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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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    Für das Ethos von The Family war niemand so typisch wie Willard Straight, ein extravaganter Charmeur, dessen Leben sich liest wie ein Abenteuerroman für Jungen. Schon früh verwaist machte Straight seinen Abschluss an der Cornell University und ging nach China, wo er Mandarin lernte. Er war Reporter im russisch-japanischen Krieg von 1904, wurde Sekretär der amerikanischen Gesandtschaft in Korea, wurde in der Mandschurei zum Generalkonsul ernannt und arbeitete in China für eine von Morgan geführte Bank – alles vor seinem 30. Geburtstag. Danach heiratete er die Erbin Dorothy Whitney, war Mitbegründer von New Republic und diente bei der Armee in Frankreich. Nach dem Waffenstillstand arbeitete er für das Team, das die bevorstehende Friedenskonferenz vorbereitete. Tragischerweise erkrankte er während der Pandemie 1918 an Grippe, und im Dezember 1918 starb er plötzlich im Alter von nur 38 Jahren.
    Ein anderes Mitglied, Joseph Grew, war in den ersten Kriegsjahren als Nummer zwei in der amerikanischen Botschaft tätig. Später war er im Außenministerium für Deutschlandfragen zuständig und leitete das Vorbereitungsteam in Paris. William Phillips, der aus einer reichen Familie kam und eine »blasse Karriere« als Geschäftsmann abgelehnt hatte, um Diplomat zu werden, wurde nach seiner Versetzung nach Peking zum Spezialisten für den Fernen Osten. Später wurde er nach London berufen und zum stellvertretenden Staatssekretär ernannt. Ein weiterer Diplomat, Basil Mines, ein besonders enger Freund Strongs, hatte in Oxford studiert, wurde 1914 nach Petrograd versetzt und war nun der wichtigste Russland-Experte im Staatsdienst.
    James Logan, einer der Gründer dieser engagierten Bruderschaft, war in der Armee geblieben und in den Rang eines Oberstleutnants aufgestiegen. 1914 wurde er als Leiter der amerikanischen militärischen Beobachtungskommission nach Frankreich versetzt. Er war übergewichtig und ließ es sich gern gut gehen; in Paris gehörte er bald zum Inventar der Gesellschaft. Als die USA in den Krieg eintraten, gab man ihm eine hohe Stellung bei den amerikanischen Expeditionstruppen; später arbeitete er für Herbert Hoover in der Hilfsgüterverwaltung.
    Da sich kurz nach dem Krieg so viele Mitglieder von The Family in Paris aufhielten, beschloss Strong, sich ein eigenes Bild davon zu machen, was in Europa getan werden musste. Aber sein Körper ließ ihn im Stich, wie es in den folgenden Jahren noch so oft geschehen sollte. Erschöpft von den Anstrengungen der Kriegsfinanzierung erlitt er einen leichten Tuberkulose-Rückfall und musste sich in den ersten Monaten 1919 eine erneute Auszeit nehmen.
    Im Sommer hatte er sich wieder erholt und war bereit, nach Europa zu reisen. Die Friedenskonferenz war gerade vorbei, und als er die USA verließ, war das Land immer noch voller Jubel und Optimismus wegen der Unterzeichnung des Friedensvertrags. Strong landete am 21. Juli an Bord der R. M. S. Baltic , als sich die offiziellen Friedensfeiern in Großbritannien ihrem Ende näherten. Im ganzen Land hatte es Paraden und Zeremonien gegeben, vom kleinsten Dorf bis zu den größten Städten. In London waren eine Million Menschen gekommen, um eine riesige Parade zu sehen. Dabei waren auch amerikanische und französische Abordnungen, angeführt von General John Joseph »Black Jack« Pershing und Marschall Ferdinand Foch. Die Parade führte am König, der Königin und den Mitgliedern der Regierung vorbei. Die Hauptstadt war voller Fahnen, und die Truppen, die teilgenommen hatten, lagerten noch immer in den Kensington Gardens, als Strongs Zug in der City einfuhr.
    Obwohl die Staatsmänner in Paris daran gescheitert waren, eine große Initiative zum Wiederaufbau Europas zu beschließen, kam er mit großen Erwartungen an. Trotz aller Fehler des Vertrags war er immer noch überzeugt, die USA würden schließlich eine »konstruktive Politik zum Aufbau Europas« beschließen, »indem sie die Rückzahlung der Kriegsschulden verschieben und direkte Hilfe für den Wiederaufbau zur Verfügung stellen.«
    Trotz aller Feiern fand er die Stimmung in der Stadt auf ominöse Weise verändert vor. Im Gegensatz zu Amerika passte sich Großbritannien nur langsam wieder dem Frieden an. Seit Januar war Tabak wieder frei verkäuflich, die Rationierung von Lebensmitteln war im Mai aufgehoben worden. Aber Brot und Zucker erhielt man immer noch nur gegen Lebensmittelmarken. Der ursprüngliche Optimismus, der Großbritannien und die anderen

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