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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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würdiges Begräbnis verschaffen.«
    Es war ihm gar nicht bewusst gewesen, dass er laut gesprochen hatte. Doch plötzlich merkte er, dass er nicht mehr allein war.
    »Du kannst nicht alle Schicksale der Welt auf dich nehmen, kleiner Ffolksmann, auch wenn du der Träger des siebenten Ringes bist.« Der Hohe Elbenfürst war lautlos zu ihm getreten.
    »Oh«, sagte Kim. »Wo kommt Ihr denn auf einmal her?«
    Arandur lächelte. »Wir sind die Letzten, wie es scheint«, sagte er, ohne auf seine Frage einzugehen. »Müssen wir da nicht zusammenhalten?«
    »Dann ist die Macht des Schattens besiegt?«, fragte er eifrig. »Und Azanthul … und der Drache …?«
    »O nein«, sprach der Hohe Fürst. »Er ist nur vertrieben. Er wird wiederkehren. Und es wird einen neuen Kampf geben, wenn Helmond, Talmonds Sohn, das Schwert seines Vaters aus dem Stein zieht. Und der Drache wird das Zerbrochene Land verheeren, und die Hohen Mauern der Finsternis werden geschleift werden bis auf den letzten Turm, und die Zauberer der Menschen, Zwerge und Elben werden den Schattengürtel weben, der die Dunkelelben tausend Jahre lang von den Mittelreichen fernhalten wird. So wird es geschehen, wie es bereits geschehen ist – alles zu seiner Zeit.«
    »Und das Ffolk, wird es auf dem Steig erscheinen in … in dreihundertfünfzig Jahren oder so … und wird es das Land in Besitz nehmen? Ach, ich wäre so gern dabei. Ich würde es so gerne sehen …«
    Der Hohe Elbenfürst schüttelte den Kopf.
    »Alles zu seiner Zeit«, wiederholte er. »Und jetzt ist es für dich und mich Zeit, den Weg zurück zu finden.«
    »Zurück nach Hause?« Aber würde es für ihn, der zwischen allen Zeiten stand, je wieder ein Zuhause geben?
    Arandur nahm seine Hand. Sie schritten zwischen Bäumen einher, Vögel sangen in den Zweigen, und aus dem Gebüsch, dort wo das Wasser floss, erklang helles Kinderlachen.
    »Heim nach Elderland.«
    »Ach, Alexis, du alter Esel! Ich bin so froh, dass ich dich wiedergefunden habe.«
    Aldo hätte weinen können, so froh war ihm ums Herz. Der Esel sah ihn an, als wollte er sagen: Das wurde auch Zeit! Aber auch er schien seine übliche Übellaunigkeit für den Augenblick abgelegt zu haben. Wahrscheinlich war er so lange zwischen den Zeiten und Welten umhergeirrt, dass er froh war, überhaupt ein bekanntes Gesicht wiederzufinden, und sei es das seines Herrn.
    »Du siehst ja halb verhungert aus, mein Armer«, sagte Aldo. »Hast du denn kein Gras gefunden? Und hat dich keiner gefüttert?« Er redete nur, um überhaupt etwas zu sagen, während er nach dem ausgefransten Strick griff, nur damit Alexis nicht gleich seine Absicht erkannte. Aber der Esel ließ sich widerstandslos einfangen.
    »Jetzt komm, mein Guter. »Schauen wir, dass wir Land gewinnen.«
    Er zog leicht am Strick. Der Esel sperrte sich. Er warf den Kopf hoch, aber Aldo hatte den Eindruck, als sei es nicht der angeborene Trotz seiner Rasse, der das Tier zu diesem Verhalten brachte. Vielmehr schien es, als warte Alexis auf etwas.
    Jemand kam den Passweg hinunter.
    Erst sah Aldo nur eine hell gekleidete Gestalt. Dann erkannte er, dass es ein Mädchen war, eine junge Ffolksfrau. Sie hatte helles, ein wenig struppiges Haar, durch das die Spitzen ihrer Ohren lugten. Ihre Augen waren groß und weit geöffnet, als sehe sie die ganze Welt zum ersten Mal.
    »Hallo!«, rief er.
    Sie schreckte auf. Ihr Schritt stockte.
    »He, lauf nicht weg!«, rief Aldo. »Ich tu dir nichts. Warte!«
    Mit schnellen Schritten lief er ihr entgegen. Alex folgte sanft wie ein Lämmchen.
    Das Mädchen stand immer noch stumm.
    Aldo keuchte, als er vor ihr stehen blieb.
    »Hallo«, wiederholte er. »Ich heiße Aldo – eigentlich Alderon – und das ist mein Esel Alexis. Und wie heißt du?«
    Sie sah erst ihn an und dann den Esel. »A-Alexis.«
    »Nein, du kannst nicht Alexis heißen. Hast du denn keinen Namen?«
    Sie zuckte die Schultern.
    »Jadi«, sagte sie dann. »Ich heiße Yadira.«
    Da sah er die anderen kommen. Sie kamen mit Wagen und Ponys, teils gefahren, teils zu Fuß. Sie trugen all ihre Habe mit sich, ein großer Treck, der ausgezogen war, um ein Land zu besiedeln. Zuerst waren sie stumm, wie ein Spiegelbild, das sich in der Hitze über dem Boden formt, doch dann verfestigte sich das Bild, und Stimmen schallten herunter: das helle Lachen von Kindern, die tieferen Stimmen der Männer, das fröhliche Schwatzen von Frauen. Das Ffolk war schon immer groß in Klatsch und Tratsch gewesen, von Anfang an.
    Aldo

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