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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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anfangen?», fragte er.
    «Mit dem Norden.»
    In Schottland herrsche Ruhe, sagte er. König Aed litt an einer schlimmen Fistel. Trotzdem wurde natürlich in Northumbrien,
     wo sich mein Onkel Ælfric, der Besatzer, jetzt Herr von Bernicia nannte, regelmäßig Vieh geraubt.
    «Also will er König von Bernicia werden?», fragte ich.
    «Vor allem will er in Ruhe gelassen werden», sagte Offa. «Er greift niemanden an, er häuft Reichtümer an, er hat Guthred als
     König anerkannt, und er sorgt dafür, dass seine |288| Schwerter immer gewetzt sind. Dänische Siedler sind ihm willkommen, weil sie einen gewissen Schutz gegen die Schotten bieten,
     aber er lässt keinen Dänen nach Bebbanburg, bevor er nicht sicher ist, dass er ihm trauen kann. Die Sicherheit der Festung
     bedeutet ihm alles.»
    «Aber nun will er König werden?», beharrte ich auf meiner Frage.
    «Ich weiß, was er tut», sagte Offa kurz angebunden, «aber was er vorhat, bleibt zwischen Ælfric und seinem Gott.»
    «Lebt sein Sohn noch?»
    «Er hat mittlerweile zwei Söhne, sie sind beide noch klein, aber seine Frau ist gestorben.»
    «Das habe ich gehört.»
    «Sein ältester Sohn mochte meine Hunde und wollte, dass sein Vater sie kauft. Ich habe nein gesagt.»
    Sonst wusste er nicht viel Neues aus Bebbanburg, nur, dass Ælfric den Palas vergrößert hatte und, viel verdächtiger, der äußere
     Wall und das niedrige Tor erhöht und verstärkt worden waren. Ich fragte Offa, ob man ihn und seine Hunde gerne in Dunholm
     sähe, worauf er mich scharf ansah und sich dann bekreuzigte. «Keiner geht freiwillig nach Dunholm», sagte Offa. «Euer Onkel
     hat mir durch Kjartans Land Geleitschutz gegeben, und ich war ihm sehr dankbar dafür.»
    «Also laufen Kjartans Angelegenheiten gut?», erkundigte ich mich bitter.
    «Sie sprießen wie ein Lorbeerbaum», sagte Offa, und als er meine Verwunderung sah, erklärte er seine Antwort näher. «Seine
     Macht wächst und gedeiht, und er raubt, mordet und vergewaltigt und hält sich in Dunholm verschanzt. Aber sein Einfluss reicht
     weiter, viel weiter. Er ist reich, und er kauft sich mit seinem Geld Freunde. Wenn |289| sich ein Däne über Guthred beschwert, kann man sicher sein, dass er Kjartans Geld genommen hat.»
    «Ich dachte, Kjartan hat zugestimmt, an Guthred Abgaben zu zahlen.»
    «Er hat sie ein Jahr lang bezahlt. Seitdem hat König Guthred der Gute gelernt, ohne diese Abgaben auszukommen.»
    «König Guthred der Gute?»
    «So wird er in Eoferwic genannt», sagte Offa, «aber nur von den Christen. Die Dänen halten ihn für einen leichtgläubigen Narren.»
    «Weil er Christ geworden ist?»
    «Ist er denn ein Christ?», fragte sich Offa selbst. «Er behauptet jedenfalls, es zu sein, und er geht zur Messe, aber ich
     habe den Verdacht, dass er immer noch an die alten Götter glaubt. Nein, den Dänen missfällt er, weil er die Christen bevorzugt.
     Er hat versucht, die Dänen mit einer Kirchensteuer zu belegen. Das war kein sehr kluger Einfall.»
    «Wie lange wird sich König Guthred also noch halten können?», fragte ich.
    «Für Prophezeiungen berechne ich mehr», sagte Offa, «denn alles Wertlose muss besonders teuer verhökert werden.»
    Mein Geld blieb in seinem Beutel. «Was ist mit Ivarr?», fragte ich.
    «Wie meint Ihr das, was mit ihm ist?»
    «Erkennt er Guthred immer noch als König an?»
    «Zur Zeit schon», sagte Offa vorsichtig, «aber Graf Ivarr ist inzwischen wieder der mächtigste Mann in Northumbrien. Er hat
     auch Geld von Kjartan genommen, wie ich gehört habe, und es dazu benutzt, eine Streitmacht aufzustellen.»
    |290| «Und wozu braucht er eine Streitmacht?»
    «Was glaubt Ihr denn?», fragte Offa spöttisch.
    «Um seinen eigenen Mann auf den Thron zu bringen?»
    «Das wäre denkbar», sagte Offa, «aber auch Guthred hat ein Heer.»
    «Ein sächsisches Heer?»
    «Ein christliches Heer. Die meisten Männer sind aber Sachsen.»
    «Also droht ein Krieg aller gegen alle?»
    «In Northumbrien», sagte Offa, «droht immer ein Krieg aller gegen alle.»
    «Und Ivarr wird gewinnen», sagte ich, «weil er keine Skrupel kennt.»
    «Er ist vorsichtiger geworden», sagte Offa. «Das hat ihn Aed vor drei Jahren gelehrt. Aber wenn es so weit ist, wird er angreifen.
     Wenn er sicher ist, dass er gewinnen kann.»
    «Also muss Guthred», sagte ich, «Ivarr und Kjartan töten.»
    «Was Könige tun müssen, Herr, liegt außerhalb meiner bescheidenen Befugnisse. Ich lehre Hunde das Tanzen, nicht Männer das
    

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