Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
würde sie ihre Harpyie von der Leine lassen. Sie könnte gar nichtanders. Sie würde …
„Mir geht es gut.“ Sein Gesichtsausdruck wurde sanfter und, Götter, er war so schön. „Erinnerst du dich an die Jäger, die dich zuletzt angegriffen haben? Tja, sie haben danach noch richtig gelitten. War mir ein Vergnügen.“
Die Erleichterung wurde noch intensiver, mischte sich mit einem Gefühl von Stolz. Das war ihr Mann, ihr Krieger. Niemand war stärker. Niemand war so rachedurstig oder so tüchtig. „Danke. Aber jetzt musst du verschwinden“, sagte sie und gab ihm einen sanften Stoß. „Rhea könnte in der Nähe sein, und du bist …“
„Nein.“ Er bewegte sich keinen Millimeter. „Sabin und die Engel halten nach ihr Ausschau. Bislang haben sie noch keinen Hinweis auf ihre Anwesenheit entdeckt.“
„Das bedeutet nicht …“
„Ruhe, Kaia“, unterbrach er sie zum zweiten Mal. „Du steckst in Schwierigkeiten und manövrierst dich nur noch tiefer hinein.“ Er stand auf, bückte sich und fasste sie am Handgelenk. Dann zog er sie ebenfalls hoch und führte sie weg von Lazarus.
Blätter und Zweige schlugen ihr entgegen, und Insekten summten, machten sogar Anstalten, sie zu stechen.
„Ich darf nicht zu weit weggehen“, sagte sie keuchend vor Anstrengung. Verflucht. Ihre Seite und ihr Bein pochten, da die Wunden bei ihrem Sturz wieder aufgegangen waren. Jetzt lief das Blut heraus und sammelte sich in ihren Stiefeln.
„Du gehst so weit, wie ich es dir sage“, erwiderte er harsch, nicht ahnend, welche Schmerzen sie hatte.
„Strider, hör mir zu. Meine Schwestern kämpfen gerade. Ich muss …“
„Es ist mir egal, was sie machen. Du und ich werden jetzt reden. Und jetzt sei still, während ich uns einen geeigneten Platz suche. Sonst muss ich dich mundtot machen. Und, Kaia? Ich kann es kaum erwarten, dich mundtot zu machen.“
Sie presste die Lippen aufeinander und schwieg, während er sie immer tiefer in den Wald führte.
22. KAPITEL
S trider schleifte Kaia durch immer dichter werdenden Nebel und über einen tosenden Fluss. Als er diesen Weg zum ersten Mal gegangen war, hatten die Bäume versucht, ihn bei lebendigem Leibe zu verschlingen, und er hatte alle paar Minuten sein Messer einsetzen müssen. Jetzt waren dieselben Bäume vollkommen ruhig. Nicht ein einziges Blatt tanzte im Winde. Was sollte das nun schon wieder?
Die Frage wurde unwichtig, als er die Höhle erreichte, die er während der Verfolgung von Kaia gefunden hatte. Es geschähe ihr ganz recht, wenn er sie einfach hineinwerfen und einen dicken Felsbrocken vor den einzigen Ausgang schieben würde. Sie könnte die nächsten Jahre in Einzelhaft verbringen und über ihre Fehler nachdenken.
Er hatte sie anschreien wollen, wirklich – weil sie ohne ihn losgezogen war, weil sie beinahe in die Verführungsfalle von diesem Mistkerl Lazarus getappt war, für deren Inszenierung Strider ihn übrigens noch bestrafen würde –, aber als er sich mit dem Rücken an die Kristallmauer drückte, sah er sie zum ersten Mal ganz, seitdem er ihren hübschen Hintern auf den Boden geworfen hatte. Ihre traumhaften roten Haare waren an den Spitzen feucht und ließen kleine Wassertropfen auf ihren nackten Bauch tropfen.
Der Fluss hatte das Make-up abgewaschen, das immer ihre Haut bedeckte, und nun strahlte sie wie ein Diamant im Sonnenlicht. Wenn auch nicht so hell wie zuvor. Und sie zitterte. Er wurde nachdenklich. Warum zitterte sie? Hier drinnen war es so heiß wie in der Hölle.
Allerdings schmälerte das ihre Wirkung nicht. Nichts konnte sie schmälern. Vielleicht weil sie ein knappes, bauchfreies Top und Shorts trug. Beides war weiß, durchsichtig jetzt, und er sah genau hin. Rosafarbene, harte Brustwarzen und zwischen den langen, geschmeidigen Beinen ein zauberhafter rötlicher Fleck, und wenn er nicht bald wegschaute, würde noch der Reißverschlussseiner Hose gesprengt.
Strider musterte den Rest von ihr – und bemerkte, dass sie verletzt war. Die aggressiven Wunden in der Flanke und auf ihrem Oberschenkel weckten eine Wut in ihm, die jegliche Lust verdrängte. Kein Wunder, dass ihre Haut nicht ganz so intensiv strahlte und ihr Körper nicht aufhören konnte zu zittern.
Er biss sich ins Handgelenk und hielt ihr die Wunde an den Mund. „Trink.“
Sie stöhnte vor Verzückung und gehorchte sofort. Was für ein herrliches Gefühl, dachte er, während sie an seiner Wunde saugte, und so schön warm. Sie schloss hingebungsvoll die Augen. Als er
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