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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Aktienmarktblase 2000 und der weltweiten Finanzkrise 2007 und 2008, die alle innerhalb von jeweils zwei Jahren aufeinander folgten. Zum Teil wurde die Welt vor einer Krise, die dem Ausmaß der großen Depression nahe kam, gerettet, weil die Krisen, die sich im letzten Jahrzehnt auf die Weltwirtschaft auswirkten, eine nach der anderen auftraten, wobei jeweils beträchtliche Zeiträume zwischen ihnen lagen.
    Jahrelang glaubten die Menschen – und vielleicht tun dies auch heute noch viele –, dass eine Wirtschaftskatastrophe im Ausmaß der großen Depression nur das Ergebnis mysteriöser und unausweichlicher tektonischer Kräfte sein konnte, gegen die die Regierungen machtlos waren. Die Zeitgenossen bezeichneten die Depression häufig als ökonomisches Erdbeben, Schneesturm, Malstrom oder Sintflut. Alle diese Metaphern suggerierten eine Welt, die mit einer Naturkatastrophe konfrontiert war, an der keine einzelne Person oder Gruppe schuld war. Dagegen habe ich in diesem Buch die Behauptung aufgestellt, dass die große Depression weder höhere Gewalt noch das Ergebnis tief verwurzelter Widersprüche des Kapitalismus war, sondern das direkte Resultat einer Reihe von Fehlurteilen der für die Wirtschaftspolitik Verantwortlichen. Einige davon wurden schon in den 1920er-Jahren getroffen; andere erst, nachdem die ersten Krisen aufgetreten waren – in jeder Hinsicht handelte es sich um die dramatischste Abfolge kollektiven Versagens der Finanzverantwortlichen, die es je gegeben hat.
    Wer war also schuld? Zunächst waren es die führenden Politiker bei der Pariser Friedenskonferenz. Sie bürdeten einer Welt, die sich noch von den Auswirkungen des Kriegs zu erholen versuchte, eine gigantische Last an internationalen Schulden auf. Zu Beginn der 1920er-Jahre schuldete Deutschland Frankreich und Großbritannien etwa zwölf Milliarden Dollar an Reparationen; Frankreich schuldete den USA und Großbritannien sieben Milliarden Dollar an Kriegsverbindlichkeiten, während Großbritannien seinerseits den USA vier Milliarden Dollar schuldete. In heutiger Kaufkraft entsprechen die Schulden Deutschlands 2,4 Billionen Dollar, die Frankreichs 1,4 Billionen und die Großbritanniens 800 Milliarden Dollar. Die Bewältigung dieser enormen Summen verschlang während des größten Teils der 1920er-Jahre die Energie der Finanzpolitiker und vergiftete die internationalen Beziehungen. Noch wichtiger war, dass diese Schulden die Gefahr von Zahlungsausfällen im weltweiten Finanzsystem massiv erhöhten, und beim ersten Härtetest kam es dann auch dazu.
    Die zweite Gruppe der Schuldigen umfasst die führenden Zentralbankiers der damaligen Zeit, vor allem die vier Hauptfiguren dieses Buchs, also Montagu Norman, Benjamin Strong, Hjalmar Schacht und Émile Moreau. Obwohl sie – vor allem Schacht und Norman – einen großen Teil des Jahrzehnts mit der Anstrengung verbrachten, die schlimmsten Fehler hinter den Reparationen und den Kriegsschulden abzumildern, waren sie mehr als jeder andere für den zweiten fundamentalen Fehler der Wirtschaftspolitik in den 1920er-Jahren verantwortlich: die Entscheidung, die Welt zurück zum Goldstandard zu führen.
    Das Goldangebot hatte mit den Preisen nicht Schritt halten können, und die Verteilung der Goldreserven nach dem Krieg wies ein schweres Ungleichgewicht auf, wobei der größte Teil der Reserven auf die USA entfiel. Das Ergebnis war ein untauglicher Goldstandard, der nicht mehr so problemlos und automatisch funktionieren konnte wie vor dem Krieg. Das Problem der unzureichenden Goldreserven verschlimmerte sich, als Europa zu Wechselkursen zum Goldstandard zurückkehrte, die völlig unangemessen waren. Das führte zu ständigem Druck auf die Bank of England, die wichtigste Stütze des weltweiten Finanzsystems, und zu einem destruktiven und kleinlichen Streit zwischen Großbritannien und Frankreich, der die internationale Zusammenarbeit untergrub.
    Die vier Zentralbankiers schafften es tatsächlich, die Weltwirtschaft in Gang zu halten. Das war aber nur möglich, indem die amerikanischen Zinsen niedrig blieben und Deutschland mit geborgtem Geld versorgt wurde. Es handelte sich um ein System, das zwangsläufig mit einem Zusammenbruch enden musste. Es enthielt bereits den Keim seiner eigenen Zerstörung. Letztlich führte die Politik, die US-Zinsen niedrig zu halten, um die internationalen Börsen zu stützen, zu einer Spekulationsblase am amerikanischen Aktienmarkt. 1927 war die Fed zwischen zwei widersprüchlichen

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