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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Goldmünzen im Umlauf und Goldbarren, die von den Geschäftsbanken wie Barclays oder Midland aufbewahrt wurden. 1920 hatte die Bank of England der Regierung zur Bezahlung der Kriegskosten so viel Geld geliehen, dass die Geldmenge sich auf umgerechnet zwölf Milliarden Dollar aufgebläht hatte, was wiederum die Preise auf das Zweieinhalbfache steigen ließ. Die Goldreserven waren in etwa gleich geblieben. Während also 1913 für jeden Dollar an Geld 15 Cents Gold standen, waren es 1920 weniger als sieben Cents. Die Bank of England unternahm alle Anstrengungen, Gold zu sparen, zum Beispiel indem Goldmünzen durch Papiergeld ersetzt wurde und indem man das Gold, das früher von Geschäftsbanken aufbewahrt worden war, nun bei der Bank of England konzentrierte. Dennoch war am Ende des Kriegs klar, dass die Reserven des Landes kein ausreichendes monetäres Kissen darstellten, als dass Großbritannien daran hätte denken können, auf Basis des Umrechnungskurses von 1914 zum Goldstandard zurückzukehren.
    Alle Nationen, die am Krieg teilgenommen hatten, sogar die USA, standen vor dem gleichen Dilemma. Denn sie alle hatten sich in mehr oder weniger hohem Maß in eine inflationäre Finanzpolitik geflüchtet. Letztlich gab es nur zwei Möglichkeiten, das frühere Gleichgewicht zwischen dem Wert der Goldreserven und der gesamten Geldmenge wiederherzustellen. Eine bestand darin, den ganzen Vorgang der Inflation umzukehren und die Luft aus der monetären Blase zu lassen, indem man die Menge des umlaufenden Geldes tatsächlich verringerte. Das war der Weg der Wiedergutmachung. Aber er war schmerzhaft. Denn er hatte unausweichlich einen Zeitraum knapper Kredite und hoher Zinsen zur Folge. Das würde fast sicher zu Rezession und Arbeitslosigkeit führen, zumindest bis die Preise wieder nach unten gedrückt waren.
    Die Alternative war zu akzeptieren, dass die Fehler der Vergangenheit jetzt unumkehrbar waren und das monetäre Gleichgewicht mit einem Federstrich wiederherzustellen, indem man den Wert der einheimischen Währung in Goldeinheiten reduzierte – mit anderen Worten: die Währung formal abwertete. Das klingt schmerzlos. Aber eine Generation, die im Glauben an die Sicherheit des Goldstandards aufgewachsen war, hielt Abwertung für eine verkleidete Form der Enteignung, des Betrugs an Investoren und Gläubigern um den Wert ihrer Ersparnisse – was sie bis zu einem gewissen Grad auch war. Außerdem war sie nicht ganz kostenlos. Zentralbanken, die sich in die Deflation geflüchtet hatten, um das monetäre Chaos der Vergangenheit zu ordnen, wurden als finanzielles Äquivalent bekehrter Alkoholiker betrachtet. Es war schwer, den schwarzen Fleck auf der weißen Weste ihrer finanziellen Disziplin wieder wegzuwaschen. Folglich mussten sie meist höhere Zinsen zahlen, um Kredite zu erhalten.
    Eine einfache Analogie für die Wahl zwischen Deflation und Abwertung ist vielleicht der Mann, der zugenommen hat und daher kaum noch in seine Kleider passt. Er kann sich entweder zum Abnehmen entschließen – also zur Deflation – oder akzeptieren, dass sich an seinem größeren Taillenumfang nichts mehr machen lässt und er seine Kleider zum Änderungsschneider bringen muss – was einer Abwertung entspricht. Deflation oder Abwertung, das war nach dem Krieg für jedes Land die zentrale ökonomische Entscheidung. Die Last der Deflation mussten Arbeiter, Firmen und Schuldner tragen, die der Abwertung traf die Sparer. Das Schicksal der Weltwirtschaft würde in den nächsten zwei Jahrzehnten davon abhängen, welchen Weg jedes Land einschlug. Die USA und Großbritannien entschieden sich für die Deflation, Deutschland und Frankreich für die Abwertung.
    Von allen kriegführenden Staaten standen die USA finanziell am besten da, weil sie als letzte in den Krieg eingetreten waren, zumindest von den großen Mächten. Obwohl auch in den USA die Geldmenge im Krieg um 250 Prozent stieg und die Preise sich verdoppelten, hatten sich doch auch die Goldreserven mehr als verdoppelt. Die enormen Käufe von Kriegsmaterial durch die Europäer und die massive Flucht europäischen Kapitals, das jenseits des Atlantiks Sicherheit suchte, hatte Gold im Wert von über zwei Milliarden Dollar in die USA gebracht. 1920 hielt das Land nahezu vier Milliarden Dollar in Gold. Trotz der Inflation durch den Krieg hatten die USA also immer noch eine komfortable Goldreserve zur Deckung der erhöhten Währungsbasis und konnten fast unmittelbar nach dem Ende der Feindseligkeiten

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