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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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verstärkte nur seine privaten Vorurteile, vor allem gegen die politische Klasse in Frankreich, die er für durch und durch bestechlich, hinterhältig, korrupt und ehrlos hielt. »Der schwarze Fleck Europas und der Welt ist und bleibt der Rhein«, schrieb er nach der Besetzung des Ruhrgebiets an Strong. »Es liegen alle Bedingungen für einen Krieg vor, außer dass die eine Seite unbewaffnet ist. Wie lange kann Deutschland so weitermachen?«
    Strongs Frustrationen waren eher persönlicher Natur. Obwohl es ihm finanziell noch immer gut ging, musste er seinen Lebensstil drastisch anpassen. Der Kontrast zwischen seinem relativ moderaten Lebensstil und dem seiner früheren Kollegen im Privatsektor hätte nicht offensichtlicher sein können. Nach der Trennung und der Scheidung lebte er in einer Reihe kleiner Wohnungen; zunächst in einer Suite im Plaza Hotel und von Mitte 1922 an in einem kleinen Appartement mit zwei Schlafzimmern in der Mitte Manhattans. Harry Davison genoss den Besitz einer Villa in der Park Avenue, eines Landguts von 15 Hektar am Nordufer von Long Island und einer Plantage in Georgia, bis er im Mai 1922 plötzlich an einem Gehirntumor starb. Thomas Lamont, die Verkörperung des Wegs, den Strong nicht genommen hatte, lebte in einem großen Stadthaus an der Ecke 70. Straße/Park Avenue, nutzte weiterhin seinen Besitz in Englewood im Frühling und verbrachte den Sommer auf seinem Gut in North Haven in Maine.
    Strong wurde weiterhin von seiner Krankheit geplagt. Im Februar 1923 breitete sich die Tuberkulose auf seinen Kehlkopf aus, was ihn zu einer weiteren längeren Auszeit in Colorado zwang – seine vierte in sieben Jahren –, von der er im Oktober zurückkehrte, danach aber nur zeitweise arbeiten konnte. Seit der Infektion mit der Krankheit 1916 hatte er fast die Hälfte der Zeit fern von seinem Schreibtisch verbracht. Auch wenn er nominell arbeitete, war er oft nicht arbeitsfähig, »behindert durch den großzügigen Gebrauch von Morphium«, zur Kontrolle der schrecklichen Schmerzen. Er war enorm gealtert. Er war gezwungen, Tennis und andere körperlich anstrengende Aktivitäten aufzugeben, und daher hatte er zugenommen. Zudem verlor er seine Haare. Er sah ausgezehrt und überarbeitet aus, fast nicht wiederzuerkennen für jemanden, der ihn zehn Jahre zuvor als groß gewachsenen, schlanken, selbstsicheren und gut aussehenden jungen Mann gekannt hatte.
    Damals war er sehr gesellig gewesen, sogar nach dem Tod seiner ersten Frau. Nun ging er abends nur noch selten aus, und man sah ihn nie im Theater oder in der Oper. Sein Beruf war sein Schmerzmittel, seine Abende verbrachte er mit ruhigen Arbeitsessen in Gesellschaft anderer Bankiers und Beamter.
    Anfang 1924, als seine beiden Söhne davon sprachen, heiraten zu wollen, schrieb er an Norman: »Ich stehe ständig vor der Versuchung, meine Arbeit aufzugeben, um ein wenig zu reisen, zu schreiben und die Dinge leichtzunehmen.« Keiner von ihnen sah vorher, dass sie nach vier frustrierenden Jahren kurz davor standen, ihre Ziele zu erreichen.
 

    Maynard Keynes’ Hochzeit, 1925
    9. Ein barbarisches Relikt
    Der Goldstandard
    Die Zeit wird rückwärts laufen
und uns das Zeitalter des Goldes zurückbringen.
    John Milton, On the Morning of Christ’s Nativity
    Nach dem Krieg gab es unter Bankiers einen allgemeinen Konsens, dass die Welt so schnell wie möglich zum Goldstandard zurückkehren müsse. Der fast schon religiöse Glaube an Gold als Grundlage des Geldes war so sehr in ihrem Denken verankert, so sehr Teil ihrer mentalen Ausrüstung zur Gestaltung der Welt, dass nur wenige von ihnen sich andere Wege zur Organisation des globalen monetären Systems vorstellen konnten. Die Köpfe dieser Bewegung waren Montagu Norman und Benjamin Strong.
    Das größte Hindernis für eine solche Rückkehr war der Berg von Papiergeld, den die Zentralbanken der kriegführenden Länder während des Kriegs in Umlauf gebracht hatten. Nehmen wir zum Beispiel Großbritannien. 1913 belief sich die Gesamtsumme des im Land zirkulierenden Geldes – Gold- und Silbermünzen, von der Bank of England und den großen Geschäftsbanken ausgegebene Geldscheine und als größter Posten die Bankeinlagen – auf umgerechnet fünf Milliarden Dollar. Diese Geldmenge in all ihren verschiedenen Formen war durch die Goldreserven des Landes in Höhe von 800 Millionen Dollar gedeckt. Überraschenderweise lagen nur 150 Millionen davon in den Gewölben der Bank of England. Der Rest bestand aus

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