Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
nehmen.“
„Ich fürchte, da kann ich dir nicht zustimmen.“ Obwohl Olivia am ganzen Körper zitterte – sie war alleine, unbewaffnet, wehrlos und verdammt wacklig auf den Beinen –, behauptete sie ihre Stellung. „Aeron wird schon bald mir gehören.“ So oder so. Das würde sie nicht leugnen, auch nicht vor sich selbst.
Legion leckte sich mit ihrer gespaltenen Zunge über die Zähne. „Dafür wirssst du bezzzahlen, Engel. Mit deinem Leben.“
Dann machte Legion einen Satz auf sie zu.
7. KAPITEL
Sieben Tage. Sieben verdammte Tage und nicht der geringste Erfolg. Strider, Hüter der Niederlage, wischte sich sein schweißgebadetes Gesicht mit einem Handtuch ab. Er lehnte sich an einen Felsen und ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen. Hier schien die Sonne heller und heißer als in Buda. Glasklares Wasser umspülte diese Insel bei Rom, und das leise Rauschen war wie Balsam für seine Ohren.
Alles, was vom Tempel der Unaussprechlichen noch übrig war, waren seine ramponierten Säulen, einige komplett umgestürzt und andere noch aufrecht, sowie ein Altar, auf dem noch immer große rostrote Flecken zu sehen waren. Die Luft summte vor Energie, so sehr, dass die feinen Härchen auf seinen Armen abstanden. Doch trotz des grausigen Altars und der seltsamen Energie verspürte Strider ein eigenartiges Gefühl der Seelenverwandtschaft mit dem Ort. Immerhin sahen viele Leute auch in ihm einen Unaussprechlichen. Böse und überflüssig.
Nicht, dass er mit ihnen übereinstimmte. Er war mit Niederlage verbunden und konnte keine Herausforderung verlieren, ohne fürchterlich zu leiden. Wo lag darin das Böse? Es war ja nicht so, als ob er wahllos tötete, nur um ein Spiel auf der Xbox zu gewinnen oder so.
Egal. Bei seinem letzten Besuch hatten Archäologen hier jeden Winkel untersucht. Unter ihnen waren auch Jäger gewesen, die gehofft hatten, eins von Cronus’ mächtigen Artefakten zu finden oder sogar die Büchse der Pandora selbst. Nun war niemand mehr hier. Warum nicht?
Obwohl sich der Tempel erst vor wenigen Monaten aus dem Meer erhoben hatte, waren bereits große, üppige Bäume gewachsen. Sie umschlossen das Gebiet, auf dem der Tempel einst stolz gethront hatte, ohne das Gebäude selbst jedoch zu berühren. Sie bogen sich sogar davon weg, als hätten sie Angst, ihm zu nah zu kommen.
Das Einzige, das bei seinem letzten Besuch noch nicht hier gewesen war, waren die Knochen. Menschliche Knochen. Höchstwahrscheinlich waren es die Überreste der Archäologen. Was sie getötet hatte, konnte er bloß raten. Er sah weder Spuren von Fleisch noch von Blut. Sicher, ein Tier hätte es geschafft, in den Monaten seiner Abwesenheit so viele Menschen zu fressen, aber hätte dieses Festmahl nicht Spuren hinterlassen? Also, abgesehen von den Knochen. Eine Blutspur hier, ein Stück verrottetes Fleisch da. Kratzspuren an den Stellen, wo die Menschen um ihr Leben gekämpft hatten. Fußspuren, wo sie versucht hatten wegzurennen.
Doch es gab nichts dergleichen.
Was also konnte so restlos Menschen verzehren? Eine göttliche Kreatur.
Anya, die (unbedeutende) Göttin der Anarchie und Luciens Freundin/Verlobte – die Krönung allen Horrors war, dass das ungezogene kleine Weibsbild beschlossen hatte, seine Hochzeit selbst zu planen – wusste nicht viel über diese Unaussprechlichen und wollte Striders Vermutung, dass sie die Menschen als Snack genossen hatten, weder bestätigen noch dementieren. Die Götter hätten niemals von ihnen, nun ja, gesprochen, hatte sie gesagt, weshalb sie sich nicht sicher sei, wozu sie fähig waren. Aber die Götter hatten tatsächlich Angst vor ihnen gehabt.
Dennoch blieb Strider. Er musste diese Artefakte finden. Er musste die Büchse der Pandora finden. Er musste die Jäger vernichten. Endlich. Sein Leben hing davon ab. Zum Teufel, sein Seelenfrieden hing davon ab. Jeden Tag wurden die Forderungen von Niederlage lauter in seinem Kopf, jeder Tag erinnerte ihn mehr und mehr an die erste Zeit seiner Besessenheit. Eine Zeit, die er vergessen wollte.
Sein Dämon hatte gebrüllt, hatte ununterbrochen geschrien, war getrieben worden von dem verzehrenden Drang, jeden herauszufordern, dem er begegnete. Die Konsequenzen waren ihm egal gewesen. Einen Freund umbringen? Sei’s drum. Hauptsache, er gewann.
Damals hatte er sich gehasst. Seine Freunde hatten ihn vermutlich auch gehasst. Na ja, das stimmte nicht ganz, denn ihre Dämonen hatten sie genauso unkontrollierbar gemacht. Es hatte Jahrhunderte
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