Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
Vom Netzwerk:
Baumgruppen und Gestrüpp durchsetzt, war sie dafür schroffer und zerrissener, sodass die Gefährten nur langsam vorankamen.
    Die ganze Zeit hielten sie Ausschau nach irgendwelchen Lebenszeichen, aber es gab weder Raben noch andere Boten des Unheils, noch sonstiges Getier. Dafür stießen sie gegen Mittag auf eine Straße.
    Es war ein gepflasterter Weg, so breit, dass man zu zweit nebeneinander gehen konnte. Das Pflaster bestand aus großen, grob behauenen Steinen, ähnlich der Art, wie die Heerstraßen des Imperiums in felsigen Gegenden beschaffen waren. Doch waren die Pflastersteine hier so fest gefügt, dass man nicht einmal eine Messerklinge dazwischen schieben konnte, und alt, uralt, glatt geschliffen von Regen und Wind.
    »Zwergenwerk«, sagte Burin.
    Aldo schlug das Herz höher. Wenn dies eine Zwergenstraße war, die zudem in die Richtung wies, in die sie gehen mussten, dann war ihr Ziel vielleicht doch mehr als eine vage Hoffnung. Vielleicht führte die Straße ja direkt vor die Tore von Zarakthrôr.
    Sie schritten schneller aus. Selbst Alexis, der sich auf ihrem Marsch durch das felsige Land hatte abplagen müssen, dass ihm die Zunge aus dem Maul hing, fasste frischen Mut. Seine Hufe klapperten über das Pflaster.
    »Athai« , zischte Gilfalas. »Still!«
    Aldo zog an der Leine des Esels und brachte das Tier zum Stehen. Er lauschte, wie die anderen auch, aber er konnte nichts hören außer dem Pfeifen des Windes zwischen den Felsen.
    »Ich höre es auch«, sagte Ithúriël. »Da kommt jemand.«
    Burin kniete sich nieder und legte das Ohr auf die Steine.
    »Marschtritt«, sagte er. »Ein Trupp.«
    »Vielleicht Zwerge?«, wagte Aldo zu vermuten.
    »Oder Bolgs«, meinte Gilfalas und warf Gorbaz einen schrägen Blick zu. Der sagte gar nichts.
    »Da vorne ist ein Graben«, meinte Burin. »Verstecken wir uns besser dort im Gebüsch.«
    Die Stelle, auf die er wies, lag etwa zwanzig Schritt jenseits der Straße. Die Strecke dorthin war gespickt mit Dornenbüschen, scharfen Felsen und spitzigem Geröll. Der Esel sah es und weigerte sich. Er hatte auf dem Marsch schon genug erdulden müssen, um jetzt noch einmal von dem bequemen ebenen Weg abweichen zu wollen. So stemmte er die Beine auf das Pflaster und tat seinen Willen kund, nicht ein Innch von der Stelle zu rücken.
    »Jetzt mach keine Zicken, Alex!«, zischte Aldo. »Komm!« Alexis rührte sich nicht.
    Aldo zerrte an dem Seil, das er dem Esel um den Hals gebunden hatte. Der machte den Nacken steif und leistete Widerstand. Gorbaz’ großer Schatten tauchte über ihm auf. Alexis fletschte die Zähne.
    »Verdammt!« Aldo fluchte. Jetzt konnte auch er den herannahenden Trupp hören. »Wir können ihn nicht hier stehen lassen.«
    »Packen abnehmen!«, sagte der Bolg mit gepresster Stimme.
    Aldo erkannte sofort, was Gorbaz beabsichtigte. Mit ein, zwei Handgriffen löste er die Tragegurte, mit denen das Gepäck befestigt war, das der Esel schleppte. Burin schnappte sich einen Teil davon, Gilfalas den anderen. »Lauft!«
    Gorbaz nahm Aldo das Seil ab. »Entschuldige!«, sagte er zu Alexis. Es war ein neues Wort in seinem Vokabular. Dann zerrte er das Tier mit brutaler Gewalt über den Felsengrund.
    Alexis kämpfte um jeden Innch. Irgendwie hatte sich in seinem kleinen Eselshirn die Idee festgefressen, dass es nichts Schlimmeres gäbe, als die vermeintlich sichere Straße mit der Ungewissheit des offenen Geländes zu vertauschen.
    Der Strick schnappte und riss.
    Gorbaz, von seinem eigenen Schwung mitgetragen, stolperte ein paar Schritte und wäre fast gestürzt. Von Norden, aus der Richtung, in die sie hatten gehen wollen, sah er an einer Biegung des Weges das Blinken von Waffen und Rüstungen herannahen.
    »Hierher, Gorbaz!«, rief Aldo.
    Es war gerade noch Zeit. Mit drei, vier Sätzen hatte der Bolg die restliche Distanz überbrückt und kauerte sich zu Aldo und den anderen.
    Alexis blieb allein zurück. Wild um sich starrend stand er zwischen den Felsen, gleich einem Sündenesel, wie ihn die cardassischen Wüstenbewohner im fernen Süden in die Öde schicken, damit er dort unter der Last ihrer Verfehlungen zu Grunde gehe.
    Die herannahende Truppe trug die Uniform des Schwarzen Imperiums. Ihr Anführer war ein Mensch, ein bulliger Kerl mit einem Narbengesicht, dessen bloßer Anblick einen bereits das Fürchten lehrte.
    Die einfachen Soldaten waren keine Menschen. Es waren Bolgs.
    »Kennst du die?«, fragte Aldo, an Gorbaz gewandt.
    »Zwanzigste Legion, zwölfte

Weitere Kostenlose Bücher