Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)
Zentralbankiers der Konferenz – Harrison von der New Yorker Fed, Norman von der Bank of England und Moret von der Banque de France – bildete sich eine inoffizielle Gruppe, die sich die Stabilisierung der Währungen zum Ziel gesetzt hatte. Ein paar Tage lang sah es so aus, als sei der »exklusivste Club der Welt« wieder entstanden.
Beinahe wären sie zu einer Einigung gelangt. Diese Einigung sah vor, dass das Pfund um 30 Prozent niedriger bewertet bleiben sollte als unter dem Goldstandard, dass man den Dollar auf einem Niveau von 20 Prozent unter seinem Gegenwert in Gold stützen sollte und dass der Franc bei diesem Gegenwert verbleiben sollte. Damit hätte Großbritannien einen bescheidenen Kostenvorteil gehabt und eine Art Standard für die anderen Währungen gesetzt, was die Franzosen verlangten – aber dann versiegten die Gespräche. Die New Yorker Finanzmärkte brachen ein, weil man allgemein eine Rückkehr zum Goldstandard und das Ende von Roosevelts Experimenten mit der Inflation befürchtete. Die Rohstoffpreise sanken um fünf Prozent, der Dow gab um zehn Prozent nach. Roosevelt, der inzwischen begonnen hatte, sich von den Rohstoff- und Aktienmärkten inspirieren zu lassen, schickte ein Telegramm an die amerikanischen Delegierten. Darin wurden sie höflich daran erinnert, sie sollten sich auf die Pläne für eine wirtschaftliche Erholung konzentrieren und sich nicht von der Besessenheit der Europäer ablenken lassen, eine Stabilisierung der Währungen herbeizuführen.
Zudem ging das Weiße Haus dazu über, jede Kenntnis über Harrisons Aktivitäten zurückzuweisen. Man wies Reporter ausdrücklich darauf hin, dass er nicht die Regierung, sondern die New Yorker Fed repräsentierte. Harrison kehrte mit dem Gefühl nach New York zurück, dass man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen und ihn verraten hatte. Freunden sagte er, er habe sich gefühlt, als »sei er von einem Maultier ins Gesicht getreten worden.« Letztlich handelte es sich um eine Lektion: Die alten Zeiten des »exklusivsten Clubs der Welt«, als Privatbankiers Kredit- und Währungskonditionen festlegen konnten, ohne Politiker konsultieren zu müssen, waren nun vorbei.
Dennoch fiel es den amerikanischen Experten in London schwer, die Botschaft zu verstehen. Ende Juni wurde eine neue, noch harmloser klingende Vereinbarung mit den Briten und den Franzosen geschlossen, diesmal durch Warburg und Moley. Die Vereinbarung verpflichtete niemanden zu irgendetwas. Sie brachte nur die Absicht zum Ausdruck, das Pfund und den Dollar zu einem noch nicht genannten Wechselkurs und zu einem noch nicht genannten Datum wieder zum Goldstandard zurückzuführen – wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen sei. Erneut brachen die New Yorker Finanzmärkte ein, als die neue Vereinbarung bekannt wurde.
Roosevelt verbrachte damals gerade seinen Sommerurlaub mit Morgenthau an Bord der Yacht Amberjack II vor der Küste von New England. Er war strikt gegen diese Vereinbarung, und diesmal nahm er auch kein Blatt vor den Mund. Vom Zerstörer Indianapolis aus, der sein Schiff eskortierte, telegrafierte er: »Ich würde es für eine Katastrophe halten, die zu einer weltweiten Tragödie führen kann, sollte die bedeutendste Konferenz der Nationen, die zu echter und dauerhafter finanzieller Stabilität führen soll …, zu einer künstlichen und vorübergehenden Maßnahme werden …« Er verdammte die »alten Fetische der sogenannten internationalen Bankiers« und erklärte, die Pläne für eine Stabilisierung basierten auf einem »trügerischen Irrtum«. Obwohl Roosevelt später einräumte, seine Wortwahl für ein Telegramm, das der ganzen Konferenz vorgelegt wurde, sei ein wenig zu heftig gewesen, hatte er seinen Standpunkt doch mit brutaler Klarheit dargelegt: Er würde nicht zulassen, dass internationale Erwägungen einer Förderung der amerikanischen Wirtschaft im Weg stehen könnten, und die Abwertung des Dollars war für diese Erholung entscheidend.
Maynard Keynes war einer der wenigen Wirtschaftswissenschaftler, die Roosevelts Entscheidung zustimmten. In einem Artikel in der Daily Mail mit der Überschrift »Präsident Roosevelt hat absolut recht« feierte er dessen Entscheidung als Einladung zur »Erkundung neuer Wege« und als Aufforderung, »etwas Besseres zu erreichen als die unselige Verwechslung und die unsägliche Verschwendung von Chancen, zu der uns das hartnäckige Festhalten an veralteten Faustregeln bislang gezwungen hat.«
Danach fand die
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