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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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ihm ein paar Insidertipps zu geben. »Wenn die Zeit kommt, in der ein Schuhputzer über das Geschehen an der Börse so viel weiß wie ich«, beschloss Kennedy, »dann ist es für mich Zeit zum Ausstieg.«
    Etwa ein Drittel der neuen Spekulanten waren Frauen. Artikel über Investments erschienen regelmäßig in Frauenzeitschriften. Das grundlegende Manifest dieser Zeit, »Jeder sollte reich sein«, wurde tatsächlich im August 1929 im Ladies’ Home Journal veröffentlicht. Sein Autor John J. Raskob, früher Finanzchef bei General Motors und nun Sponsor des gerade in der Planungsphase befindlichen Empire State Building, argumentierte, dass jeder, der 15 Dollar pro Monat in Aktien anlegte und die Dividenden reinvestierte, nach 20 Jahren ein Vermögen von 80 000 Dollar zur Verfügung haben werde.
    Die Wall Street war schon immer eine Bastion der Frauenfeindlichkeit gewesen und tat die neue Klasse der Spekulantinnen zunächst als »Verliererinnen und Nörglerinnen« ab, »störrisch wie Maulesel, misstrauisch wie Schlangen und absolut davon überzeugt, ihren eigenen Weg gehen zu wollen.« Sogar die New York Times musste sich über einige Merkmale dieser Anfängerinnen lustig machen – ihre Vergesslichkeit, ihr Aberglaube, ihre Leichtgläubigkeit. Aber bald wurden die Frauen für den Markt so wichtig, dass die Brokerhäuser an der Upper East Side, in der Fifth und der Madison Avenue und auf dem Broadway spezielle Büros eröffneten, die sich um die Bedürfnisse dieser immer bedeutender werdenden Klientel kümmern sollten.
    Die neuen Volkshelden der Börse waren die Poolmanager, eine Gruppe professioneller Spekulanten, die den Hedge-Fonds-Managern von heute entsprechen. Es handelte sich um typische Außenseiter, verachtet vom Establishment der Wall Street, die ihre Vermögen machten – obwohl sie sie früh genug wieder verlieren sollten –, indem sie mit ihrem eigenen Geld und dem Geld ihrer Freunde auf Aktien setzten. Die sieben Fisher-Brüder, die ihre Autokarosseriefabrik für 200 Millionen Dollar an General Motors verkauft hatten, leiteten ein solches Unternehmen, ebenso Arthur Cutten, ein alter, schwerhöriger Rohstoffhändler von der Weizenbörse in Chicago. Weitere Beispiele waren Jesse Livermore, ein großer Baissespekulant, und Kennedy, der seine erste Million verdient hatte, indem er in die Aktien des Taxiunternehmens Hertz investierte und nun als Investor in der Filmbranche seinen Gewinn erzielte.
    Der größte von allen war Billy Durant, der zum Cheerleader des Haussemarktes wurde. Der exilierte Gründer von General Motors operierte von einem Büro aus, das in einem der obersten Stockwerke des Gebäudes an der Ecke Broadway/57th Street lag, und hatte sich darauf spezialisiert, Aktienkurse nach oben zu pushen. Er kaufte heimlich große Aktienpakete und machte seine Positionen schließlich öffentlich, um den Kurs in die Höhe zu treiben. Anschließend, wenn das traurig arglose Publikum in die betreffenden Aktien einstieg, stieß er sie ab. Er tradete so häufig und in so hohem Umfang, dass er mit 20 verschiedenen Brokern arbeiten musste, und seine Gebühren bei nur einem von ihnen beliefen sich auf vier Millionen Dollar pro Jahr. Als er nach Europa reiste, soll seine Telefonrechnung in einer Woche 25 000 Dollar betragen haben.
    An der Wall Street waren die Meinungen über die Märkte wie immer gespalten. Charles E. Mitchell, Chef der National City, der größten Bank des Landes, trug wegen seines ansteckenden Optimismus den Beinamen »Sunshine Charlie«. Er war der Jahrmarktverkäufer des amerikanischen Bankwesens, der seine Firma in eine gigantische Aktienverkaufsmaschine verwandelt hatte. Paul Warburg, einer der weisen Männer der US-Bankenszene und geistiger Vater des Federal Reserve Systems, prognostizierte immer wieder, alles werde in einer Katastrophe enden. Seine kraftvollste Jeremiade äußerte er am 8. März 1929: »Die Geschichte, die dazu neigt, sich auf schmerzhafte Weise zu wiederholen, hat uns gelehrt, dass eine übermäßige spekulative Expansion unweigerlich mit einer übermäßigen Kontraktion und Kummer endet.« Sollten sich die »Ausschweifungen« an der Börse und die »Orgien hemmungsloser Spekulation« fortsetzen, so warnte er, dann würde der schließlich folgende Zusammenbruch des Aktienmarkts zu »einer allgemeinen Depression führen, die das ganze Land in Mitleidenschaft ziehen wird.« Prompt wurde er beschuldigt, »die amerikanische Prosperität schlechtzureden.«
    Selbst

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