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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Einigung interessiert war, wegen der Entscheidung im Kongress aber nur ein bestimmtes Mindestgebot akzeptieren durfte. Nach zwei Wochen Verhandlungen waren 80 Cents je Dollar das beste Angebot, das die Amerikaner machen konnten.
    Während Baldwin wegen Amerikas Mangel an Großzügigkeit frustriert war – einmal sagte er, er werde ihnen Nachbildungen des goldenen Kalbs schicken –, drängte Norman ihn dazu, das Angebot zu akzeptieren. Aus seiner Sicht zeigte die Bereitschaft der Schuldenkommission, die vom Kongress gesetzten Grenzen zu überschreiten, »einen neuen Wunsch der Amerikaner, wieder nach Europa zu kommen«, und selbst eine harte Einigung wäre ein niedriger Preis dafür, die Amerikaner wieder in die europäischen Angelegenheiten einzubinden.
    Auf dem Heimweg kam die britische Delegation durch New York. Strong und die Partner bei Morgan sagten, sie würden durch weiteres Warten keine bessere Einigung erzielen und rieten ihnen, die Bedingungen zu akzeptieren. Bei der Ankunft in Southampton am 27. Januar 1923 machte Baldwin den dummen Fehler, der Presse gegenüber die Bedingungen zu nennen, noch ehe er sie dem Kabinett vorgelegt hatte. Und weil er meinte, seine Bemerkungen würden vertraulich behandelt, erklärte er, er sei für die Einigung. Dann verstolperte er sich noch mehr, indem er den versammelten Reportern sagte, dass jede Einigung vom Kongress gebilligt werden müsse und viele Senatoren aus dem Westen kämen, wo sie »nur Weizen und andere Produkte verkaufen, ohne sich besonders um internationale Schulden oder den internationalen Handel zu kümmern.« Am nächsten Tag verkündeten die Schlagzeilen, der britische Finanzminister halte den durchschnittlichen Senator für einen »hinterwäldlerischen Provinzler.«
    Der Premierminister war außer sich vor Zorn. Bonar Law hatte zwei Söhne im Krieg verloren, und er war ohnehin schon zutiefst verletzt, weil die Amerikaner die Kriegsschulden nicht anders beurteilten als eine ganz normale geschäftliche Transaktion. »Ich wäre der verfluchteste Premierminister, der jemals in England im Amt war, wenn ich diese Bedingungen akzeptieren würde«, sagte er zu Baldwin. Am 30. Januar plädierte Baldwin im Kabinett stark dafür, die Einigung anzunehmen. Er räumte ein, dass die Amerikaner hätten großzügiger sein können, dass sie am Krieg viel Geld verdient hätten und dass sie den »allmächtigen Dollar« anbeteten, aber dennoch sei diese Lösung die beste, die Großbritannien erreichen könne.
    Bonar Law sprach sich dafür aus, das amerikanische Angebot abzulehnen. Er hatte Maynard Keynes konsultiert, der ihm zum Abwarten riet und argumentierte, Großbritannien solle das amerikanische Angebot zurückweisen »um ihnen [den Amerikanern] Zeit zu geben, um zu verstehen, dass sie ebenso vollständig von uns abhängig sind wie wir von Frankreich und Frankreich von Deutschland. In solchen Fällen hat der Schuldner das letzte Wort.«
    Aber Bonar Law fühlte sich in die Enge getrieben – seinen Finanzminister zu verleugnen, der so öffentlich eingeräumt hatte, dass die Einigung eine Regierungskrise auslösen würde. Als er im Kabinett überstimmt wurde, akzeptierte er die Niederlage, aber er nutzte die Gelegenheit, Dampf abzulassen, auf die traditionelle britische Weise – er schrieb einen anonymen Leserbrief an die Times, in dem er die Entscheidung seiner eigenen Regierung, die amerikanischen Bedingungen anzunehmen, heftig attackierte.
    Als die Franzosen sahen, dass die Briten solch einen schlechten Handel durchgeführt hatten, beschlossen sie abzuwarten. Frankreich regulierte seine Kriegsschulden schließlich 1926, als es zögerlich akzeptierte, 40 Cents je Dollar zu zahlen – und selbst dieses Arrangement wurde erst 1929 von der Nationalversammlung ratifiziert. Italien schnitt noch besser ab. Ebenfalls 1926 einigte man sich mit den USA darauf, nur 24 Cents je Dollar zu zahlen. Wie üblich hatte Keynes recht behalten – abzuwarten hätte den Briten einen besseren Handel beschert.
    Nach einigen Jahren, als die Amerikaner darauf bestanden, diese Zahlungen einzutreiben, waren sie schockiert darüber, wie extrem unbeliebt sie in Europa waren. Journalisten schickten Artikel nach Hause, in denen sie die verschiedenen Gründe dieser Unbeliebtheit untersuchten. Sie trugen Titel wie »Europa schaut finster auf das reiche Amerika«, »Hasst Europa die USA – und warum?« oder sogar »Onkel Shylock in Europa«. Eine informelle Umfrage brachte das Ergebnis, dass die USA

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