Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)
Bankpaniken von 1931 bis 1933, die mit der Pleite der Bank of United States begann, zeigte viele der gleichen Eigenschaften wie die derzeitige globale Finanzkrise, die im Sommer 2007 begann und nun, da ich dieses Buch schreibe, das weltweite Bankensystem noch immer belastet. Beide begannen mit Zweifeln über die Sicherheit von Finanzinstituten, die hohe Verluste erlitten hatten. Von 1931 bis 1933 lösten diese Befürchtungen eine Reihe von Bankanstürmen aus, weil die Kunden ihr Geld von den Banken abzogen und es anderweitig horteten, und diese Anstürme breiteten sich in den beiden folgenden Jahren über die gesamten USA aus. Die gegenwärtigen Turbulenzen führten ebenfalls zu einem Massenansturm auf das Finanzsystem – diesmal nicht von panischen Privatpersonen ausgelöst, die verzweifelt ihr Geld abzogen, sondern von panischen Bankiers und Investoren, die ihr Geld aus sämtlichen Finanzinstitutionen abzogen – nicht nur aus Geschäftsbanken, sondern auch aus Investmentbanken, Geldmarktfonds, Hedge-Fonds und allen diesen mysteriösen »aus der Bilanz ausgelagerten Finanzinstrumenten für spezielle Zwecke«, die im Jahrzehnt zuvor entstanden waren. Jede Finanzinstitution, die von Mittelzuflüssen aus ähnlichen Institutionen abhängig war, wurde dadurch mehr oder weniger stark bedroht.
In gewisser Hinsicht ist die derzeitige Krise noch bösartiger als die Bankpaniken von 1931 bis 1933. In den 1930er-Jahren mussten sich die meisten Kunden physisch vor den Banken anstellen, um an ihr Geld zu kommen. Heute werden enorme Geldsummen mit einem Mausklick abgezogen. Zudem ist das Weltfinanzsystem heute sowohl größer – gemessen am Bruttoinlandsprodukt – als auch komplizierter und stärker vernetzt. Der Verschuldungsgrad ist viel größer, und viel mehr Banken verlassen sich auf kurzfristige Finanzierungsquellen, die über Nacht versiegen können. Die Banken der Welt sind daher anfälliger als damals. Folglich durchdrang die Panik das System schneller und zerstörerischer.
Die Zentralbanken und die Finanzverantwortlichen setzten mit ihrer Reaktion dem etwas entgegen. 1931 bis 1933 blieb die Fed passiv, während Tausende von Banken pleitegingen und die Bankenkredite um 40 Prozent sanken. In der derzeitigen Krise haben die Zentralbanken und Finanzministerien auf der ganzen Welt, die in gewisser Weise aus den Erfahrungen mit der großen Depression gelernt haben, mit einer Reihe noch nie da gewesener gigantischer Liquiditätsspritzen in den Kreditmarkt reagiert und den Banken Kapital zur Verfügung gestellt. Es gibt kaum einen Zweifel daran, dass die Finanzsysteme der Welt ohne diese Maßnahmen ebenso dramatisch kollabiert wären wie in den 1930er-Jahren. Obwohl die Nettowirkung auf die Verfügbarkeit von Krediten durch die gegenwärtige Krise und die Rettungsaktionen der Zentralbanken noch nicht bekannt ist und dies auch noch für viele Monate bleiben wird, scheinen die Behörden zumindest eine Katastrophe abgewendet zu haben.
Und schließlich hat auch die europäische Finanzkrise von 1931 ihr Gegenstück in der jüngeren Vergangenheit – die Krise der sogeannten Wachstumsmärkte 1997 und 1998. 1931 führte der Vertrauensverlust in die europäischen Banken und Währungen in Deutschland und den meisten anderen mitteleuropäischen Länder zu Kapitalkontrollen und Zahlungsausfällen. Die Furcht erwies sich als ansteckend und gipfelte schließlich darin, dass Großbritannien zum Verlassen des Goldstandards gezwungen wurde.
1997 gab es in Asien eine ähnliche Abfolge von Krisen. Südkorea, Thailand und Indonesien mussten die Zinszahlungen auf mehrere hundert Milliarden Dollar Staatsschulden einstellen. Die asiatischen Währungen brachen gegenüber dem Dollar zusammen. Das führte zum Verlust des Vertrauens in alle Wertpapiere aus den Emerging Markets und schließlich zum Staatsbankrott Russlands und Argentiniens zwei Jahre später. Aber 1931 war der von der Krise betroffene Teil Europas etwa halb so groß wie die amerikanische Volkswirtschaft. 1997 entsprach das Bruttoinlandsprodukt der Emerging Markets, die ihre Zinszahlungen einstellten, etwa einem Viertel des amerikanischen BIPs.
Wie bei allen Analogien sind die Vergleiche niemals völlig exakt. Dennoch illustrieren sie das Ausmaß des ökonomischen Sturms von 1929 bis 1932 – einer Krise, die mindestens so schwerwiegend war wie die Kombination aus der Krise des mexikanischen Pesos 1994, der Krisen in Russland und Asien 1997 und 1998, des Platzens der
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