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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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die noch am Gold festhielt, war der Fall des Dollars eine Katastrophe. Durch die Unterbewertung des Franc in den 1920er-Jahren und das Unterbieten der Konkurrenz auf den Weltmärkten hatte Frankreich dem Zusammenbruch der Weltwirtschaft 1929 und 1930 ausweichen können. Nun hatten sich die Dinge völlig umgedreht. Für Frankreich war es ein harter Schlag gewesen, als Sterling 1931 aus dem Goldstandard ausschied. Die amerikanische Abwertung verstärkte das Problem noch. Frankreich stand nun vor dem Risiko, als Produzent mit den höchsten Kosten unter allen bedeutenden Mächten in der Welt übrig zu bleiben.
    Dennoch verweigerte sich Moret der Ansicht, die Lösung des Problems bestehe darin, noch mehr Geld in das System zu pumpen. Die Ursache der ökonomischen Probleme in der Welt war für ihn ein Mangel an Vertrauen, ausgelöst durch zu viele Währungsexperimente. Nach den extrem schlechten Erfahrungen in den frühen 1920er-Jahren glaubten die für das französische Geldwesen zuständigen Männer mit allem Eifer und Dogmatismus bekehrter Alkoholiker, der Weg zur Erholung sei die allgemeine Rückkehr zum Goldstandard. Morets orthodoxe Ansichten über wirtschaftliche Dinge waren mehr als bloße Theorie. Er setzte sie auch in seinem Privatleben in die Praxis um. Nach seiner 25-jährigen Karriere im Finanzministerium hatte er sich so sehr an ein bescheidenes Leben gewöhnt, dass er in den Jahren seit seiner Ernennung zum Gouverneur der Banque de France 85 Prozent seines Jahresgehalts von 20 000 Dollar gespart hatte. Das ganze Geld hatte er in französische Goldanleihen investiert.
    Roosevelts Entscheidung für eine Abwertung erfolgte nur wenige Wochen vor einer seit Langem geplanten Weltwirtschaftskonferenz in London. Noch während Hoovers Präsidentschaft hatte man beschlossen, eine weltweite Konferenz sei die richtige Maßnahme, weil Hoover glaubte, internationale Probleme seien die Ursache der Depression gewesen. Allerdings erwies sich die Londoner Konferenz als völliges Fiasko – es handelte sich um das letzte einer Reihe katastrophaler Gipfeltreffen, die 1919 in Paris begonnen hatten.
    Es fing schon mit den üblichen Streitereien über die Tagesordnung an. Die Briten wollten über Kriegsschulden sprechen. Die Amerikaner weigerten sich, wohl wegen des Grundsatzes, dass man nicht zu Zugeständnissen bei einem Thema gezwungen werden kann, das gar nicht diskutiert wird. Als Taktik zur Eintreibung der Schulden funktionierte das nicht. Frankreich hatte seine Rückzahlungen der Kriegsschulden bereits eingestellt. Großbritannien zahlte noch einmal im Juni, während der Konferenz, und dann ebenfalls nicht mehr. Das einzige Land, das seine Schulden gegenüber den USA schließlich vollständig beglich, war Finnland.
    Nachdem sich die USA vom Gold losgesagt hatten, war das einzige Thema, über das alle – mit Ausnahme der USA – reden wollten die Stabilisierung der Währung und was man tun konnte, damit der Dollar nicht zu stark fiel. In den Wochen vor dem Treffen, als zur Vorbereitung der Konferenz ein ausländischer Spitzenpolitiker nach dem anderen in Washington seine Aufwartung machte, gab sich Roosevelt so begriffsstutzig wie immer. Alle ausländischen Delegationen reisten in dem Glauben wieder ab, der Präsident sei zu einer Einigung über die Stabilisierung des Dollars bereit. Selbst sein eigener Finanzberater kam zu dieser Schlussfolgerung. Das Problem dabei: Roosevelt hatte eine Abneigung gegen offene Konfrontationen und verstand es meisterlich, den Anschein zu erwecken, er sei sich mit einem Gesprächspartner einig, während er sich nicht in die Karten gucken ließ. Er war dabei nicht wirklich hinterlistig, sondern wusste selbst noch nicht, was er tun sollte.
    Was der Präsident wirklich über die Konferenz dachte, konnte man daran erkennen, wen er für die amerikanische Delegation auswählte. Diese Leute waren selbst nach den Maßstäben des Kongresses auf einzigartige Weise unqualifiziert, ihr Land vor einem internationalen Forum zu vertreten. Außenminister Cordell Hull leitete die Delegation. Begleitet wurde er
von James M. Cox, dem früheren Gouverneur von Ohio; Senator James Couzens aus Michigan, der ein bekannter Protektionist war; Senator Key Pittman aus Nevada, der seit Langem an die Inflation glaubte und sich für die Remonetarisierung von Silber einsetzte; Ralph W. Morrison aus
Texas, einem wichtigen Mann im Finanzwesen der Demokratischen
Partei und Samuel D. McReynolds, einem Kongressabgeordneten

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