Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
Nicht so Sabin. Er hatte Männer und Frauen schon immer gleich behandelt, und wenn er Gwen auch mehr als sein eigenes Leben liebte und obwohl sie zu beschützen ihm wichtiger war, als zu siegen, so wusste jeder hier, dass Gwen die Stärkste unter ihnen war. Sie hatte schon mehr als einem Herrn das Leben gerettet.
Dafür stellte sich Strider vor … sie und alle anderen. Die Herausforderung … Er musste derjenige sein, der diese Sache gewann.
Sein Dämon summte bereits aufgeregt vor sich hin. Gewinnen … gewinnen … muss gewinnen … kann nicht verlieren.
Ich weiß, knurrte er. Und das werde ich auch.
Er drehte sich um die eigene Achse und suchte die Umgebung mit Blicken ab. Endlich erspähte er seinen Gegner. Einen hünenhaften Mann – nein, dieses Ding konnte man nicht als Mann bezeichnen. Zwischen zwei Säulen hatte eine riesige Bestie Gestalt angenommen.
Obwohl Striders Magen sich vor Entsetzen zusammenzog, schätzte er seinen Gegner ab. Die Bestie trug keine Kleidung, aber das brauchte sie auch nicht. Die Haut des Riesen war behaart wie die eines Pferdes. Auf seinem Kopf erhoben sich zischelnde, tanzende Schlangen, deren dünne Körper seine Haare bildeten. Zwei lange Fangzähne ragten über seine Unterlippe.
An seinem Oberkörper reihte sich Muskelstrang an Muskelstrang, und seine Brustwarzen waren von zwei großen silbernen Ringen durchbohrt. Ketten um seinen Hals, seine Handgelenke und seine Fußknöchel fesselten ihn an die Säulen. Er hatte Menschenhände, aber seine Füße waren Hufe.
„Wer bist du?“, fragte Strider fordernd. Er brauchte nicht zu fragen, was das Ding war. „Hässlich wie Scheiße“ reichte als Beschreibung völlig aus.
Er hatte zwar keine Antwort erwartet, doch trotzdem verunsicherte ihn die Stille, die auf seine Frage folgte, zutiefst.
Dann erschien neben der Bestie zwischen zwei anderen Säulen ein weiteres Ungeheuer, und Strider blinzelte fassungslos. Der zweite Riese war ebenfalls männlich, doch war bei ihm nur der Unterkörper von Tierhaaren bedeckt. Seine Brust war überzogen von einem grausamen Netz aus Narben, und auch er war festgekettet.
Trotzdem. Die Ketten schmälerten nicht die drohende Gefahr, die beide ausstrahlten.
„Bei den Göttern. Seht nur“, keuchte Kane und zeigte mit dem Finger auf die Kreaturen.
Eine dritte Bestie nahm Gestalt an, und diese war weiblich. Genau wie bei den Männern war auch ihr Oberkörper nackt. Ihre Brüste waren groß und ihre Brustwarzen ebenfalls gepierct – wenn auch nicht mit Silberringen, sondern mit Diamanten. Um Hüfte und Oberschenkel trug sie einen Lederrock. Da sie seitlich zu Strider stand, konnte er die kleinen Hörner sehen, die aus ihrer Wirbelsäule hervorragten. Während er die Hörner mochte – da konnte ein Mann sich festhalten, wenn es mal etwas heftiger zur Sache ging –, konnte er an ihrem Gesicht so gar keinen Gefallen finden. Sie hatte einen Schnabel wie ein Vogel. Mit der ins Bett gehen? Nein, danke. Auch das weibliche Monster war behaart und angekettet.
In schneller Folge tauchten nun noch Nummer vier und fünf auf, beide so groß und breit wie lebende Berge. Allerdings hatten diese Ungeheuer kein Schlangenhaar. Ihre persönlichen Extras waren schlimmer. Der eine Riese hatte eine Glatze, und aus seinem nackten Schädel schienen Schatten zu triefen. Dicke schwarze, faulige Schatten. Aus dem Kopf des anderen ragten kleine scharfe Klingen hervor, die alle von einer klaren Flüssigkeit überzogen waren und gefährlich glänzten.
Die Unaussprechlichen.
Ohne Zweifel. Strider atmete schwer aus. Sie hätten ruhig auch die Ungesehenen bleiben können, verdammt noch mal.
Gewinnen.
Bis jetzt gibt es noch keine Herausforderung, du Idiot. Den Göttern sei Dank, fügte er im Stillen hinzu. Wäre er überhaupt in der Lage, diese Dinger zu besiegen?
Das weibliche Ungeheuer machte einen Schritt nach vorn, was ihre Ketten laut scheppern ließ. Die Herren wichen nicht einen Millimeter zurück, und das schien sie zu freuen, denn sie grinste und zeigte dabei ihre blendend weißen, rasierklingenscharfen Zähne. Zum Glück hinderten ihre Fesseln sie daran, ihnen allzu nahe zu kommen.
„Schon wieder habt ihr uns ungefragt belästigt.“ Aus ihrer Stimme klangen die Schreie Tausender Seelen, die in der Hölle gefangen waren und verzweifelt zu entkommen versuchten. Ihre Schreie hallten durch den Tempel, und ihre Tränen schienen Striders Kleider zu durchnässen. „Und wieder erweisen wir euch die Ehre unserer
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