Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
Wenn du wirklich in Ordnung bist, Bee. Du wurdest schwer getroffen.“
„Mir geht’s gut.“ Sie schenkte Kaia ein erleichtertes Lächeln. Sie wusste genau, was in Kaias Kopf vorging. „Ich hatte ein Reagenzglas mit Lysanders Blut dabei und habe es auf dem Weg hierher ausgetrunken.“
Clever. Und, zum Teufel, warum hatte sie nicht daran gedacht, Strider um ein Reagenzglas mit seinem Blut zu bitten? Auch wenn er ihr keins gegeben hätte. Nicht nach allem, was sie ihm angetan hatte. Außerdem hätte er sich dann um sie sorgen müssen. Hätte sich mehr Gedanken um ihre Gesundheit machen müssen, als wenn er an ihrer Seite blieb.
„Ihr könnt die vierte Teilnehmerin aussuchen“, meinte sie, wohl wissend, dass sie es ohnehin täten.
Die anderen akzeptierten den Entscheid ohne symbolische Diskussion – Überraschung, Überraschung – und beschlossen schnell, dass Gwen die Vierte im Bunde sein sollte. Sabins Blut hatte ihr nach dem Fangen beim Heilen geholfen, und sie war von den Pfeilen verschont geblieben. Gegen Neeka sprach ihre Gehörlosigkeit, und Taliyah war für Luftspiele nicht so gut ausgerüstet wie die jüngste Skyhawk.
Der schrille Ton einer Pfeife ertönte, und die Gruppen wurden still.
„Die Zeit ist um“, verkündete Juliette. „Alle auf die Plätze.“
Ein großes Herumlaufen begann. Während die ausgewählten Teammitglieder auf die Baumwipfel kletterten, blieb Kaia am Boden und beobachtete die Szene. Es fühlte sich an, als läge eine Eisenschelle um ihr Herz. Eine Schelle, die noch fester zugedrückt wurde, als sie Juliettes Blick auffing und die Harpyie sie mit der für sie typischen selbstgefälligen Genugtuung anlächelte.
Ich wusste, dass du es nicht bringst, schien dieses Lächeln zu sagen.
Kaia gab sich Mühe, nicht rot zu werden oder in Tränen auszubrechen.
„Ignorier die Hexe einfach“, riet Taliyah ihr und klopfte ihr auf die Schulter. „Du bist in jeder Hinsicht besser als die.“
„Danke, Tal.“
Neeka kramte die Verbandsachen aus ihren Rucksäcken – die hoffentlich ungebraucht bleiben würden – und gesellte sich zu ihnen. Keine Sekunde zu früh.
Juliette richtete eine Pistole gen Himmel, hielt inne, während alle voller Spannung warteten, und drückte schließlich den Abzug.
Bumm!
Hoch über ihnen setzten sich die Harpyien explosionsartig in Bewegung. Blätter raschelten, Körper knallten zusammen. Angestrengtes Stöhnen, schmerzerfülltes Ächzen und wütende Schreie erklangen, zeugten von Verletzung und Genugtuung. Kaia versuchte, ihre Schwestern im Blick zu behalten, doch die Mädels waren zu weit oben und bewegten sich zu schnell, verschwanden hinter Blättern und Wolken, sodass sie schon bald aufgab. Stattdessen sah sie auf den Boden und wartete darauf, dass die ersten Körper herunterfielen.
Nach wenigen Minuten spürte sie einen Luftzug und verkrampfte, als sie einen Aufprall hörte. Die Anspannung wuchs, als sie wenige Meter vor sich eine reglose … Songbird erblickte.Rings um sie bildete sich eine Blutlache, während eines ihrer Teammitglieder zu ihr eilte, um Hilfe zu leisten.
Den Göttern sei Dank. Kaias Magen entkrampfte sich, doch das Brennen blieb. Würde Gwen auch so enden? Und Bianka?
Sie ballte die Fäuste und zitterte am ganzen Körper, als sie den Blick von dem Grüppchen Songbirds losriss. Auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung sah sie Blätter wackeln und dunkle Haare aufblitzen. Eine unschuldige Harpyie, die einfach einen Moment für sich brauchte? Eine hinterhältige Harpyie, die jemanden angreifen wollte, obwohl sie sich auf neutralem Boden befanden? Ein Jäger, den nichts anderes interessierte, als sein Ziel zu zerstören? Oder vielleicht Rhea höchstpersönlich?
Nein, zur Hölle. Soweit Kaia wusste, gehörten diese dunklen Haare zu Sabin. Oder sogar zu Lazarus. Wie er sie in der Bar beobachtet hatte, wie er sie verhöhnt hatte … Er war noch nicht fertig mit ihr. Da war sie sich absolut sicher.
Um kein Risiko einzugehen, beugte sie sich zu Taliyah hinüber und flüsterte: „Ich hab was gesehen. Bin gleich zurück.“
Ihre ältere Schwester ließ das Kampfgeschehen nicht aus den Augen. „Sei vorsichtig. Und ruf, wenn du mich brauchst.“
Sie kannte ihre Schwester gut genug, um zu wissen, dass sie nur einen Witz machte. Hätte sie wirklich geglaubt, es gäbe irgendeine Bedrohung, hätte Taliyah die Kaltherzige darauf bestanden, Kaia zu begleiten. Wieder spürte sie einen stechenden Schmerz der Kränkung in ihrer Brust,
Weitere Kostenlose Bücher