Die Herren des Krieges
zuerst bemerkt hatte, schien von einem bestimmten System abhängig zu sein. Das Mädchen, dessen Puls er gefühlt hatte, war schwarzhaarig gewesen. Das letzte Mädchen, das nun vor ihm lag, war blond. Auf der anderen Seite des Flures lagen dunkelhäutige Frauen in allen Schattierungen.
Das Gebäude erinnerte an eine Sammlung. Jemand hatte diese Mädchen ausgestellt, wie Funde eines Entomologen.
Wurden die Männer vielleicht in einem anderen Gebäude aufbewahrt? War der Sammler vielleicht nur an weiblichen Wesen interessiert? Das könnte bedeuten, daß die verantwortliche Person ein Mensch war. Unglaublich pervers, aber ein menschliches Wesen.
Langsam ging er zum Eingang zurück. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Die einzig vernünftige Erklärung für diesen Ort war, daß sie ein Gefangenenlager entdeckt hatten.
Vielleicht hatten in einem fürchterlichen Krieg, der schon lange zurücklag in Zeit und Raum, die Herrscher Horden von Sklaven gesammelt. Die Herrscher hätten es als Verschwendung ihrer eigenen Vorräte angesehen, wenn sie ihre Gefangenen ernährt hätten. Man mußte daher die Kosten für Nahrung und Bewachung auf ein Minimum senken. Auch hatte die Geschichte gezeigt, daß Herrscher von ihren eigenen Gefangenen getötet worden waren.
Darum kamen diese Herrscher auf den Gedanken, das Bewußtsein ihrer Opfer auszulöschen. Dann gaben sie ihnen eine neue, roboterähnliche Persönlichkeit. Ähnliches war schon zu Corsons Zeit möglich gewesen. Wenn man die Mädchen so behandelt hatte, reichte ihre Intelligenz gerade noch an die eines Menschenaffen heran. Aber das hatte die Herrscher sicher nicht gestört. In einem Sklavenmädchen sucht man keinen Geist oder Verständnis.
Wie konnte jemand so etwas tun? Solche Leute konnten im wahrsten Sinne des Wortes nur nekrophil sein.
Corson fühlte für einen Moment eine mörderische Wut. Seine Kiefer mahlten und seine Fäuste ballten sich. Dann verschwand die Vision. Der Wutanfall ging vorüber, und er stand nur noch zitternd da. War das der Weg des Universums? Sollte Gewalt immer wieder neue Gewalt erzeugen? War das wahre Gesicht der Menschheit nur eine blutige Maske? Ritt ein grinsender Dämon auf dem Rücken dieser etwas weiter entwickelten Affen? Konnte man mit diesem Gespenst des Todes und der Verwüstung überhaupt fertig werden, um etwas anderes, Besseres aufzubauen?
Nun … Dyoto. Er dachte an dieses Utopia, das auf den Trümmern des Krieges aufgebaut war. Eine Welt, die keinen Zwang kannte und sich einer Regierung erfreute, die über sechs Jahrhunderte stabil war, eine Welt, die keine Armee brauchte. Die üble Seite der Menschheit mußte ausgerottet werden, aber nicht wieder mit Gewalt. Aber wie konnte man Gewalt beseitigen, ohne Gewalt anzuwenden? Wie konnte man der Fessel des Krieges entkommen?
Antonella kauerte mitten auf dem Boden des Flures. Sie weinte. Die ganze unterdrückte Wut, die er empfunden hatte, seit sie in dem Gleiter ihren Trick mit dem Feuerzeug versucht hatte, wich plötzlich von ihm wie Schnee in der Sonne. Sie war doch ein menschliches Wesen, wie er selbst. Er half ihr auf die Füße und nahm sie in seine Arme.
16.
Corson war hungrig. Mechanisch trat er zum Tor hinaus, als wolle er über eine Lösung nachdenken. Es gab natürlich eine Lösung, das wußte er nur zu gut. Er wußte, daß in dem Gebäude ein riesiger Vorrat an Protein lagerte. Aber er konnte sich den unaussprechlichen Schrecken in Antonellas Augen vorstellen, wenn er ihr erklärte, welchen Preis sie für ihr Überleben zahlen mußte.
In der Ferne sah Corson das Pegason grasen. Er beneidete das Biest. Dann sah er etwas auf der Straße liegen, nicht weit entfernt. Es war ein Beutel. Darauf lag eine Metallplatte, die im milchigen Licht, das durch die Wolken schien, matt glänzte. Mit drei Schritten war Corson herbeigeeilt. Er schaute die Platte genau an, ohne sie zu berühren. Während sie im Innern des Gebäudes waren, hatte jemand die Sachen hierhergelegt, daß man sie gut sehen konnte.
Die Metallplatte trug eine Aufschrift.
Einen Augenblick lang tanzten die Buchstaben vor seinen Augen, dann las Corson:
Corson, dieser Beutel enthält Lebensmittel. Selbst leere Hüllen können noch nützlich sein. Es gibt mehr als eine Möglichkeit, Krieg zu führen. Denke immer daran. Mache dich auf nach Aergistal. Dort werden Verbrecher gerichtet und manchmal begnadigt. Rufe Aergistal. Das Pegason wird gehorchen.
Jemand wollte ihn auf den Arm nehmen. Erst die Flucht,
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