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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Regieren. Möchtet Ihr noch etwas über Mercien hören?»
    «Ich möchte etwas über Guthreds Schwester hören.»
    Beinahe hätte Offa gelächelt. «Die! Sie ist jetzt Nonne.»
    «Gisela?» Ich war erschüttert. «Nonne? Ist sie Christin geworden?»
    «Ich bezweifle, dass sie Christin ist», sagte Offa, «aber sie hat im Kloster Schutz gefunden.»
    «Vor wem?»
    «Vor Kjartan. Er wollte sie mit seinem Sohn verheiraten.»
    |291| Das überraschte mich. «Aber Kjartan hasst Guthred», sagte ich.
    «Trotzdem fand Kjartan, dass Guthreds Schwester eine passende Braut für seinen einäugigen Sohn abgeben würde», sagte Offa.
     «Ich vermute, er will, dass sein Sohn eines Tages König von Eoferwic wird, und es würde dieses Vorhaben unterstützen, wenn
     er Sven mit Guthreds Schwester verheiratet. Wie auch immer, er hat Männer nach Eoferwic geschickt und Guthred Geld, Frieden
     und das Versprechen angeboten, keine Christen mehr zu behelligen, und ich glaube, Guthred war sehr in Versuchung.»
    «Wie konnte er das?»
    «Weil ein verzweifelter Mann Verbündete braucht. Vielleicht hat Guthred einen Tag oder zwei davon geträumt, Ivarr und Kjartan
     auseinanderzubringen. Und Geld braucht er ganz bestimmt. Außerdem hängt Guthred der verhängnisvollen Überzeugung an, in jedem
     Menschen stecke etwas Gutes. Seine Schwester hat weniger an solch menschenfreundlichen Überzeugungen zu tragen, und abgesehen
     davon hätte sie von der ganzen Sache nichts. Also ist sie in ein Nonnenkloster geflüchtet.»
    «Wann war das?»
    «Vergangenes Jahr. Kjartan hat in ihrer Ablehnung eine Beleidigung gesehen und gedroht, sie von jedem einzelnen seiner Männer
     vergewaltigen zu lassen.»
    «Ist sie immer noch in dem Kloster?»
    «Als ich aus Eoferwic abgereist bin, war sie es noch. Sie ist dort sicher vor der Heirat, oder? Vielleicht mag sie auch keine
     Männer. Viele Nonnen mögen keine. Aber ich bezweifle, dass ihr Bruder sie noch lange dort bleiben lässt. Sie ist eine sehr
     wertvolle Friedenskuh.»
    «In einer Ehe mit Kjartans Sohn?», fragte ich verächtlich.
    |292| «Das wird nicht geschehen», sagte Offa und goss sich Bier nach. «Pater Hrothweard, wisst Ihr, wer das ist?»
    «Ein Wahnsinniger», sagte ich und dachte daran, wie Hrothweard in Eoferwic das Volk angestachelt hatte, die Dänen umzubringen.
    «Hrothweard ist wirklich ein außerordentlich widerwärtiger Geselle», pflichtete Offa mit seltener Überschwänglichkeit bei.
     «Er war es, der vorgeschlagen hat, von den Dänen Kirchensteuer einzuziehen. Er hat auch vorgeschlagen, dass Guthreds Schwester
     die neue Frau Eures Onkels wird, und dieser Gedanke könnte Guthred gefallen. Ælfric braucht eine Frau, und wenn er bereit
     wäre, seine Speerkämpfer in den Süden zu schicken, würde das Guthreds Kampfkraft erheblich stärken.»
    «Dann wäre Bebbanburg ohne Schutz», sagte ich.
    «Sechzig Männer reichen, um Bebbanburg bis zum Jüngsten Tag zu verteidigen», sagte Offa wegwerfend. «Guthred braucht eine
     größere Streitmacht, und zweihundert Männer von Bebbanburg wären für ihn ein Geschenk des Himmels und bestimmt eine Schwester
     wert. Wohlgemerkt, Ivarr würde alles tun, um diese Heirat zu verhindern. Er will nicht, dass sich die Sachsen aus dem nördlichen
     Northumbrien mit den Christen aus Eoferwic verbünden. So, Herr», er schob seine Sitzbank zurück, als wolle er damit zeigen,
     dass sein Bericht beendet war. «In Britannien herrscht Friede, nur in Northumbrien hat Guthred mit Schwierigkeiten zu kämpfen.»
    «Keine Unruhe in Mercien?»
    Er schüttelte den Kopf. «Nichts Außergewöhnliches.»
    «Ostanglien?»
    Er hielt inne. «Dort gibt es auch keine Schwierigkeiten», sagte er nach merklichem Zögern, aber ich wusste, dass er diese
     Pause absichtlich gemacht hatte, ein Köder |293| am Haken, also wartete ich ab. Offa jedoch sah mich nur unschuldig an, und schließlich seufzte ich, nahm eine weitere Münze
     aus meinem Beutel und legte sie auf den Tisch. Er ließ sie aufspringen, um festzustellen, ob das Silber gut war. «König Æthelstan»,
     sagte er, «früher hieß er Guthrum, verhandelt mit Alfred. Alfred glaubt, ich wüsste nichts davon, aber da täuscht er sich.
     Sie werden gemeinsam England aufteilen.»
    «Sie?», fragte ich. «England aufteilen? Es ist nicht an ihnen, das Land aufzuteilen!»
    «Die Dänen bekommen Northumbrien, Ostanglien und den nordöstlichen Teil von Mercien. Wessex gewinnt den südwestlichen Teil
     Merciens dazu.»
    Ich

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