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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Dunholm sehen. Die Festung wirkte wie
     ein dunkler Fleck auf ihrem hohen Felsen, und über ihr erkannte ich den Rauch der Feuer von Kjartans Truppe, der sich mit
     den Regenwolken vermischte. Es war nun möglich, dass uns Wachen von der Südseite des Festungswalls |393| aus sahen, doch wir ritten immer noch unter Bäumen, und unsere Rüstungen waren schlammverdreckt, und selbst wenn sie uns sähen,
     würden sie uns sicher nicht für Feinde halten. Sie hatten zuletzt von Guthred gehört, dass er mit seiner hoffnungslosen Truppe
     nach Westen ritt und eine Stelle suchte, um den Wiire zu überqueren, und jetzt waren wir östlich der Festung und schon auf
     der anderen Seite des Flusses.
    Wir ließen uns immer noch von Sihtric führen. An der Ostflanke des Hügels machten wir uns an den Abstieg, sodass wir von der
     Festung aus nicht mehr gesehen werden konnten. Wir erreichten ein Tal, in dem ein Fluss westwärts strömte. Es war nicht schwierig,
     ihn zu durchqueren, und danach ging es wieder bergauf. Während der ganzen Zeit kamen wir an jämmerlichen Hütten vorbei, aus
     deren niedrigen Eingängen uns ängstliche Leute anstarrten. Das waren Kjartans eigene Sklaven, erklärte mir Sihtric, sie mussten
     Schweine züchten, Feuerholz machen und das Getreide für Dunholm anbauen.
    Unsere Pferde wurden müde. Sie waren lange mit Reitern in Kettenhemden und mit schweren Schilden über weichen Boden getrieben
     worden, doch wir waren auch fast am Ziel. Es war nun gleichgültig, ob wir von der Festung aus gesehen wurden, denn wir hatten
     den schroffen Berg erreicht, auf dem Dunholm lag, und nun konnte niemand mehr von dort weg, ohne auf uns zu treffen. Kjartan
     konnte die Krieger, die er zu unserer Verfolgung nach Westen geschickt hatte, nicht mehr zurückrufen, denn nun beherrschten
     wir den einzigen Zugang zu seinem Bollwerk.
    Und so kamen wir an die Engstelle mit der leichten Senkung des Bergkamms, wo der Weg eine Biegung nach Süden macht, bevor
     er zu dem mächtigen Torhaus emporsteigt. Dort hielten wir an, und mit unseren Pferden, die |394| sich auf der Anhöhe verteilten, mussten wir für die Männer auf dem Festungswall aussehen wie ein Heer der Finsternis. Wir
     waren alle schlammverkrustet, unsere Pferde waren schmutzig, doch Kjartans Leute konnten unsere Speere und Schilde und Schwerter
     und Äxte sehen. Inzwischen mussten sie wissen, dass sie den Feind vor sich, und wir ihren einzigen Weg nach Dunholm abgeschnitten
     hatten, und vermutlich lachten sie uns nur aus. Wir waren so wenige, und ihre Festung lag so hoch, und ihr Wall war so mächtig,
     und der Regen peitschte ohne Unterlass auf uns herab, und eine feuchte Dunkelheit kroch die Täler zu unseren beiden Seiten
     hinauf, und dann knisterte auch noch ein scharfer Blitzstrahl unheilvoll über den nördlichen Himmel.
    Wir machten die Pferde an einer sumpfigen Wiese fest. So gut wir es vermochten, rieben wir den Schlamm von ihrem Fell und
     kratzten ihnen die Hufe aus. Dann entzündeten wir etwa zwanzig Feuer an der windabgewandten Seite einer Schwarzdornhecke.
     Es dauerte unendlich lange, das erste Feuer in Brand zu setzen. Viele unserer Männer hatten trockenes Zündholz in ihren Ledertaschen,
     doch sobald sie es herauszogen, wurde es vom Regen durchnässt. Schließlich bildeten zwei Männer mit ihren Umhängen eine Art
     Zelt und nach einem Klicken von Stahl auf Flintstein sah ich den ersten Rauch. Die beiden beschützten das kleine Feuer, als
     wäre es aus Gold, und endlich züngelten die Flammen, und wir konnten das nasse Feuerholz darauflegen. Zischend kochten Wasserblasen
     aus den Scheiten, doch das Feuer schenkte uns dennoch ein wenig Wärme, und es zeigte Kjartan, dass seine Feinde immer noch
     auf dem Berg waren. Ich bezweifle, dass er Guthred für mutig genug hielt, solch einen Angriff zu wagen, aber er musste von
     Ragnars Rückkehr aus Wessex wissen, und er wusste, dass ich von den Toten auferstanden war, und vielleicht |395| verspürte er in dieser langen, nassen Sturmnacht den kalten Hauch der Angst.
    Und während er sich ängstigte, glitten die Sceadugengan durch die Dunkelheit.
     
    Als es Nacht wurde, betrachtete ich den Weg, den ich in der Dunkelheit würde nehmen müssen, und ich hatte kein gutes Gefühl
     dabei. Ich würde zum Fluss hinuntersteigen müssen, dann südwärts am Ufer entlang, doch gerade unterhalb des Festungswalls,
     dort wo der Fluss hinter dem Felsmassiv verschwand, auf dem Dunholm lag, versperrte ein riesiger

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