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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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die gläserne Klinge, die ihn traf. Es war der gezackte Knauf. Er traf den Fürsten von Thurion genau in sein rechtes, unversehrtes Auge.
    Talmond ließ seine Waffe fallen und bedeckte mit beiden Händen das blutige Gesicht.
    Und wiederum lachte der Schattenfürst.
    ›Du Narr, sagte er, ›wusstest du nicht, dass das Schwert, das mich töten soll, erst geschmiedet werden muss?‹
    Er hob das schwarze Schwert zum letzten, entscheidenden Schlag.
    Ein grauer elbischer Mantel flatterte empor.
    »Talmond!«, rief Fabian. »Fang!«
    Etwas Schimmerndes wirbelte durch die Luft.
    Es ist unmöglich für einen sehenden Menschen, ein geworfenes Schwert am Heft aufzufangen. Geschweige denn für einen Blinden.
    Der Schattenfürst lachte ein drittes Mal auf. Mit einer kraftvollen Bewegung, in der die ganze Wut von Jahrhunderten lag und der Triumph, der ihm nun zuteil wurde, ließ er die schwarze Klinge auf den zu seinen Füßen kauernden Menschen niedersausen.
    Izrathôr blitzte hell als Antwort.
    Keine Waffe der Mittelreiche hätte der Macht jener Klinge aus Rauch und Schatten widerstehen können. Doch dieses Schwert, das es nicht gab, weil es erst noch geschmiedet werden musste, bot einen Widerstand, den auch die Macht des Schattenfürsten nicht zu brechen imstande war.
    Mit einem Ächzen richtete Talmond sich auf. Von der Macht seines Zorns und der Kraft seiner mächtigen Muskeln getrieben, drängte sein Schwert die dunkle Klinge des Schattenfürsten zurück. Hoch hob er das Schwert. Für einen einzigen, zeitlosen Augenblick stand er da als Sieger, ehe er zustieß.
    Im gleichen Augenblick fuhr die schwarze Klinge, mit aller Macht herumgerissen, in seine ungeschützte Seite.
    Beide Kämpfer keuchten auf. Vereint in Triumph und Niederlage, in tödlicher Umarmung, standen sie da.
    Dann lösten sich als erste Talmonds Finger um den Griff seiner Waffe, und der riesige Mann sackte zusammen und riss im Fallen das schwarze Schwert, dessen Klinge in seinem Leib steckte, mit sich, ehe sein Blick sich verschleierte und seine Augen brachen.
    Azrathoth stand hoch aufgerichtet.
    Die Klinge seines Gegners hatte seine Lungen durchbohrt, aber das Herz nicht getroffen. Mit jedem Pulsschlag rann sein Leben dahin, aber eine letzte, kurze Frist war ihm geblieben.
    Der Schattenfürst ballte die Linke um den Ring, den er an einer Kette um den Hals trug. Seine Gestalt begann zu verschwimmen …
    »Nein!«
    Kimberon stand vor ihm. Er hatte die Hand ausgestreckt. Der Ring hatte sich in seine Handfläche gebrannt, aber der Schmerz, der davon ausging, war nur etwas Flüchtiges. Der Träger des Ringes kannte keinen Schmerz mehr. Er kannte nur noch den Schatten und die Flamme, die in der Dunkelheit brannte.
    »Es kann nur eines geben. Einen Ring, eine Zeit – und in allen Gestalten nur einen Gott.«
    Der Schattenfürst krümmte sich. Seine Gestalt löste sich auf. Wie Rauch, der sich zur Illusion fester Materie zusammengeballt hat, unter einem Windstoß seine Form verliert, so begann er zu zerfasern, zu verblassen. Wind kam auf, ein Sog, der sein Zentrum in dem Ring hatte, der in der Hand des Ffolksmanns lag.
    Ein Bogen aus Licht spannte sich zwischen dem, was der Schattenfürst an seiner Brust barg, und dem Ring in Kimberons Hand und verschlang sich zu einem endlos geflochtenen Band, als die beiden Ringe eins wurden.
    Von dem Schattenfürsten blieb nicht einmal der Hall eines Schreis, als seine leere Rüstung zu Boden polterte.
    Kim stand allein auf den Zinnen der Burg, und das ganze gewaltige Heer der Schattenelben erzitterte und beugte sich wie Ähren auf einem Kornfeld, wenn der Wind darüber weht. Denn die Macht, die es aus den Tiefen der Zeit geholt hatte, war nicht mehr.
    Wer die Vergangenheit ändert, dem wird die Zukunft die Gegenwart zerstören.
    Er wusste nicht, wer dies einst gesagt hatte, doch es war wie eine Stimme in seinem Geist, und er erkannte die Wahrheit, die darin lag.
    In diesem Augenblick riss der Himmel auf.
    Schwarz glühte die Sonne, von Flammen umgeben, ein gnadenloses Feuer, das keine Wärme spendete, sondern nur Brand und Zerstörung.
    Aus dem Zentrum der schwarzen Sonne stieß der Drache hernieder.
    Seine Schwingen entfachten den Sturm. Heulend kam der Wind aus der Schwärze des Abgrunds. Peitschend fuhr er über das Land. Nichts konnte vor diesem Sog bestehen. Bolgs wurden von den Füßen gerissen, Elben durch die Luft geschleudert wie Blätter im Herbstwind. Die Menschen duckten sich in die Vertiefungen, krallten sich an

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