Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
dich getan, dass du bereitwillig Schulden bei mir machst?“
„Wie gesagt: Das geht dich nichts an. Hast du was an den Ohren?“
„Nein, aber ich dachte, wenn ich weiter nachbohre, knickst du vielleicht ein.“
„Falsch gedacht. Nur zur Erinnerung: Ich bin etwas sturer als die meisten. Und außerdem habe ich bei dir keine Schulden gemacht. Im Gegenzug für deine Hilfe habe ich mich bereit erklärt, mit dir nach Titania zu gehen und nach Sienna zu suchen.“ Titania. Bescheuerter Name. Aber Cronus, dieser egomanische Götterkönig, hatte den Olymp neu benannt, um die eingekerkerten Griechen, die hier einst regiert hatten, zu ärgern.
Man brauchte schon Eier aus Titan, um einen Ort nach sich selbst zu benennen. Ihn würde interessieren, was Cronus damit zu kompensieren versuchte.
Nicht dass Strider und sein bestes Stück, das er bescheidenerweise Stridey-Monster nannte, dazu etwas hätten sagen können. Sie waren in jeder Hinsicht perfekt.
Ego-Alarm. Verdammt noch mal. Wie oft würde er den heute noch ausrufen müssen?
„Du hast mir einen riesigen Schuldschein ausgestellt, Alter. Du hast dich nämlich auch bereit erklärt, diesen Vollidioten William zu kidnappen und mitzunehmen“, meinte Paris.
„Ich habe mich auch bereit erklärt, diesen Vollidioten William zu kidnappen und mitzunehmen, ja.“ Und das ärgerte ihn noch immer maßlos. William, ein sexsüchtiger Unsterblicher, der mit Kaia schlafen wollte. Leider war Willy momentan auch die einzige Person, die Sienna sehen konnte. Sienna war nämlich tot, und er hatte die Fähigkeit, Tote zu sehen.
Außerdem war es hilfreich, dass der Kerl sich hin- und herbeamen konnte. Aus irgendeinem Grund kehrten die Fähigkeiten, derer die Götter ihn einst beraubt hatten, nun zurück.
Egal. Strider und seine Gefährten hatten in der jüngsten Vergangenheit gelernt, dass „tot“ nicht notwendigerweise „für immer fort“ bedeutet. Nicht für Menschen und ganz gewiss nicht für Unsterbliche. Ganz im Gegenteil. Seelen konnte gefangen, manipuliert und … missbraucht werden. Sienna gehörte zur Sorte „missbraucht“, und Paris war fest entschlossen, sie zu retten.
Der besessene Krieger verlagerte das Gewicht von einem gestiefelten Fuß auf den anderen. Hinter dem Schalter stöhnte eine Frau, als sei die Bewegung für sie die reinste Folter. „Du hast mir deine Hilfe angeboten, obwohl du wusstest, dass du Sienna auf jeden Fall finden musst – ganz egal, wie lange es dauert. Sonst leidest du Qualen. Furchtbare Qualen.“
Was Strider anging, konnte es gar nicht lange genug dauern. Je größer die Distanz zwischen ihm und Kaia war, desto besser.Er musste sich beweisen, dass er fortgehen und sie vergessen konnte.
Das hatte er schon einmal getan. Das Problem war nur, dass er sie nun besser kannte und sich stärker zu ihr hingezogen fühlte.
„Du bist wochenlang im Himmel gewesen, ohne Fortschritte zu machen“, meinte Strider. „Du brauchtest mich.“
„Ja, aber du brauchst mich nicht. Nicht für so etwas Einfaches.“
Doch. Das tat er. Er musste Paris und Kaia zusammen sehen. Er musste sich in Erinnerung rufen, warum er sie nicht haben konnte. Warum er aufhören musste, die ganze verdammte Zeit an sie zu denken. Warum sie schlecht für ihn war. Am besten, bevor sein Dämon beschloss, dass sie sich Kaia nehmen müssten – oder Schlimmeres.
Außerdem musste Strider aus Budapest fliehen, um Abstand zu Amun und dessen neuer Freundin Haidee zu bekommen. Strider hatte zweitklassige Annäherungsversuche bei ihr gestartet, doch sie hatte ihn abgewiesen. Sicher, er hatte sie auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit beleidigt und gedroht, ihr den Kopf abzuschlagen, aber meine Güte – dafür hatte er auch exzellente Gründe gehabt.
Haidee war früher eine Jägerin gewesen, hatte seinen besten Freund Baden getötet, den Hüter von Misstrauen , und hatte versucht, sein Zuhause zu zerstören.
Dennoch hatte er sie begehrt. Und jetzt wurde er bei ihrem Anblick jedes Mal an seine Niederlage erinnert. An seinen Verlust. An den folgenden Schmerz. Aber – und das war der Knackpunkt – er hatte niemals Schwierigkeiten gehabt, ihr zu widerstehen. Er hatte ohne Probleme seine Zunge, seine Hände und sein Lieblingsanhängsel bei sich behalten.
Kaia hingegen würde dieses Wohlwollen nicht erfahren, wenn sie Zeit zu zweit verbrächten. Schon jetzt lief ihm bei der Vorstellung, wie sie wohl schmecken mochte, das Wasser im Mund zusammen; schon jetzt juckten seine Hände vor
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