Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
schulde ihr nichts.“ Paris sah ihn mit funkelnden Augen an. Er wirkte angespannt. Tragischerweise, äh, zum Glück schmälerte das seine Attraktivität nicht im Geringsten. Er hatte Haare, die jede Frau vor Neid erblassen ließen. Voll und in unterschiedlichsten Farben schimmernd, von dunkel wie die Nacht bis golden wie Honig. Und für einen Blick in sein schönes Gesicht hätten die meisten Frauen wohl getötet.
Kaia hatte sich wahrscheinlich in diesen Haaren festgekrallt und dieses Gesicht mit Küssen bedeckt.
Strider biss die Zähne aufeinander. „Du hast mit ihr geschlafen. Muss ich dich wirklich daran erinnern?“
„Nein danke. Aber so gesehen ist sie mir einen Gefallen schuldig. Und jetzt bist du mir ebenfalls was schuldig, so wie du mich herbeizitiert und meine Suche unterbrochen hast, nur damit ich dir helfe.“ Sein Ton war so beißend wie Säure. Nicht wegen Strider, sondern wegen der „Suche“.
Sienna, die Frau, nach der Paris sich mehr sehnte als nach irgendetwas sonst, wurde im Himmel als Sklavin des Götterkönigs gefangen gehalten. Und noch schlimmer: Sie war vom Dämon Zorn besessen. Paris hoffte inständig, sie zu finden, zu retten und alle zu bestrafen, die ihr wehgetan hatten.
Strider presste die Zunge an den Gaumen und zwang sich zu schweigen. Paris hatte sein „Ein und Alles“ gefunden, wie der Vollidiot sich seit einiger Zeit ausdrückte, und dennoch mit Kaia geschlafen. Nach Striders Meinung sollte ein Mann, der ein „Ein und Alles“ hatte, nicht so herumhuren. Ja, ja, Paris konnte nicht anders. Wegen seines Dämons musste er jeden Tag mit einer anderen Frau schlafen, sonst wurde er immer schwächer oder … starb.
Ein winziger Teil von Strider wünschte beinahe, sein Freund hätte sich fürs Schwächerwerden entschieden, anstatt die Harpyie anzufassen.
Natürlich bekam er bei dem Gedanken sofort ein schlechtes Gewissen. Kaia war nicht Striders Ein und Alles, falls es so etwas für ihn überhaupt gab. Sie musste sich ständig beweisen, war zu stark und zu sehr darauf aus, ihm das Leben schwer zu machen. Die Ironie des Ganzen war ihm sehr wohl bewusst. Er verhielt sich allen anderen gegenüber genauso. Trotzdem konnte er nicht leugnen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, und besitzergreifend, wie er schon immer gewesen war, gefiel ihm die Vorstellung überhaupt nicht, dass sie mit einem anderen Mann schlief.
Vor allem, weil er in allem, was er tat, der Beste sein musste. Wegen seines Dämons musste er gewinnen – auch im Bett. Und da er niemanden kannte, der mehr Erfahrung hatte als Paris, gab es keine Chance für Strider, auf diesem Gebiet zu siegen.
Vielleicht hätte er die anderen Gründe ignorieren können, aus denen er Kaias in letzter Zeit immer stärker werdende Avancen abwies. Aber diesen einen konnte er nicht vergessen. Nicht mal für eine einzige Nacht. Denn ein Mann, der einmal von der verbotenen Frucht probiert hatte, würde zurückkehren und mehr haben wollen. Da sein Verstand schon arg angeschlagen war, könnte er nicht anders. Strider würde also immer wieder zu ihr zurückkehren, und jedes Mal, wenn er sie berührte, sie schmeckte und ihr mit den Zähnen das Höschen auszöge, würde er Schmerz in seiner reinsten Form erfahren.
Ja, Strider war verdammt gut im Bett. Und das sollte kein Eigenlob sein. Das mache ich ja nicht mehr, erinnerte er sich. Na gut, weil er so außergewöhnlich talentiert war, würde er noch einmal eine Ausnahme machen. Er war besser als „gut“. Er war eine Granate. Aber er ließ sich niemals auf einen Kampf ein, den zu gewinnen er sich nicht sicher war. Nichts war die körperlichen und seelischen Qualen wert, die eine Niederlage mit sich brachte, und Paris war vermutlich noch besser als eine „Granate“.
Nein. Nicht „vermutlich“, wenn Strider dem Gestöhne glauben konnte, das aus den zahlreichen Hotelzimmern erklungen war, die Paris in den vergangenen Jahrhunderten schon angemietet hatte.
Aber das Glücksgefühl, das ein Sieg mit sich brachte … süße Götter im Himmel. Das war sogar besser als Sex. Strider war genauso süchtig nach diesem Rausch wie Paris nach Ambrosia, der Droge der Unsterblichen. Lieber würde er einem geliebten Freund die Kehle durchschneiden, als von ihm – oder ihr – besiegt zu werden. Und sei es auch in so etwas Unwichtigem wie einem Buchstabierwettbewerb.
Die beste Art, Sieg zu buchstabieren? T-Ö-T-E-N.
„Wie auch immer“, holte Paris ihn zurück in die Gegenwart. „Was hat Kaia für
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