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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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ihm wie aus dem Nichts zwei Elben auftauchten. Verblüfft schaute er sie an, dann seufzte er, fast, als wäre er froh, dass es jetzt so weit gekommen war.
    Talmonds Lager war zwar nicht durch Magie geschützt aber dennoch fast unsichtbar, bis man unmittelbar davor stand. Ein Talkessel, der sich in die grauen Felsen schmiegte, an den Seiten mit Fichtengehölz bestanden. Von Süden und Osten erschwerten steile Felswände, zu denen der Berg hier anstieg, den Zugang. Im Norden war über den felsigen Grund fast kein Vorwärtskommen, zumindest nicht für eine größere Heerschar. Und von Westen her war die einzige Lücke in den Felsen so schmal, dass eine Hand voll Männer sie mühelos verteidigen konnte.
    Burin, der froh war, den endlosen Wäldern entronnen zu sein, stapfte mit den Füßen auf. »Fester Stein, wie ich ihn liebe«, erklärte er, und nach einem prüfenden Blick auf die Umgebung fügte er hinzu: »Gib mir ein halbes Dutzend Zwerge und etwas Zeit, und ich werde aus diesem Ort eine Festung machen, an der sich ein Heer von hunderttausend Mann die Köpfe einrennen wird.«
    Doch bei näherem Hinsehen war da nicht viel, außer dem nackten Leben, das sich zu verteidigen gelohnt hätte. Es gab nur ein halbes Dutzend Hütten, aus Baumstämmen, Ästen und Steinen errichtet. In der Mitte war eine Feuerstelle, an der ein großer Kessel hing. Kein Rauch stieg davon auf. Zwischen den Hütten lungerten ein paar abgerissene Gestalten, denen der Hunger aus den Augen sprach.
    Eine Frau mit langem, strähnigem Haar kam auf Talmond zu. »Hast du etwas kaufen können in Thurion?«, fragte sie. »Mehl und Salz?«
    Und eine andere, die in einen Kittel aus ungebleichter Wolle gekleidet war, fügte hinzu: »Und Leinen, damit wir uns Kleider nähen können!«
    Talmond schüttelte den Kopf. »Sie haben mich aus der Stadt gejagt. Sie haben ein Wergeld auf mich ausgesetzt. Ich kann nicht mehr zurück.«
    »Dann muss eben ein anderer gehen«, wandte eine dritte, die sich hinzugesellt hatte, ein. Sie war die Älteste von allen; ihr Haar war schon fast weiß. »Wir brauchen etwas zu essen und anzuziehn, sonst werden wir nicht über den Winter kommen.«
    »Es ist kein Geld mehr da«, erklärte Talmond. »Kein Gold, kein Silber, nur noch ein paar Kupfermünzen. Sie«, und dabei wies er mit einer Kopfbewegung auf Aldo und seine Gefährten, »sie sind an allem schuld.«
    Du Mistkerl, dachte Aldo, dessen Achtung vor dem Räuberhauptmann immer mehr sank, da hast du das ganze Geld im Hurenhaus durchgebracht, und jetzt gibst du anderen auch noch die Schuld! Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als Gilfalas das Wort ergriff.
    »Wir haben etwas zu essen mitgebracht«, sagte er. »Und andere Dinge, die ihr benötigt.«
    Die Frauen starrten ihn an, als käme er aus einer anderen Welt. In ihren Augen lag nicht einmal so etwas wie Hoffnung, nur ein völliges Unverständnis.
    »Ist es nicht so?«, fragte Gilfalas, an Galdor gewandt.
    »So hat mein Herr es geboten«, bestätigte dieser.
    Elben kamen herbei; sie trugen Stangen über den Schultern, an denen Girlanden aus Früchten hingen und Wild: Feldhasen, Rehe und Fasane. Andere hatten große Krüge dabei und wieder andere Säcke mit Mehl. Weitere brachten Rollen mit Leintuch herbei, in Köperbindung gewoben und so fest und stark, dass kein Wind hindurchging, und Gewänder aus brauner Wolle, so zart, dass man kaum das Strickmuster erkennen konnte, sowie Mäntel aus festem Loden, Mützen und Kappen, Gürtel und Stiefel, Rucksäcke und Lederbeutel und alles, was man zum Leben brauchte.
    Während Talmonds Männer nur dastanden und staunten, hatten die Frauen rasch das Essbare an sich gerafft und das Feuer unter dem Kessel entfacht. Bald hub ein emsiges Rupfen und Zerteilen an. Zwischen zwei Hütten, die an den Rand des Felsens gebaut waren, stand ein großer Backofen aus Steinen; er war halb zerfallen, aber unter den Händen Burins, der einige der Umstehenden als Handlanger verpflichtete, wurde er rasch wieder gerichtet. Kurze Zeit später durchzog der Duft von frisch gebackenem Brot das Tal.
    Derweil hatten die Elben weitere Dinge herangeschafft: schlanke Baumstämme, aus denen sie im Nu eine Art Gerüst errichtet hatten. Überzogen mit Bahnen aus schillernder Seide, die sich im Wind bauschte, wurde ein Pavillon daraus, der zwischen Himmel und Erde zu schweben schien.
    Tische und Bänke wurden ringsum aufgestellt, und man zündete Fackeln an, denn es war mittlerweile schon Abend geworden. Dann wurde

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