plan schmieden, wie wir ihn ein bisschen lockerer machen. Dabei könnten wir uns auch besser kennenlernen. Die Mädels in diesem Haus müssen schließlich zusammenhalten.“
„Das geht nicht. Ich werde Olivia in die Stadt bringen.“
Aeron, der sie die ganze Zeit nicht losgelassen hatte, hielt sie jetzt noch fester. „Kein Pläneschmieden, kein Lockermachen, und ganz bestimmt kein Kennenlernen.“
Olivia ließ die Schultern fallen. War Aeron schon immer so barsch gewesen, und es war ihr nur nie aufgefallen? Oder war das eine Sonderbehandlung für sie? „Bist du sicher, dass du mich loswerden willst?“, fragte sie ihn. „Ich bin gut für dich. Das verspreche ich dir!“
„Weil du mir helfen kannst?“
Weitere Kostenlose Bücher