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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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kommen.« Für das folgende finanzielle Chaos sah er voraus, dass »Deutschland für lange Zeit von allem ausländischen Kapital abgeschnitten sein wird, vielleicht für zwei oder drei Jahre. Für alle Schichten des deutschen Volkes wird das Entbehrungen, längere Arbeitszeiten und niedrigere Löhne bedeuten.« Eine ominöse Prognose, auf das Jahr genau.
    Der andere große Pessimist auf dem Gebiet der Reparationen, Maynard Keynes, teilte Schachts Meinung über die neuen Arrangements. Deutschland würde seiner Meinung nach Probleme haben, sich weiterhin mit Krediten aus seiner misslichen Situation zu retten. Keynes reagierte auf den neuen Plan mit den Worten: »Ich prophezeie, dass sich der Young-Plan nicht einmal für kurze Zeit als praktikabel erweisen wird. … Und ich wäre nicht überrascht, wenn es 1930 zu einer Art Krise käme.«
    Die Ehe hatte Keynes milder gemacht. Er und Lydia waren ein wunschlos glückliches Paar und hatten damit alle Unkenrufe seiner kultivierten Freunde Lügen gestraft. Er pendelte zwischen dem Londoner Appartement am Gordon Square, wo beide während der Woche lebten, seiner Junggesellenwohnung im Kings College an den Wochenenden und ihrem Landhaus in Tilton in Kent, das sie während des Urlaubs bewohnten. Er schrieb nicht mehr so viele Artikel über aktuelle Ereignisse, aber er hatte sich doch nicht ganz von seiner Position als wichtigste Nervensäge der ökonomischen Orthodoxie verabschiedet. Aber in den vergangenen vier Jahren hatte er angestrengt an einem neuen Buch gearbeitet. Nach Krieg und Frieden: Die wirtschaftlichen Folgen des Vertrags von Versailles und Ein Traktat über Währungsreform , die beide den unmittelbaren und praktischen Angelegenheiten der chaotischen Nachkriegswelt gewidmet waren, mühte er sich nun mit einem ambitionierteren Werk ab, mit einer theoretischen Abhandlung über die Wechselwirkungen zwischen der monetären Sphäre – der Welt der Banken und anderer Finanzinstitutionen – und der ihr zugrunde liegenden Realwirtschaft – der Welt der Läden, Fabriken und Farmen. Er hatte diese Gedankenlinie schon im Traktat begonnen, dort beruhte sie aber auf einem sehr einfachen Bild der Wirtschaft, das fast eine Karikatur war. In seinem neuen Buch versuchte er ein umfassenderes Bild der Wege zu zeichnen, auf denen das Geld floss, um die fundamentale Quelle der Instabilität besser verstehen zu können, die seiner Meinung nach dem Kreditsystem des modernen Kapitalismus inhärent war.
    Er blieb weiterhin ein aktiver Spekulant, was in diesem turbulenten Jahrzehnt ein erschöpfender und gefährlicher Zeitvertreib war. Als Finanzverwalter des Kings College managte er einen Geldpool für das College. Er war Präsident des Verwaltungsrats der National Mutual Insurance Company und hatte mit seinem Freund Oswald Falk mehrere Investmentfirmen gegründet. Falk war der Chef der Londoner Brokerfirma Buckmaster and Moore. Außerdem managte er sein eigenes Geld sehr aktiv, meist am Morgen von seinem Bett aus. Da er auf Kredit kaufte und verkaufte, konnte er seine Positionen erheblich hebeln, und sein Portfolio konnte sehr volatil sein. Er begann das Jahr 1923 mit etwa 125 000 Dollar, den Gewinnen aus den ersten Beutezügen am Devisenmarkt. In den folgenden fünf Jahren verdoppelte er sein Geld. Die meisten Gewinne erzielte er nicht mit Aktien, sondern mit Rohstoffen und Devisen.
    Trotz seines Rufs als Kassandra waren seine Ansichten über die Zukunft Anfang 1928 ungewöhnlich zuversichtlich, was auch in seinem Investmentdepot zum Ausdruck kam. Er mied den amerikanischen Markt, machte aber erhebliche Investitionen in den Aktien britischer Autohersteller, vor allem Austin und Leyland. Sein größter Einsatz war allerdings ein sehr erheblicher Komplex von Long-Positionen in Rohstoffen – vor allem Kautschuk, aber auch Mais, Baumwolle und Zinn. Diese Strategie war erheblich von seiner Meinung über die Politik der Fed beeinflusst. Er glaubte, die amerikanische Zentralbank habe unter Strong bemerkenswerte Arbeit geleistet – ein »Triumph«, wie er es nannte. Unter dem Vorwand der Treue zum Goldstandard hatte die Fed mit großem Erfolg die amerikanischen Preise stabilisiert, und Keynes glaubte, unter Strongs Führung werde sie das auch weiterhin schaffen.
    Aber im Lauf des Jahres 1928 begann sein Depot sich aufzulösen. Im April erlitt er empfindliche Verluste, als die Kautschukpreise um 50 Prozent einbrachen, weil das weltweite Kartell zerbrach. Er war gezwungen, große

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