Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
Ausstrahlung, als sei sie eben erst aus dem Bett gekrochen, und der blutrote Lippenstift machte aus ihren Lippen den perfekten Kussmund.
„Du brauchst mir übrigens nicht dein Erstgeborenes als Dankeschön zu versprechen“, meinte Kaia. „Ich nehme nur Cash. Und wenn du Lust hast, können wir jetzt in die Stadt gehen, Anya suchen – ich glaube sie ist immer noch dort –, uns ein Bier und einen Mann schnappen und mit deiner Ausbildung zum unartigen Mädchen fortfahren.“
Immer noch in Trance, fuhr Olivia mit der Fingerspitze über den mandelförmigen schwarzen Schatten an ihrem Wimpernkranz. Smoky Eyes wie aus einem Hochglanzmagazin. Perfekt.
Versuch nur, mir jetzt noch zu widerstehen, Aeron. Das schaffst du nie.
Selbstvertrauen war mehr als nett. Selbstvertrauen war Balsam für die Seele.
„Ihr könnt nicht gehen“, protestierte Cameo. „Ich bin noch nicht mit meinen Fragen durch.“
Kaia verdrehte die Augen. „Dann stell sie doch in der Stadt, während wir uns ins Koma saufen. Ich hab Durst, und Anya wird uns die Köpfe abreißen, wenn wir sie nicht mitnehmen.“
„Du hast echt auf alles eine Antwort“, grummelte die Kriegerin.
„Ja, ist das nicht fantastisch?“
„Weniger.“
Während die zwei anderen Frauen sich foppten, betastete Olivia ihre Lippen. Nicht mehr lange, und sie wüsste, wie Aerons sich anfühlten. Und wieder kein „Vielleicht“. Er wäre unfähig, ihr zu widerstehen. Sie konnte sich ja selbst kaum widerstehen. Ob seine Lippen wohl hart oder weich waren? Ob er wild oder sanft küsste? Eigentlich spielte das gar keine Rolle. Sie würde ihn endlich schmecken, und danach sehnte sie sich am meisten.
„Issst sssie dasss? Issst dasss die Frau? Weissst du wasss, Engel? Du wirssst sterben“, ertönte plötzlich eine neue Stimme. Eine Stimme, in der genug Hass mitschwang, um eine ganze Armee zu töten.
Olivia zuckte zusammen und wirbelte herum, wobei sie sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte. Auf der anderen Seite des Zimmers stand ein winziger Dämon mit bösen, rot leuchtenden Augen. Die Krallen hatte das Wesen zum Angriff erhoben und die scharfen Zähne gebleckt. Sogar die grünen Schuppen wirkten wie geschärft und standen an den Enden wie Glassplitter ab.
Dieses Mal war sie nicht in die Hölle gestoßen worden. Die Hölle war zu ihr gekommen.
Nein! In ihrer Lunge bildete sich ein Schrei, doch bevor er aus ihr herausbrechen konnte, blieb er in ihrer plötzlich eng gewordenen Kehle stecken, sodass nicht mehr als ein Würgen herauskam.
Ruhig bleiben. Sie hatte dieses Geschöpf schon einige Male gesehen, während sie Aeron gefolgt war, und wusste, wer das war. Legion. Du brauchst keine Angst zu haben.
Sie straffte die Schultern und versuchte, ihre Flügel auszubreiten, um einen sichereren Stand zu bekommen – nur um daran erinnert zu werden, dass sie keine mehr hatte. Sie schluckte. „Hallo, Legion. Ich bin Olivia. Ich … ich will dir nichts Böses.“
„Tut mir leid, aber dasss kann ich von mir nicht behaupten.
„Hey, hey.“ Cameo sprang wie ein Schild vor Olivia. „Hört auf damit. Wir sind hier alle Freunde.“
„Dich werde ich auch töten, wenn du dich mir in den Weg stellssst“, knurrte Legion. „Zzzur Ssseite! Der Engel gehört mir.
Kaia stellte sich dicht neben Cameo. Zusammen waren sie mehr als nur ein Schild. Sie waren eine Wand. „Ich schätze, dann musst du mich auch töten.“
Sie … beschützten sie? Trotz ihrer Angst verspürte Olivia Freude. Obwohl die Frauen sie nicht kannten, behandelten sie sie wie eine von ihnen. Als ob sie bereits dazugehörte.
„Also?“, fragte Kaia eindringlich. „Wie sieht’s aus, Dämonenmädchen?“
„Ich nehme dein Angebot an. Dich werde ich auch töten.“ Dann … verschwand Legion.
O…kay. Nach dieser Drohung war ihr Verschwinden eine Erleichterung. Aber warum sollte sie …
Genau zwischen den Kriegerinnen tauchte sie wieder auf. Noch ehe eine von ihnen Zeit hatte, auszuweichen oder sich irgendwie vorzubereiten, hatte sie beiden in den Hals gebissen. Die Frauen brachen zusammen und wanden sich stöhnend vor Schmerzen auf dem Boden.
Olivia hatte kaum Zeit zu verarbeiten, was sie soeben gesehen hatte. „Wie konntest du nur so etwas tun? Ich dachte, das sind deine Freunde. Sie haben dir doch gar nichts getan, sie wollten mich nur beschützen!“
Die roten Augen fixierten sie, und der Hass, der darin loderte, wurde noch intensiver. „Aeron gehört mir. Du wirssst ihn dir nicht
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